Meerbusch Nur am Wall will keiner bauen

Düsseldorf · Die Stadt war in diesem Jahr bei der Vermarktung ihrer Grundstücke recht erfolgreich. Dies hat sie unter anderem der insgesamt neu erwachten Investitionsbereitschaft zu verdanken.

In der Summe haben die in 2006 getätigten Grundstücksverkäufe die Erwartungen des Technischen Dezernats übertroffen: Die ersten fünf der sechs Parzellen für freistehende Häuser am Heidbergdamm waren innerhalb von sechs Wochen verkauft - trotz ihrer Nordlage. „Das waren vorher Flächen, auf denen wir nur Rasen gemäht haben“, sagt der Erste Beigeordnete Michael Nowack. Er hat damit die Empfehlung der Gemeindeprüfungsanstalt, sich von pflegeintensiven Grünflächen zu trennen, vorweg genommen.

Auch die beiden Baublöcke für Investoren an der Wittenberger Straße sind verkauft, nachdem das Vermarktungs-Handicap Übergangsheim aufgelöst worden war.

Im Baugebiet Kornstraße in Osterath sind nur noch drei von vormals elf Grundstücken auf dem Markt. „Solche kleinen Baugebiete in gewachsener Substanz gehen immer besser“, erklärt Jürgen Gatzlik, der Abteilungsleiter Grundstücke. Auch über die Vermarktbarkeit des ehemaligen Sportplatzes Kanzlei macht sich Michael Nowack keine Gedanken. Bei ihm hätten schon Bauträger angeklopft, die das gesamte Areal übernehmen wollen.

Auch als Anbieterin der letzten großen Freifläche in Lank an der Uerdinger Straße könnte die Stadt fast jeden beliebigen Preis diktieren. „Wir werden mindestens den Richtwert verlangen“, so Nowack, aber dies bedürfe ja noch eines Ratsbeschlusses. Für das „Dicke Loch“ an der Kierster Straße will die Stadt demnächst eine Bebauung planen, die das durch Altlasten verseuchte Areal ausspart.

So zuversichtlich gingen die Planer allerdings nicht ins Jahr. Die Nachfrage nach Grundstücken habe erst im Frühjahr ganz plötzlich angezogen. „Die Bereitschaft zu investieren ist wieder da“, sagt Gatzlik. Die Stadt mache aber auch oft die Erfahrung, dass Interessenten ihre Bewerbung wieder zurückziehen. Denn die Entscheidung für ein Grundstück werde mitunter so leichthin getroffen wie die, einen Wintermantel zu kaufen. „Und selbst wenn die finanzielle Seite abgeklärt ist, scheitern die Bauherren dann am Planungsrecht, weil ihr Musterhaus überhaupt nicht aufs Grundstück passt“, erklärt Arthur Unger, Fachbereichsleiter Planen und Bauen.

Und während die Stadtplaner beim ersten Spatenstich für den Strümper Busch im Frühjahr 2005 noch „hellseherische Fähigkeiten“ brauchten, um diese Nachfrage abzusehen, sind jetzt schon etliche Häuser bezogen. Aber offensichtlich ist auch, dass sich die Käufer von dem wehrhaften Lärmschutzwall abgeschreckt fühlen. Der AK Controlling hat unter anderem die Ostausrichtung der Grundstücke als Ursache für das mangelnde Interesse ausfindig gemacht. „Jüngere Menschen fliegen auf die Süd-West-Lage, ältere flüchten vor der Sonne“, weiß Nowack. Die Stadtplaner glauben auch, dass der Wall die Leute vor scheinbar unlösbare gestalterische Probleme stellt, deshalb hat die Stadt jetzt Vorschläge erarbeitet. Für Nowack bieten die Wallgrundstücke einige nicht zu vernachlässigende Vorteile: „Keine Nachbarn, größere Grundstücke“. Dass potenzielle Käufer wenig geneigt sein könnten, die Hälfte des Walles für immerhin 225 Euro/ Quadratmeter kaufen zu müssen, weisen die Planer dagegen zurück.

(RP)
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