Meerbusch Mit 60 noch Rebell

Düsseldorf · Der ehemalige Schlagzeuger der Band "Die Toten Hosen" hat eine Band gegründet: das "Goldene Zeiten Orchestra". Damit tritt er bei "Rock am Turm" erstmals vors Publikum – ohne Schlagstöcke, nur mit Stimme.

"Bis zum 9. Januar will ich fit sein wie ein Turnschuh", sagt Wolfgang Rohde, genannt Wölli und schwitzt. Das graue Handtuch hat der ehemalige Schlagzeuger der Toten Hosen lässig um den Hals gelegt. Wölli trainiert bei Physio24 in Lank-latum Bauch- und Rückenmuskulatur. Diszipliniert arbeitet er an seiner Kondition. "Ich hasse dieses Gerät", sagt er, bewegt aber trotzdem Arme und Beine gleichmäßig und unermüdlich auf dem Crosswalker. "Das bringt eine Menge", zieht er nach einem Monat Training eine erste Bilanz. "Die beiden Treppen zu meinem Schlafzimmer in der zweiten Etage schaffe ich inzwischen ohne zu schnaufen."

Kondition wird Wölli brauchen, wenn er am 9. Januar, zum ersten Mal seit acht Jahren wieder vor ein größeres Publikum tritt. An seinem 60. Geburtstag will er mit seiner neuen Band "Goldene Zeiten Orchestra" im Kesselhaus auftreten – eine halbe Stunde nur. Sechs Bands präsentiert der gemeinnützige Verein "Rock am Turm". Eine davon sind die "Goldenen Zeiten".

Wieder selbst Musik machen

Wolfgang Rohde erfüllt sich mit dem Auftritt eine Traum. "Ich habe bislang junge Bands promoted", sagt er, "und unter meinem Label Goldene Zeiten Records herausgebracht." Dann wollte er selbst wieder Musik machen. Die Narben seines acht Jahre zurückliegenden Unfalls sind fast vollständig verheilt. "Ich habe die Bands angeschrieben und gefragt, wer Lust hat, mitzumachen."

Insgesamt elf Musiker bilden das "Goldene Zeiten Orchestra". Mit sechs Bandmitgliedern wird die Gruppe im Kesselhaus auftreten. "An dritter Stelle", kündigt Wölli an. Denn seine Aufregung ist groß. "Und ich will schließlich auch ein bisschen feiern", sagt er.

Noch zehn Tage hat der 1,82 Meter große Mann, sich vorzubereiten. "Zwei Kilo müssen bis dahin noch runter", sagt er. Wenig Kohlehydrate, viel Salat und Obst. Kein Alkohol. Das müsste klappen, ist der Vater von zwei Söhnen sicher.

Seit zwölf Jahren lebt der gebürtige Kieler in Latum. "Von Kiel bin ich nach Berlin gegangen, von dort nach Düsseldorf." 15 Jahre lang, von 1986 bis 2000 hat er bei den Toten Hosen am Schlagzeug gesessen. Der Kontakt ist geblieben. "Kuddel und Vom Ritchie werden ins Kesselhaus kommen. Campino war noch nicht sicher, ob er es schafft", sagt Wölli, der fünf selbst geschriebene und komponierte Songs präsentieren wird. "Die sind kritisch und sehr biografisch", sagt er. "Ich will auch mit 60 noch ein Rebell sein", so die ehemalige "Tote Hose", die im Sommer nächsten Jahres mit Band auf Tour gehen will. "Das neue Album kommt schon im März", kündigt Wolfgang Rohde an und schwitzt weiter am Bauchmuskeltrainer, damit er am 9. Januar eine gute Figur auf der Bühne im Kesselhaus macht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort