Meerbusch Neuer Ärger um die Hindenburgstraße

Meerbusch · Mit einem Bürgerantrag fordert Christian Thieme den Rat auf, dem Beispiel der Stadt Münster zu folgen und die Straße endlich umzubenennen. Die Verwaltung sieht nach wie vor "keine zwingenden Gründe".

 Die Hindenburgstraße soll nicht mehr länger Hindenburgstraße heißen.

Die Hindenburgstraße soll nicht mehr länger Hindenburgstraße heißen.

Foto: Boris Schmidt

Jeder Bürger kann sich mit Anregungen und Beschwerden an den Rat wenden. Das hat nun auch der Nierster Christian Thieme getan und fordert in seinem Bürgerantrag, dass die Hindenburgstraße in Büderich durch einen anderen Straßennamen ersetzt wird.

Thieme nennt in seiner Begründung unter anderem das Beispiel der Stadt Münster, die vergangenes Jahr den Hindenburg- in den Schlossplatz umbenannt hat. Die Stadt sollte dem Beispiel folgen und eine Straßenumbenennung vornehmen.

Nach "objektiven Maßstäben", so Thieme, sei eine Straßenbezeichnung nach Paul von Hindenburg heute nicht mehr möglich. Hindenburg habe Hitler "aus politischem Kalkül" im Januar 1933 zum Reichskanzler berufen. Mit der Unterzeichnung der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" habe Hindenburg den Weg in die nationalsozialistische Diktatur bereitet. Untersuchungen belegten, dass Hindenburg "bewusst und keineswegs aus mangelnder Kenntnis oder krankheitsbedingt" so gehandelt habe, schreibt Thieme in der Begründung des Bürgerantrags.

Am 12. September wird sich der Hauptausschuss mit dem Antrag befassen. Als Entscheidungsgrundlage für die Politiker hat die Verwaltung den Sachverhalt geschildert. Darin heißt es: "[...]der Name Hindenburg findet sich mit den Zusätzen Straße, Platz oder Damm in vielen deutschen Städten". Die Entscheidung der Stadt Münster, den Namen zu verbannen, habe bundesweit zu einer Diskussion geführt.

"Die Verwaltung ist der Auffassung, dass ein Straßenname grundsätzlich nur dann geändert werden sollte, wenn es dafür zwingende Gründe gibt", heißt es in der Vorlage. Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Rat der Stadt Meerbusch einige Straßennamen geändert. So bekam beispielsweise die Adolf-Hitler-Straße in Büderich ihren alten Namen Dorfstraße zurück. Und auch die Necklenbroicher Straße, die die Nationalsozialisten zumindest auf einem Teilstück zur Hermann-Göring-Straße gemacht hatten, wurde wieder komplett Necklenbroicher Straße. Zuletzt wurden 1947 einige Namen geändert, die Hindenburgstraße aber blieb.

"Ob die Ergebnisse der bisherigen Geschichtsforschung nun zu einer anderen Auffassung bezüglich der Namensänderung führen, wird sicherlich auch in Meerbusch unterschiedlich beurteilt", heißt es vonseiten der Stadt. Zwingende Gründe dafür, dass die nunmehr jahrzehntelange Bezeichnung "Hindenburgstraße" nicht mehr hinnehmbar ist, seien nach Auffassung der Verwaltung nicht gegeben. Es wird deshalb empfohlen, von einer Namensänderung abzusehen.

Zur Historie: Zweimal wurde der Name Hindenburgstraße auf Meerbuscher Stadtgebiet bereits getilgt. Allerdings nicht aus historischen, sondern aus praktischen Gründen: Im Zuge der Neugründung der Stadt Meerbusch sollten doppelte Straßennamen vermieden werden. So trägt die einstige Hindenburgstraße in Osterath heute den Namen eines späteren deutschen Staatsoberhauptes: Theodor Heuss. Nur die älteste Hindenburgstraße, die in Büderich durch den Meererbusch führt, durfte ihren Namen behalten.

Recherchen des Meerbuscher Historikers Peter Dohms im Auftrag der Stadt zur Rolle des NS-Sportfunktionärs Carl Diem (1882-1962) führten 1996 zur Umbenennung vieler Straßen und Sportstätten in ganz Deutschland.

Auch Meerbusch hatte einen Carl-Diem-Weg. Er heißt seit den späten 1990er Jahren nach einem Bösinghovener Heimatforscher Georg-Buscher-Weg.

(RP)
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