Sportschützen TSV Meerbusch Schießen – jetzt mit noch mehr Konzentration

Lank-Latum · Nach neun Wochen Pause freuen sich die Sportschützen des TSV Meerbusch, endlich wieder ihrem Hobby nachgehen zu können. Aber die Stimmung auf dem Schießstand an der Nierster Straße ist anders. Niemand will riskieren, dass die Anlage wieder geschlossen wird.

 Trainieren auf dem Stand an der Nierster Straße: (von vorne nach hinten) Hans Detemple, Elmar Keilholz, Herbert van Kuilenburg.

Trainieren auf dem Stand an der Nierster Straße: (von vorne nach hinten) Hans Detemple, Elmar Keilholz, Herbert van Kuilenburg.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Mit Gewehrkoffer, Ausrüstungstrolley und reichlich Vorfreude stehen vier Meerbuscher vor dem Schießstand an der Nierster Straße in Lank-Latum.  Sie kennen sich zum Teil seit Jahrzehnten und halten trotzdem brav Abstand voneinander. Die sonst oft herzliche Begrüßung im Aufenthaltsraum, meist mit einem Schwätzchen und sonntags auch einer entspannten Tasse Kaffee und etwas Kuchen ist aktuell passé. Natürlich fallen einige freundschaftliche Begrüßungsworte, aber die Stimmung ist anders.

Diesmal müssen die Sportler einzeln eintreten, das Desinfektionsmittel steht schon am Eingang bereit und eine lange Tischreihe trennt den sonst eher behaglichen Aufenthaltsraum in zwei fast klinisch sterile Bereiche. Auf dem Tisch liegt das obligatorische Anmeldeformular, das Frank Hamm verwaltet. Ehefrau Ina weist am PC die Stände zu. Zwischen zwei Schützen bleibt immer ein Stand frei, so sind zwei Meter gewonnen, zehn Stände gibt es in der Halle. Die Schützenstände sind zudem durch Tische vom Rest der Fläche abgetrennt. Das Konzept ist jedem Mitglied bekannt, Ausnahmen werden nicht gemacht – und jeder hält sich schon aus Teamgeist daran. Niemand will riskieren, dass ein Vereinsmitglied gefährdet oder die Anlage wieder geschlossen wird.

Die Aufsicht führt Klaus Fenselau, der als einziger mobil ist, um die Schützen mit allem zu versorgen, was im Tresorraum eingelagert ist: Luftdruckwaffen und Pressluft für die Kartuschen, eventuell Munition. Die meisten brauchen nur Pressluft, da sie oft eigene Luftgewehre besitzen. Ab einer gewissen sportlichen Perfektion ist das sinnvoll – jede Waffe ist anders, ebenso wie der Schütze.

Pro Stunde ist übrigens immer nur eine Lage auf dem Stand, den Anfang machen die Angehörigen der Risikogruppen, weil der Stand dann stets komplett frisch desinfiziert ist. Danach folgt die Vereinsjugend, damit das Training nicht zu spät beendet ist, dann kommen alle anderen. Damit es keine Wartezeiten oder unnötige Menschenansammlungen gibt, müssen sich die Schützen zudem vorab online anmelden. Jeder kann freie Zeiten buchen und sich so sicher sein, dass alles den Vorgaben entspricht und niemand umsonst kommt oder lange Wartezeiten in Kauf nehme muss – gewechselt wird ja erst nach einer Stunde und die gemütliche Atmosphäre im Aufenthaltsraum gibt es derzeit nicht.

Auch wenn die Situation ungewohnt ist, fällt den Schützen die Umsetzung des Sicherheitskonzeptes nicht schwer. Disziplin und Konzentration sind ohnehin unabdingbare Grundlagen ihres Sports. Wer 300 von 300 möglichen Ringen schießen will, muss absolut in sich ruhen, alles um sich herum ausblenden, atmen, zielen, schießen, nachhalten und ausatmen – dreißig Mal in Folge mit Routine und Präzision.

Nach dem Einpacken wird der Stand übrigens durch den Notausgang verlassen, um „Gegenverkehr“ am Eingang zu vermeiden. Das Schöne daran: Am frühen Dienstag- und Freitagabend steht man dann trotz Corona meist direkt im strahlenden Sonnenschein.

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