Mundart in Meerbusch Das Lotumer Buretheater wird 40

Meerbusch · 1982 gründete Karl Schmalbach das Mundarttheater, Sohn Werner führt das Theater fort. Am 7. Oktober gibt es eine Premiere, nachdem die Schauspieler pandemiebedingt seit 2019 nicht mehr vor großem Publikum auftreten konnten.

 Das Buretheater stand 2019 zum bislang letzten Mal vor Publikum auf der Bühne. Im Jubiläumsjahr soll es mit „Pension Schöller“ weiter gehen.

Das Buretheater stand 2019 zum bislang letzten Mal vor Publikum auf der Bühne. Im Jubiläumsjahr soll es mit „Pension Schöller“ weiter gehen.

Foto: RP/Schmalbach/Veranstalter

Karl Schmalbach hat für jedes Jahr ein Fotoalbum angelegt. Darin enthalten sind nicht nur Bilder der einzelnen gespielten Stücke, sondern auch Programme, Zeitungsausschnitte und Glückwünsche. Der gebürtige Lanker, der 2013 85-jährig verstarb, hatte sich der rheinischen Mundart verschrieben. Ausschlaggebend war auch sein Auftritt als Müller zur Einweihung der Teloy-Mühle 1981. Der Müller las der anwesenden Obrigkeit in Mundart tüchtig die Leviten. Das kam so gut an, dass sich an der Mundart Interessierte zusammenfanden und 1982 in der Gaststätte Küppers das Lotumer Buretheater gründeten.

Das rheinische Milieu und die Mundart zu pflegen, war Karl Schmalbachs großes Anliegen. Die ausgewählten oder selbst geschriebenen Stücke waren immer dicht bei den Menschen und der Heimat. Jetzt wird das 40-jährige Bestehen des Lotumer Buretheaters gefeiert. Sohn Werner Schmalbach erzählt, dass es vor 1982 weder andere Bühnen gab, die in rheinischer Mundart spielten, noch passende Bühnenstücke im rheinischen Milieu. So machte sich sein Vater daran, selbst Stücke zu schreiben.

Dass die Medien „das rheinische Idiom, die früher so populäre rheinische Art“ ins Abseits stellten, beschäftigte ihn sehr. Sein Buretheater hatte nach fünf Jahren im Saal Rademacher und sieben Jahren im Meerbusch-Gymnasium in Strümp im Jahr 1994 im Forum Wasserturm endlich seine Heimat gefunden. 70 Darsteller standen bisher auf der Bühne, davon allein Liesel Beeck 29 Mal, Gerda Paas hatte 23 Auftritte, Robert Paas und Angela Pütz je 22.

„Dazu waren 50 andere in Maske, Requisite, Licht, Ton, Bühnenbau, Garderobe oder als Souffleuse beschäftigt“, erinnert sich Schmalbach. Weitere Zahlen aus 40 Jahren Lotumer Buretheater: „Es gab in 38 Spielzeiten 644 Aufführungen, die von 200.000 Zuschauern besucht wurden.“ All‘ das hat das Mundarttheater ohne jegliche öffentliche Unterstützung geschafft und zudem für Vorstellungen im Forum Wasserturm an die Stadt Meerbusch bis zu 3000 Euro jährlich an Miete gezahlt. „Trotzdem sind in den 40 Jahren weitere 300.000 Euro aus Einspiel-Überschüssen an soziale und kulturelle Einrichtungen gespendet worden.“

Werner Schmalbach hat alle Bilder aus Vaters Fotoalben digitalisiert und dabei festgestellt, wie viele Dinge bereits jetzt in Vergessenheit geraten sind. Da Ende 2020 eine Anfrage des WDR für einen Rundfunkbeitrag über Mundart erfolgte, machte er sich im Nachlass seines Vaters schlau. Ihm selbst ist bei dieser Recherche klar geworden, dass bereits jetzt nur noch die Hälfte des Ensembles seinen Vater aktiv erlebt hat, geschweige denn seine Motivation kennt, nicht weiß, nach welchen Regeln er seine Stücke schrieb oder die von anderen Autoren umschrieb: „Dabei ist es das, was das Lotumer Buretheater ausmacht.“

Peter Pütz ist dies bereits dreimal gut gelungen und er hat auch für dieses Jahr ein Stück, den Klassiker „Pension Schöller“, ins rheinische Milieu umgeschrieben. Und wie es der Zufall will, wird die Premiere von „Pension Schöller“ im Lotumer Buretheater, ebenso wie die Uraufführung 1890 in Berlin, an einem 7. Oktober stattfinden. Werner Schmalbach fügt hinzu: „Ich möchte allen, die das Buretheater noch nicht kennen – vielleicht ‚Tujetrockene‘ – sagen: Bei uns wird nicht ausschließlich Platt gesprochen. Ärzte, Pfarrer, Richter und damit jene Bevölkerungsgruppe, die auch damals hochdeutsch gesprochen hat, tun dies auch jetzt in unseren Stücken.“ Somit kommen auch Zuschauer, die des Rheinischen nicht mächtig sind, auf ihre Kosten.

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