Es geht um Partizipation Wie können Politiker Schüler zur Mitarbeit motivieren?

Anders als in einigen anderen Kommunen NRWs haben die Jugendlichen Meerbuschs kein politisches Mitspracherecht in der Stadt. Darum trafen sich einige Schüler mit drei Kommunalpolitikern im Café Leib und Seele, um bei einer Podiumsdiskussion über die Gründe dafür und ihre weiteren Möglichkeiten zu sprechen.

 Politiker  diskutieren mit Jugendlichen: (v.l.) Marc Becker(Piraten), Lisa Muhs, Noah Miahn, Jörg Wartchow(CDU), Quentin(13), Ralph Jörgens(FDP), Luca (12)

Politiker  diskutieren mit Jugendlichen: (v.l.) Marc Becker(Piraten), Lisa Muhs, Noah Miahn, Jörg Wartchow(CDU), Quentin(13), Ralph Jörgens(FDP), Luca (12)

Foto: Georg Salzburg(salz)

Nur 25 Prozent aller Kommunen in NRW haben ein Mitbestimmungsrecht für Jugendliche in irgendeiner Form. Viel zu wenig finden alle, die der Meinung sind, dass politische Bildung und Einsatz schon zu Schulzeiten wichtige Faktoren sein sollten. Erleben Schüler, dass auch sie Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen haben können, werden sie sich auch im Erwachsenenalter weiter aktiv einsetzen. Auch einige Meerbuscher Jugendliche wie Noah Mihan (18), Quentin (13) und Luca (12) würden sich gerne mehr in die Gesellschaft einbringen und versuchten, mit Jörg Wartchow (CDU), Ralph Jörgens (FDP) und Marc Becker (Piratenpartei) über ihre Möglichkeiten zu diskutieren.

Ansätze, Jugendliche miteinzubeziehen, gab es schon. So wurde ein kommunalpolitisches Praktikum angeboten, an dem aber nur vier Schüler teilnahmen. Das Problem sei gewesen, dass die Schüler von den Schulen überhaupt keine Informationen über diese Aktion erhalten hätten, so Quentin. Im November wolle man es nochmal mit dem Praktikum versuchen, so Wartchow. Für ein gefordertes Jugendparlament zeigt sich der CDU-Politiker nicht sehr offen. Wenn ein niederschwelliges Angebot wie das Praktikum schon scheitere, warum solle es mit dem Jugendparlament anders laufen, fragte er. „Ich will nicht sagen, dass ein Parlament sinnlos ist, dafür sollten die Jugendlichen aber erst mal mehr Interesse zeigen“, so Wartchow. Er wünsche sich zuerst eine dauerhafte Beteiligung der Schüler an Aktionen, woran er jedoch zweifle.

Vorschläge zu so einer Beteiligung gibt es bereits. So haben 35 Kinder, in einer Stadt-SV ein Konzept erarbeitet, wie sie regelmäßig mit der Politik in Kontakt treten können. Dieses sei auch in einer Sitzung besprochen worden, versicherte Becker, aber man habe neben dem Praktikum nicht noch eine Aktion laufen lassen wollen. „Da das Praktikum aber ein Rohrkrepierer war, ist jetzt der beste Zeitpunkt, um einen Bürgerantrag für das Konzept zu stellen“, so der Politiker der Piratenpartei.

Einig waren sich alle Anwesenden in einem Punkt. „Das Interesse der Jugendlichen an Politik muss geweckt werden“, so Quentin. „Und das geht nur über die Schulen. Da muss mehr gemacht werden“, ergänzte Jörgens, womit er nicht nur die ungenügende politische Bildung im Unterricht meinte. „Wir haben viel zu wenig Politik-Unterricht. In manchen Jahren auch gar keinen“, beschwerte sich Luca. „Wenn wir Politik haben, dann entsteht auch meist ein Interesse und es wird richtig diskutiert. Aber sobald die Glocke klingelt, müssen wir aufhören und bis zur nächsten Stunde ist alles vergessen“, berichtete Quentin. Einfluss auf die Schulen könnten die Politiker jedoch nicht nehmen. „Wir haben das Gefühl, dass die Schulen in Meerbusch uns massiv blocken, weil sie nicht wollen, dass Politik die Schulen beeinflusst“, meinte Becker. Es müsste andere Gruppen geben, die an die Schulen herantreten und sie überzeugen an politischen Projekten mitzumachen, fand Jörgens. Noah könnte sich zum Beispiel ein Planspiel, wie es das schon in Berlin gibt, vorstellen. Schüler übernehmen für eine kurze Zeit die Arbeit der Politiker.

Info Die Podiumsdiskussion der Jugendlichen mit Kommunalpolitikern aller Fraktionen geht am Donnerstag, 11. Oktober, in die nächste Runde. Dann mit  Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD), Moco Ippers (Grüne) und Daniela Glasmacher (UWG). Treffpunkt; 19 Uhr, Café Leib und Seele, Dietrich-Bonhoefferstraße, Büderich statt

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