Meerbusch Neue Frisch-Biografie bei Mönter

Düsseldorf · Heute um 19 Uhr stellt Ingeborg Gleichauf zum 100. Geburtstags von Max Frisch (im Mai des kommenden Jahres) ihre neue Biografie "Jetzt nicht die Wut verlieren" im Osterather KulturZentrum Mönter, Kirchplatz 1-5, vor. Das Buch ist eine Rekonstruktion der Stationen des Schweizer Schriftstellers in Zürich, Rom und Berlin. Mit Theaterstücken wie "Biedermann und die Brandstifter" oder "Andorra" sowie mit seinen beiden großen Romanen "Stiller" und "Homo Faber" erlangte Max Frisch Bekanntheit. Erst nach dem Erfolg seines Romans "Stiller" entschied er sich endgültig für ein Dasein als Schriftsteller.

Im Zentrum seines Schaffen stand häufig die Auseinandersetzung mit sich selbst, wobei viele der dabei aufgeworfenen Probleme als typisch für den postmodernen Menschen gelten: Finden und Behaupten einer eigenen Identität, Konstruktion der eigenen Biographie, Geschlechterrollen und ihre Auflösung sowie die Frage, was mit Sprache überhaupt sagbar sei. Im literarisch ausgestalteten Tagebuch, das Autobiografisches mit fiktionalen Elementen verbindet, fand Frisch eine literarische Form, die ihm in besonderem Maße entspricht und in der er auch seine ausgedehnten Reisen reflektiert. Nachdem er jahrelang im Ausland gelebt hatte, beschäftigte sich Frisch nach seiner Rückkehr zunehmend kritisch mit seinem Heimatland, ehe er am 4. April 1991 an den Folgen eines Krebsleidens in Zürich starb. Ingeborg Gleichauf studierte Germanistik und Philosophie in Freiburg und promovierte über Frischs langjährige Weggefährtin Ingeborg Bachmann. Die Autorin schrieb bereits ausgezeichnete Biografien über Hannah Ahrendt über Simone de Beauvoir. Für letztere wurde sie 2008 auch mit dem Kritikerpreis der Jury der Jungen Kritiker Österreichs ausgezeichnet.

In ihrem neuen Werk erzählt Gleichauf von dem Mensch und dem Schriftsteller und zeigt, wie sehr die Schlüsselfragen in Frischs Werk unser heutiges Leben betreffen. Statt mit Zahlen, Daten und Fakten zu operieren, erzählt sie Geschichten, aus denen sich das Wesentliche über den Schriftsteller extrahieren lässt – ohne dabei den wissenschaftlichen Anspruch zu vernachlässigen. Gleichauf entdeckte den Schweizer neu. Sie schaut ins Innere der Person und kommt ihr damit sehr nahe. Die Annäherung an Frisch gestaltet sie sehr persönlich, der wissenschaftliche Anspruch steht nicht an erster Stelle. Die Biografin erzählt dem Leser die Lebensgeschichte des Schweizers chronologisch und beleuchtet erklärend. Mit ihren klug ausgesuchten Geschichten ermöglicht sie den Lesern Begegnungen mit Frisch und seinem Werk, die oftmals neu und überraschend sind.

(RP)
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