Meerbusch Mutig und offensiv

Meerbusch · Pfarrer Karl-Heinz Pütz hat sich zu seiner Alkoholsucht bekannt. Im "Logbuch", dem Gemeindebrief der St. Mauritius und Heilig-Geist-Gemeinde hat er die Büdericher informiert, dass er im Sommer wechseln will.

 Pastor Heinz Pütz in der Niederdonker Kapelle: Er gibt gern Auskunft über Symbole und Rituale in der katholischen Kirche

Pastor Heinz Pütz in der Niederdonker Kapelle: Er gibt gern Auskunft über Symbole und Rituale in der katholischen Kirche

Foto: ud

Pastor Karl-Heinz Pütz (61) wird im Sommer die Leitung der katholischen Gemeinde St. Mauritius und Heilig Geist in Büderich abgeben. Das teilt er im "Logbuch", dem Gemeindebrief der Kirche, mit. Mit offenen Worten beschreibt er dort sein Problem. Er ist alkoholkrank.

"In den vergangenen Jahren ist die Belastung in meiner Aufgabe als verantwortlicher Pfarrer immer anspruchsvoller und oft zu viel für mich geworden. In meiner Not habe ich einen Ausgleich und Trost im Alkohol gesucht und bin davon abhängig geworden", schreibt Pütz.

Er hat sich in Therapie begeben. Dort seien ihm die tiefer liegenden Ursachen bewusst geworden. "Ich habe meine Grenzen kennen gelernt", sagt er. "Vieles liegt in meiner Lebensgeschichte", so der Pfarrer, der mit seinem Rückzug keine Kritik an den Anforderungen üben will, die an einen Pfarrer gestellt werden. "Ich möchte keine Schuldzuweisungen machen", betont er gegenüber der Rheinischen Post.

"Burnout und Alkoholprobleme haben oft vielschichtige Ursachen", kommentiert Pressesprecher Michael Kasiske vom zuständigen Erzbistum Köln. "Der Beruf des Pfarrers ist sehr anspruchsvoll und stressig", räumt er ein. Dieser Druck könne vorhandene Probleme verschärfen. Besonders durch die Zusammenlegung von Gemeinden könne die Belastung wachsen. Dem versuche man durch die so genannte Strukturreform innerhalb der Gemeinden zu begegnen, um die Priester zu entlasten, erläutert der Pressesprecher. Ähnlich wie in anderen Berufsgruppen würde das Bistum als Arbeitgeber Begleitung, Supervision und regelmäßige Treffen innerhalb der Dekanate anbieten.

Die Büdericher Stelle, so versichert Kasiske, soll wieder besetzt werden. "Es gibt ständige Wechsel im Bistum", so Kasiske. Die Stelle werde im kircheneigenen Amtsblatt ausgeschrieben. Die potenziellen Bewerber werden dem Pfarrgemeinderat in Büderich vorgestellt. Pütz will weiter arbeiten, aber an einer weniger exponierten Stelle. Er will in die "zweite Reihe treten". Manfred Klingen vom Kirchenvorstand der katholischen Gemeinde in Büderich bedauert den Weggang. "Ich bin mit Pütz aufgewachsen", sagt er. Er schätzt den mutigen Umgang seines Pfarrers mit der Problematik. "Es ist gut, offen und ehrlich damit umzugehen", sagt Klingen. Die Gemeinde sei gut aufgestellt.

Er sieht die allgemeine Entwicklung mit Sorge. "Ein Pfarrer ist heute längst nicht mehr nur Seelsorger, sondern auch Manager. Der Druck wächst angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen, die Angebote der Kirche so zu gestalten, dass die Menschen sich angesprochen fühlen", weiß der engagierte Kirchenvorstand, der sich um Kinder- und Jugendarbeit bemüht und für Personalfragen innerhalb der Gemeinde zuständig ist.

Pütz ist kein Einzelfall. Sieben bis zehn Prozent der Pfarrer haben Suchtprobleme, 3500 bis 4500 Priester trinken unkontrolliert Alkohol oder nehmen übermäßig Tabletten, schreibt der Psychologe Bernhard Mäulen in "Konturen", einer Fachzeitschrift für Sucht und soziale Fragen.

(RP/rl)
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