Meerbusch Osterath unter Spannung

Meerbusch · Eine von vier Stromautobahnen führt durch Meerbusch. Während in anderen Kommunen noch über die Trasse spekuliert wird, herrscht hier schon Klarheit. Die Pläne liegen schon im Technischen Dezernat aus.

Vier neuen Stromautobahnen für mehr als 20 Milliarden Euro sollen die Versorgungssicherheit nach der Energiewende garantieren. Eine der Höchstspannungstrassen (380 000 Volt) verläuft durch Meerbusch zum Umspannwerk Osterath. Sie führt von Emden in Ostfriesland ins baden-württembergische Philippsburg.

Während in vielen Kommunen die Bürger nun in heller Aufregung darüber spekulieren, wo die Stromleitung exakt verlegt werden soll, sind die Meerbuscher einen Schritt voraus. Sie wissen, wo der Netzbetreiber Amprion GmbH tätig werden will.

Ab 11. Juni (bis 10. Juli) liegen im Technischen Dezernat in Lank-Latum an der Wittenberger Straße 21 in sieben dicken Ordnern nämlich die Unterlagen zum Bau einer 380 KV-Leitung von Osterath über Willich, Kaarst, Büttgen, Holzheim, Hoisten, Neukirchen, Gohr, Hoeningen, Broich, Grefrath, Neuss, Frixheim-Anstel, Nettesheim-Butzheim, Stommeln nach Rommerskirchen aus. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat das so genannte Planfeststellungsverfahren für den mehr als 30 Kilometer langen Abschnitt der Stromautobahn eröffnet.

Das war in diesem Fall so schnell nach der aktuellen Ankündigung in Berlin möglich, weil der Bau einer Freileitung aus dem Emsland über Wesel nach Meerbusch und Rommerskirchen schon seit dem Jahr 2008 in Politik und Verwaltung Thema ist. Die Trasse für die vorgesehene neue Höchstspannungsleitung verläuft über landwirtschaftlich genutztes Gebiet und würde vorhandene Leitungen mit 220 KV und 110 KV ersetzen.

Demzufolge würden zwischen Gohr und Osterath 53 neue, bis zu 55 Meter hohe Masten errichtet und 81 Masten von bis zu 33 Meter Höhe wegfallen. Übrigens: Zwischen Osterath Fellerhöfe im Nordwesten Meerbuschs und der Umspannanlage im Süden existiert bereits seit vielen Jahren eine 380 KV-Leitung parallel zur Westumgehung. Um also die Stromautobahn von Emden bis Philippsburg fertigzustellen, sind viele Abschnitte in Deutschland aufzurüsten. In Meerbusch sind die Hausarbeiten sozusagen schon länger erledigt. Auf die Bevölkerung kommen wohl keine neuen Belastungen hinzu.

Aus Angst vor Elektrosmog und Sorge vor einer Verschandelung der Landschaft haben Bürgerinitiativen vorsorglich bereits Hunderte Unterschriften für die Forderung, die Kabel in die Erde zu verlegen, gesammelt. Dagegen führen die Bauherrn aber zahlreiche Argumente ins Feld, berichtete Harald Kirsten, Experte der Stadtverwaltung. Wesentlich seien angeblich höhere Kosten, eine Bodenerwärmung, geringere Haltbarkeit und der zwingende Verzicht auf jedwede Überbaubarkeit und Nutzung der Fläche.

(RP/rl)
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