Angelika Mielke-Westerlage Bürgermeisterin lässt Nachfolge offen
In der Ratssitzung am Dienstagabend hat Angelika Mielke-Westerlage überraschend angekündigt, dass sie 2020 nicht mehr als Bürgermeisterin kandidiert. Sie hofft, ihr Amt an eine erfahrene „Persönlichkeit“ zu übergeben.
Dass Heinrich Westerlage am Dienstag auf den Plastikstühlen im Zuschauerbereich der Ratssitzung saß, machte einige Besucher stutzig. Kurz nach 19 Uhr wurde dann klar, warum der Ehemann der Bürgermeisterin dort Platz genommen hatte: Unmittelbar nach ihrer Haushaltsrede verkündete Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage überraschend, dass sie bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr für das Amt der Verwaltungschefin kandidieren wird.
Selbst enge Mitarbeiter und die meisten Parteifreunde hatten davon nichts gewusst. „Ein Knaller, das Ende einer Ära“, sagte ein CDU-Ratsmitglied. In sehr persönlichen Worten und stellenweise mit brüchiger Stimme beschrieb die 65-Jährige: „Hinter mir liegen Wochen des Ringens um die Entscheidung. Mein Herz sagt mir ,weitermachen’, mein Verstand, dass es im November kommenden Jahres an der Zeit ist, ,Schluss zu machen’.“ Amtsmüde sei sie keinesfalls, „aber ich werde eben nicht jünger“.
Am Morgen danach sagt Angelika Mielke-Westerlage: „Die Entscheidung, nicht zu kandidieren und im November 2020 in den Ruhestand zu wechseln, gehört zu den schwierigsten, die ich in meinem Leben getroffen habe. Insofern bin ich ein Stück weit erleichtert, durch die öffentliche Bekanntgabe in der Ratssitzung am Dienstag einen Schlusspunkt hinter meine Entscheidung gesetzt zu haben.“
Die Reaktionen seien bislang „Überraschung, Betroffenheit und Sorge, wie es weitergeht“. Aber auch Verständnis dafür, dass sie nach einer so langen Zeit – 50 Jahre war sie für die Stadt Meerbusch tätig, davon viele Jahre in verantwortlicher Position – dem Privatleben ein anderes Gewicht geben möchte. Ihre Familie habe sich einhellig gegen eine erneute Kandidatur positioniert, erzählt sie. Auch mit einem kleinen Kreis vertrauter politischer Freunde habe sie sich beraten. „Die haben mich stets ermuntert weiterzumachen, zumal mit meiner Entscheidung jetzt auch die Nachfolgefrage im Raum steht“, sagt die Bürgermeisterin. Denn nun muss die CDU-Fraktion bald einen Kandidaten finden. „Ich hoffe, mein Amt an eine Persönlichkeit geben zu können, die aufgrund von Kompetenz und Erfahrung in der Lage ist, das Amt auszufüllen.“ Darin ist sie sich mit CDU-Fraktionschef Werner Damblon einig. Den hatte sie bereits vor der Ratssitzung über ihre Entscheidung informiert. Damblon kündigte an, dass die CDU „zu gegebener Zeit“ einen Kandidaten präsentieren wird. Insider vermuten, dass er selbst bereit wäre zu kandidieren – wie schon vor sechs Jahren. Damblon selbst wollte das weder dementieren noch bestätigen.
FDP-Fraktionschef Klaus Rettig sagte noch während der Ratssitzung, dass er „ein bisschen traurig sei“ über Mielke-Westerlages Entscheidung. „Schon seit längerem kursierten die unterschiedlichsten Spekulationen zu der Frage, ob Frau Mielke-Westerlage wieder als Bürgermeisterin bei den Wahlen in 2020 antreten würde“, so Rettig am Tag danach. „Ihr nach wie vor großes Engagement und ihre starke Dynamik sprachen dafür, dass sie es noch einmal machen würde. Umso überraschter waren wir nun über ihre Bekanntmachung, es nicht zu tun. Ihre Begründung ist gut nachvollziehbar und verdient großen Respekt. Wir wünschen Frau Mielke-Westerlage nach ihrem Ausscheiden in 2020 und ihrem Ehemann einen wohlverdienten und glücklichen Lebensabend. Durch ihre lange Präsenz in der Verwaltung, zuletzt als Dezernentin und dann als Bürgermeisterin, ist natürlich eine gewisse Vertrautheit im Umgang entstanden, die aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass wir mit vielen Dingen, die sie umgesetzt bzw. in Gang gesetzt hat, nicht einverstanden waren und sind. Wir hoffen, dass wir unsere Ideen unter einem anderen Bürgermeister oder einer anderen Bürgermeisterin stärker einbringen können.“ Die FDP sei gespannt, wen die CDU ins Rennen schickt, und werde sich selbst im November zur Kandidatenfrage äußern.
Daniela Glasmacher (Fraktion UWG/Freie Wähler) betont: „Wir bedanken uns bei Frau Mielke-Westerlage für ihre jahrzehntelange Arbeit für die Stadt Meerbusch. Wir haben Respekt davor, dass sie aus Altersgründen nicht mehr antritt, ihre Entscheidung beinhaltet die Prioritäten, zugunsten von Gesundheit und Familie in den Ruhestand zu gehen.“ Ihrer Fraktion sei es nicht wichtig, welche Parteimitgliedschaft der zukünftige Bürgermeister habe. „Uns liegt daran, dass der Kandidat Kenntnisse und Erfahrungen mit den aktuellen Gegebenheiten vorweisen kann und damit umzugehen weiß. Wir erwarten generelle Transparenz der Entscheidungsprozesse im Rathaus, dadurch ist eine effektive Bürgerbeteiligung möglich und schafft Vertrauen.“
SPD-Fraktionsvorsitzende Nicole Niederdellmann-Siemes lobt Mielke-Westerlage für deren Problemlösungen „über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg“. Die Entscheidung, nach dann 50 Jahren im Dienst der Stadt Meerbusch in den Ruhestand zu gehen, verdiene Respekt. „Persönlich kann ich es nachvollziehen, dass Angelika Mielke-Westerlage in Absprache mit ihrer Familie ihrem Verstand gefolgt ist. Sie verzichtet auf eine erneute Kandidatur im Jahr 2020 und wagt einen neuen Lebensabschnitt mit viel Zeit für sich und ihre Familie. Hierfür wünschen wir ihr alles Gute“, sagt die SPD-Chefin. „Aber noch ist ein Jahr Zeit, und nun stehen die wichtigen Haushaltsberatungen an. Als Partei werden wir die neue Situation beraten und zu gegebener Zeit die entsprechenden Beschlüsse fassen.“
Bislang einziger offiziell nominierter Bürgermeisterkandidat ist damit Marcel Winter, der als Parteiloser von den Grünen unterstützt wird. Er sagt: „Es ging mir nie darum, gegen jemanden anzutreten. Sondern ich konzentriere mich auf meine Position. Deshalb beeinflusst mich die Entscheidung der Bürgermeisterin nicht.“ Er will sich in den nächsten Wochen bei den Fraktionen vorstellen. „Auch einer Einladung der CDU würde ich mich nicht verschließen“, so Winter.
Noch eine Reaktion: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bedauert, dass Mielke-Westerlage nicht wieder antritt. Er habe gut mit ihr zusammengearbeitet, aber Verständnis für ihre höchstpersönliche Entscheidung. Im Kreis Neuss tritt übrigens eine weitere Bürgermeisterin nicht wieder an: Ulrike Nienhaus aus Kaarst unterlag bei einer CDU-internen Abstimmung dem Gegenkandidaten Lars Christoph.