Meerbusch Mutter erstochen - fünf Jahre Haft für 18-Jährigen

Meerbusch · Beim Strafmaß für den jungen Meerbuscher, der im März seine Mutter mit 24 Messerstichen tötete, blieb das Gericht unter dem Antrag der Verteidigung.

Der Vorsitzende Richter Werner Arendes hat gestern im Tötungsprozess am Düsseldorfer Landgericht ein mildes Urteil über einen 18-jährigen Meerbuscher gefällt. Dieser hatte im März seine Mutter mit 24 Messerstichen getötet. Arendes verurteilte ihn zu fünf Jahren Haft nach Jugendstrafrecht - somit erhielt der Angeklagte die Hälfte der Höchststrafe. Das Gericht entschied sich damit für ein Strafmaß, das noch drei Monate unter der Beantragung von Verteidiger Henner Apfel lag.

Während der gesamten einstündigen Urteilsverkündung und -begründung saß der 18-Jährige ruhig auf der Anklagebank, hörte zu, zeigte aber weiterhin kaum eine Reaktion. Bei der Urteilsbegründung betonte der Vorsitzende Richter, "dass die Kammer dem Angeklagten eine Perspektive geben will. Wir rücken sein intellektuelles Potenzial in den Vordergrund. Er hat viele Begabungen."

Damit ging Arendes darauf ein, was viele Zeugen im Laufe des 13-tägigen Prozesses immer wieder betont hatten. Der Angeklagte sei ein freundlicher, höflicher und sehr intelligenter junger Mann. Er könnte, wenn er wollte, viel erreichen. Da jedoch "lange Strafen eine abträgliche Wirkung haben", wolle Arendes ihm noch eine Chance geben, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, und berief sich auf den Erziehungsgedanken laut Bundesgerichtshof. "Die Strafe durfte aber auch nicht zu gering sein, sonst wirkt es verharmlost."

Bis der Angeklagte 14 Jahre alt wurde, sei er ohne Auffälligkeiten gewesen, habe gute Schulnoten gehabt. Nach dem Wechsel auf ein Gymnasium habe er jedoch einen Lebenswandel kennengelernt, den sich seine Mutter nicht leisten konnte, berichtete der Vorsitzende Richter. Der Angeklagte fing an zu stehlen und Drogen zu konsumieren. Seit 2012 war er immer wieder in pädagogischen und therapeutischen Einrichtungen untergebracht, kehrte aber jedes Mal in die Wohnung seiner Mutter zurück. Dort kam es in den vergangenen Monaten vor der Tat zum Dauerstreit, der letztlich tödlich endete.

Der damals 17-Jährige hatte nach einem Streit mit seiner Mutter über seinen Fernsehkonsum die 41-Jährige im Affekt getötet. Mit einem Küchenmesser stach er insgesamt 24 Mal auf die vierfache Mutter ein. Am nächsten Morgen wurde er rund 500 Meter vom Wohnhaus entfernt von der Polizei aufgegriffen. Die Tat hat der Meerbuscher bereits an einem früheren Verhandlungstag gestanden.

Als einen der wichtigsten Gründe für die Tat sah Richter Arendes, dass die Mutter des Angeklagten ihn über seine Herkunft belogen und ihn bloßgestellt habe. "Sie hat immer wieder in seinem Beisein anderen Menschen gegenüber behauptet, dass er ein Kind aus einer Vergewaltigung ist. Dies hat sich jedoch erst im Nachhinein als Lüge herausgestellt", erläuterte der Vorsitzende Richter. Zudem sei die Situation zu Hause zuletzt eskaliert. "Die Mutter habe ihm gedroht, dass sie ihn rauswerfen wird, wenn er 18 Jahre alt ist und hat ihn als asozial und faul beschimpft", zählte Arendes auf. "Somit hat er nach dem erneuen Streit Ende März, als seine Mutter ihn rauswerfen wollte, womöglich Panik bekommen." Ob er auf dem Weg zum Ausgang zufällig das Messer in der Küche entdeckt hatte, sei jedoch bis zum Ende unklar. Arendes ergänzte aber: "Ich möchte die Mutter dadurch nicht in ein schlechtes Licht rücken und auch nicht sagen, dass das Opfer auch Täter hätte sein können."

Die Tat an sich, konnte nicht genau rekonstruiert werden, da der Angeklagte sich nur teilweise dazu geäußert hatte und von einem Black out spricht, "dass er aber zugestochen hat, ist unstrittig. Auch die Tötungsabsicht wird durch die Art der Verletzungen im Oberkörperbereich deutlich", betonte Arendes, der eine psychische Störung beim jungen Meerbuscher ausschließt. "Es war eine unfassbar brutale Tat."

(RP)
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