Besuch im neuen Stadtarchiv Neues Haus für Meerbuschs Geschichte

Meerbusch · Das Archiv der Stadt ist umgezogen und seit Anfang Mai auf vier Etagen in einem Neubau in Osterath zu finden. Allerdings ist das Gebäude noch immer eine Baustelle, Besucher sind weiterhin nicht zugelassen.

 Archivar Michael Regenbrecht richtet sich derzeit am neuen Standort ein. Der Inhalt des Stadtarchivs muss in den neuen Räumlichkeiten nach System organisiert werden.

Archivar Michael Regenbrecht richtet sich derzeit am neuen Standort ein. Der Inhalt des Stadtarchivs muss in den neuen Räumlichkeiten nach System organisiert werden.

Foto: male

Michael Regenbrecht ist umgezogen – mit all seinen Büchern und Dokumenten. Zwei Wochen hat der Umzug von der Karl-Borromäus-Straße 2a in Büderich nach Osterath in den Neusser Feldweg 4 gedauert. Bei diesem Umzug galt es nicht, einige wenige schwere Kisten zu schleppen, sondern das gesamte Archiv der Stadt Meerbusch ist vom Standort an der Adam-Riese-Grundschule in den Neubau am Erwin-Heerich-Haus umgezogen – ein gemeinsamer Eingang verbindet jetzt die beiden stätischen Einrichtungen. Nötig geworden war der Standortwechsel, weil die Büdericher Grundschule aufgrund von langfristig steigenden Schülerzahlen die bisher vom Archiv genutzten Räume dringend für die Unterbringung weiterer Klassen benötigt. Deshalb wurde der Neubau über vier Etagen gebaut. Organisiert und koordiniert hat den gesamten Umzug Sandra Wilting, Mitarbeiterin des Stadtarchivs.

Nur wenige Tage waren Wilting und Stadtarchivar Regenbrecht für die Meerbuscher Bürger nicht per Mail (archiv@meerbusch.de) zu erreichen, da Computer noch nicht angeschlossen waren. Seit Anfang Mai stehen die beiden aber wieder per Mail oder Telefon 02132 916358 für Auskünfte bereit. Besucher können sie jedoch immer noch nicht empfangen. „Wir sind in eine Baustelle eingezogen und arbeiten nun auch schon seit drei Monaten auf einer Baustelle“, stellt Regenbrecht fest. Dabei erschwerte die Pandemie und damit verbundene Lieferschwierigkeiten die Fertigstellung, die ursprünglich für das Frühjahr geplant war.

Regenbrecht und Wilting haben sich arrangiert und die vier Etagen mit Schrift-, Bild- und Tondokumenten sowie elektronischen Informationsträgern, die aus rechtlichen und administrativen Gründen dauernd aufzubewahren sind, in die hohen, fahrbaren Kompaktanlagen eingeräumt. Dazu gehören auch die Meldekarteien bis 2009, die wegen Rentenansprüchen aufbewahrt werden müssen. Die neueren Daten sind bereits digitalisiert.

In den vier Magazinräumen gibt es bewusst keine Fenster. Denn die sensiblen Akten sollen vor Licht und Feuchtigkeit geschützt werden. Eine Klimaanlage soll nach Installation eine konstante Temperatur von 15 Grad herstellen und auch die Entfeuchter, die in Büderich nötig waren, überflüssig machen. Denn gerade Nässe schadet den empfindlichen Papieren. Zwar sind sie in feuchtigkeitsabweisende Kartons verpackt, doch muss penibel Nässe vermieden werden. Deshalb wurde auch im Keller ein Fluttor installiert, das bei Starkregen Schaden abwenden soll.

Neben Akten, die mindestens 30 Jahre lang aufbewahrt werden müssen, dazu gehören unter anderen Sozialstandsakten, Personalakten und Adoptionsakten, gibt es auch ein umfangreiches Zeitungsarchiv, das seit 1970 gepflegt wird, die Komplettsammlung des Spiegel von 1946 bis 2000 oder auch Unterlagen aus der Wirtschaft (144 Jahre Ostara, Weinhandlung Van Dawen), Deposita und Nachlässe. „Wir versuchen, das gesamte städtische Leben in den Sammlungen abzubilden“, sagt Regenbrecht, der sich in dem Regaldschungel blind zurechtfindet. „Das ist ein Schatz, den wir hier haben“, sagt Regenbrecht stolz unter zeigt auf die 414 Leitz-Ordner der Sammlung Jungmann.

Akribisch hat der Hobby-Archivar Familienchroniken erstellt, mit Kopien von Geburts- und Totenscheinen ergänzt und dem Archiv hinterlassen. So bittet der Archivar auch Einzelpersonen, Vereine, Handwerk und Industrie nichts ungesichtet wegzuwerfen. Ein Anruf im Stadtarchiv und auch bald wieder ein Besuch in den neuen Räumen, klärt schnell, was unbedingt aufgehoben werden sollte. Dazu gehören natürlich Pläne für städtische Bauten (Neubau Hallenbad), Plakate der Parteien zu Wahlen, Totenzettel, Postkarten und Fotos. Die Sammlungen zu Haus Meer und zur Städtepartnerschaft mit Fouesnant sind wichtige Unterlagen.

In einigen Tagen wird der Schriftzug „Stadtarchiv“ an der Aussenfassade erleuchten sein und ein Tag der offenen Tür für die Bürger ist auch geplant. Zu diesem Ereignis will Michael Regenbrecht einen Flyer erstellen, der die Aufgaben des Archivs und die Möglichkeiten der Nutzung aufzeigt. Denn der Eingangsbereich für die interessierten Bürger ist bis auf die Möbel und Anschlüsse schon fertig. Hell und freundlich ist der Raum, der mit einem bunten Kunstwerk an den Wänden geschmückt ist. Dieses zeigt Wahrzeichen der Stadt und den Umbruch des Archivs. Buchstaben und Digitales gehen ineinander über.

 Von außen wie von innen steht am Meerbuscher Stadtarchiv noch Arbeit an, bevor der Regelbetrieb wieder losgehen kann.

Von außen wie von innen steht am Meerbuscher Stadtarchiv noch Arbeit an, bevor der Regelbetrieb wieder losgehen kann.

Foto: male

Das ist nämlich auch die Schnittstelle, an der sich das Stadtarchiv befindet. Ein Multifunktionsgerät, der Vue-Scanner, wird im Keller installiert werden und den Weg zum digitalen Archiv vorbereiten. Das Digitale wird jedoch nicht Vorhandenes wie die Handbibliothek oder Familiennachlässe, die Leihgaben sind und nur mit Zustimmung der Familie eingesehen werden dürfen, ersetzen. Sandra Wilting und Michael Regenbrecht freuen sich auf die ersten Besucher, um mit Rat und Tat und ganz viel Fachwissen bei Recherchearbeiten den Meerbuschern zur Seite zu stehen.

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