Meerbusch Mit Energie Haushaltslöcher stopfen

Meerbusch · Analyse Die Stadt Meerbusch will ihre Energiebilanz verbessern und auf 100 Prozent Ökostrom umsteigen. Das kostet knapp 6000 Euro zusätzlich. Dabei könnte sie Jahr für Jahr mehr als 370 000 Euro einsparen – wenn sie die städtischen Gebäude energieeffizient umrüsten würde.

 Mit Solaranlagen auf dem Dach spart man im Lank-Latumer Bürgerhaus Energie. Gereon Veltum, Reiner Pricken, Heinrich Gospos und Anton Plenkers (v.l.) zeigen die bereits dritte Anlage.

Mit Solaranlagen auf dem Dach spart man im Lank-Latumer Bürgerhaus Energie. Gereon Veltum, Reiner Pricken, Heinrich Gospos und Anton Plenkers (v.l.) zeigen die bereits dritte Anlage.

Foto: ulli dackweiler

So richtig wohl ist der Stadtverwaltung nicht bei dem Gedanken, künftig zu 100 Prozent Ökostrom in allen städtischen Gebäuden einzusetzen. Sicher: Auf dem Papier wird die Energiebilanz der Stadt auf einen Schlag um 700 Tonnen des Klimakillers CO2 entlastet. Das entspricht ungefähr der Menge, die 350 Meerbuscher in die Luft blasen, die ein Jahr lang autofahren. Und mit nicht mal 6000 Euro sind die Zusatzkosten für den Ökostrom sehr gering.

Verbesserung vor Ort: null

Aber: Vor Ort wird die Luft dadurch nicht besser. Von einer "nachhaltigen Investition" mag deshalb selbst die Umweltbehörde der Stadt Meerbusch beim Vollumstieg auf Ökostrom nicht sprechen. "Deswegen sollte die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden zukünftig eine höhere Priorität erhalten", heißt es im aktuellen Energiebericht. Recht hat die Stadtverwaltung! Denn nur so lassen sich die städtischen Energiekosten reduzieren. Gelder werden frei, die für wichtigeres zur Verfügung stehen. Und Meerbuschs Energiebilanz wird auf ehrliche Weise verbessert.

50 mögliche Energiespar-Maßnahmen hat die Stadtverwaltung mal vor drei Jahren zusammengestellt, vom Fensteraustausch in der Turnhalle Hauptstraße bis zur Pelletsheizung im Kindergarten Isselweg. Passiert ist seither wenig. Denn natürlich gibt es ein Problem: Investitionen erfordern Geld. Und die Stadt hat keins. Meerbusch steht tief im Dispo – und hängt in der Investitionsfalle.

Das ist deshalb bedauerlich, weil sich einige Maßnahmen bereits innerhalb von nur zwei Jahren rentieren würden. Andere Umbauten sind umfangreicher, kosten mehr Geld und rentieren sich erst nach fünf Jahren. Zum Beispiel eine Kellerdämmung für die Feuerwache Hochstraße. Aber danach sparen auch sie Jahr für Jahr Geld.

Wie kann die Stadt also schnellstmöglich mit Energie den CO2-Ausstoß vermindern und Haushaltslöcher stopfen? Indem sie ihre Bürger beteiligt. Nicht über Gebühren- und Steuererhöhungen, sondern auf freiwilliger Basis und mit Gewinnbeteiligung. Bürger-Contracting nennt sich das Verfahren, bei dem die Einwohner das Geld für Investitionen vorschießen und an den Energieeinsparungen finanziell beteiligt werden. In zahlreichen anderen Kommunen hat das Bürger-Contracting bereits Gemeinden und Bürgern geholfen. Wann ist es auch in Meerbusch so weit?

Hintergründe zum Thema unter www.rp-online.de/meerbusch

(RP)
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