Meerbusch Methadon-Projekt gestoppt

Meerbusch · Nach Rücksprache mit Christian Staudinger-Napp von der Unabhängigen Wählergemeinschaft legt Dr. Michael Kirch sein Vorhaben auf Eis, am Deutschen Eck eine Praxis für Drogensüchtige zu eröffnen.

 Dr. Michael Kirch setzt sein Vorhaben nicht weiter fort, am Deutschen Eck oder an einem anderen Standort in Büderich eine Methadonpraxis zu eröffnen.

Dr. Michael Kirch setzt sein Vorhaben nicht weiter fort, am Deutschen Eck oder an einem anderen Standort in Büderich eine Methadonpraxis zu eröffnen.

Foto: Archiv

Die heftigen Proteste Büdericher Einzelhändler gegen die Idee, Drogensüchtige im Stadtteil mit dem Ersatzstoff Methadon zu versorgen, haben Dr. Michael Kirch überrascht. "Ich habe zehn Jahre lang in einer Praxis auf der Düsseldorfer Kö Methadon-Patienten betreut, und es hat nie Anlass zur Klage gegeben.

Was sich jetzt in Büderich an Unverständnis, Wut und Unkenntnis zeigt, ist erschreckend", so der Mediziner. Nach intensiver Rücksprache mit seinem guten Bekannten und Vorsitzenden der Meerbuscher UWG, Christian Staudinger-Napp, habe er sich entschieden, keine Praxis zu eröffnen, aber eine Beschäftigung mit dem Thema in Meerbusch voranzutreiben.

Als Beispiel für gelungene Information der Nachbarn und Toleranz gegenüber den von der Sucht Betroffenen führt er die Situation in Düsseldorf an. Die Geschäftsleute an der Königsallee hätten über die Praxis Bescheid gewusst und seine Arbeit "akzeptiert und respektiert".

80 Prozent der Patienten hätten neben ihre Therapie auch gearbeitet. Bei Methadonpatienten nur an obdachlose Junkies zu denken, sei ein völlig falsches Vorurteil — er habe auch schon Bürger aus dem noblen Meererbusch mit Methadon behandelt.

Dr. Kirch unterstreicht, dass die Initiative von der Gesundheitskonferenz des Kreises ausgegangen sei. Das Gremium aus Gesundheitsexperten habe es als skandalös angesehen, dass es bislang in Meerbusch keine Möglichkeit für Drogenabhängige gibt, sich mit dem Ersatzstoff behandeln zu lassen — während sie im Rest des Rhein-Kreises damit gut versorgt werden können.

Das Gremium habe dann den Grevenbroicher Dr. Joachim Treppmann um Hilfe gebeten. Dieser habe ihn angesprochen. Die Ausdehnung der Therapiemöglichkeit auch auf Meerbusch war bereits seit 2006 geplant, aber nie realisiert worden.

Es sei auch keineswegs so, dass eine Methadon-Praxis am Deutschen Eck schon konkret geplant gewesen sei, so Dr. Kirch. Man habe den Teil von Büderich lediglich ins Auge gefasst, weil er gut zu erreichen sei. Die Entscheidungshoheit hätte letztlich bei der Kassenärztlichen Vereinigung gelegen.

Auch für Staudinger-Napp ist das Thema nicht endgültig vom Tisch. Die UWG-Ratsfraktion werde Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, sowie Bürgermeister Dieter Spindler auffordern, zuverlässiges Zahlenmaterial vorzulegen und weitergehend zu überprüfen, inwieweit unter dem Gesichtspunkt einer Interkommunalen Zusammenarbeit eine Methadonbehandlung im Rhein-Kreis Neuss sichergestellt werden könne, berichtet der Fraktionsvorsitzende.

"Ich bin in meiner Auffassung bestärkt, dass die Betreuung und Versorgung Drogenabhängiger mit Methadon und den anderen Substitutionsmittel wichtig ist", sagt Staudinger-Napp nach ausführlichen Beratungen mit dem Mediziner Dr. Kirch.

(RP)
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