Meerbusch Mitstreiter für Nachtflugverbot

Meerbusch · Unerwartete Schützenhilfe in Sachen Nachtflugverbot gab es gestern für die Meerbuscher Christoph Lange und Dieter Spindler aus Berlin. Die beiden streiten seit Jahren als Vorsitzender des Vereins Bürger gegen Fluglärm und als Bürgermeister und Chef der Fluglärmkommission am Düsseldorfer Flughafen für eine strikte Nachtruhe in der Zeit von 22 oder 23 Uhr bis 6 Uhr morgens.

 Ewige Lärmquelle: Der Düsseldorfer Flughafen

Ewige Lärmquelle: Der Düsseldorfer Flughafen

Foto: dapd

In das gleiche Horn tutet nun Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, in einem Spiegel-Interview. Um Menschen in der Nähe von Verkehrsflughäfen vor gesundheitsschädlichem Lärm zu schützen, verlange seine Behörde eine Ausweitung von Nachtflugverboten und eine bundesweite Planung des Flugverkehrs. Insbesondere für stadtnahe Airports sei ein Start- und Landeverbot für die Zeit von 22 bis 6 Uhr notwendig, erklärte er. Lärm sei das am stärksten unterschätzte Umweltproblem in Deutschland, sagte der Umweltbundesamt-Chef dem Spiegel. Die gesetzlichen Grenzwerte für Fluglärm reichten nicht aus, die Belastung sei deutlich zu hoch. Vor allem in den Nachtstunden schädige der Lärm eindeutig die Gesundheit.

"Wir werden immer wieder in unserem Protest gegen Nachtflüge und unsinnige Kurzstreckenflüge bestärkt, mit jeder wissenschaftlichen Studie mehr", kommentierte Lange eine Entwicklung, die mit den Äußerungen des Chefs des Umweltbundesamts einen vorläufigen Höhepunkt fand.

"Den Lärm nehmen dabei viele wahr, die Umweltschäden durch giftige Verbrennungsrückstände in unserer Atemluft bisher nur wenige. Aber letztlich nimmt jeder Schaden, ob bewusst oder unbewusst, Anwohner oder nicht, Erwachsene, Kinder oder Jugendliche, sogar Ungeborene im Mutterleib, wie uns Ärzte versichert haben", macht Lange ein weiteres Fass auf. Nach Angaben des Osterathers sind 860 000 Nachbarn des Düsseldorfer Flughafens von Fluglärm betroffen, aber drei Millionen Bürger von den Abgasen aus den Düsen der mit Kerosin betriebenen Maschinen. "In welcher Welt leben wir eigentlich, wenn wirtschaftliche Belange eines Privatunternehmens Flughafen über die Gesundheit und die körperliche Unversehrtheit der Anwohner gestellt werden", fragt er.

Nach einer Schätzung des Umweltbundesamtes entstünden allein im Raum Frankfurt am Main durch Fluglärm in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Kosten von 400 Millionen Euro nur für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Patienten, erklärte Flasbarth. Derzeit werde ein unseliger Standortwettbewerb zwischen den Flughäfen auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, kritisierte er im Spiegel. Nötig sei eine "nationale Flugverkehrsplanung", um die betroffene Bevölkerung zu schützen.

Erst im November 2011 hat auch die Fluglärmkommission mit großer Mehrheit einen Beschluss gefasst, der die bestehende Nachtflugregelung des Flughafens angreift: Nach dem Willen der Kommission sollen auf dem Düsseldorfer Airport nach 23 Uhr grundsätzlich keine Landungen mehr genehmigt werden. Damit wurde einem gleichlautenden Beschluss aus dem Jahr 2007 Nachdruck verliehen.

(RP/anch)
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