Aktion gegen das Insektensterben Landwirte lassen Ackerstreifen blühen
Auf den Feldern der sechs beteiligten Landwirte aus Meerbusch werden im April Blühmischungen ausgesät. Die Blühstreifen sind in den Rheingemeinden bis Lank-Latum. Bürger können Patenschaften übernehmen.
Kornblume, Gelbsenf, Malve und Dill, außerdem Ölrettich, Schwarzkümmel, Ringelblume und Borretsch. Diese Pflanzen blühen nicht nur kunterbunt und sind hübsch anzusehen, sondern sie sind zusätzlich reich an Nektar und damit die ideale Nahrung für Bienen, Hummeln und andere Insekten. „Bienenschmaus“ heißt sie passenderweise, diese einjährige Wildblumen-Saatmischung, die noch im April auf ausgewählten Ackerparzellen und -streifen im Bereich der Meerbuscher Rheingemeinden und Lank ausgesät werden und dann im Sommer blühen soll.
Landwirt Heinrich Leuchten vom Leuchtenhof in Ilverich hatte im Winter die Idee zu der sogenannten Blühstreifen-Aktion. Hintergrund: Der Rückgang an Insekten ist alarmierend. Alleine im Großraum Krefeld sind mehr als 60 Prozent der heimischen Hummelarten ausgestorben, in Düsseldorf sind 58 Prozent der Tagfalter-Arten verschwunden. Ursachen sind beispielsweise der Verlust an Lebensraum für Insekten und der Klimawandel. Auch die Landwirtschaft mit dem Einsatz von Insektiziden steht in diesem Zusammenhang immer wieder in der Kritik. „Dabei sind wir – ebenso wie die Jäger – auch Pfleger der Landschaft“, sagt Leuchten. „Mit unserer Blühstreifen-Aktion möchten wir den Insekten einen Lebensraum und Nahrung bieten – und das möglichst ohne großen bürokratischen Aufwand.“
Wir – das sind bislang außer Heinrich Leuchten die Landwirte Markus Bolten, Jürgen Hilgers, Johannes Paas, Rainer Roos und Frank Neukirchen in Kooperation mit dem Hegering Meerbusch. „Weitere Meerbuscher Landwirte können sich selbstverständlich anschließen.“ Dabei war der Landwirt zu Beginn wenig optimistisch, dass seine Kollegen mitmachen würden. „Aber ich wurde äußerst positiv überrascht, die Zustimmung war sofort da“, erzählt Leuchten. „Und schnell haben wir gemeinsam den Entschluss gefasst: Wir machen das jetzt!“
Fast 2,5 Hektar Ackerparzellen und Ackerstreifen haben die Landwirte nun für die Blüh-Aktion abgegeben. Die werden in den nächsten Wochen, zum Start der neuen Saatzeit, mit Wildblumen-Samen eingesät. „So entstehen am Rande bestehender Ackerflächen wunderschöne Insektenweiden, an denen auch alle Meerbuscher ihre Freude haben werden“, sagt Initiator Heinrich Leuchten. Apropos: Die Meerbuscher Bürger können sich aktiv beteiligen und einjährige Patenschaften für die einzelnen Blühflächen übernehmen. Diese Patenschaften koordiniert der Hegering Meerbusch; er wird die jeweiligen Flächen zuteilen.
Auch die Stadt Meerbusch, die selbst seit dem Jahr 2016 große Blühflächen angelegt hat und weitere anlegen wird, unterstützt das Umweltschutzprojekt. Sie wird – wenn der Pate das möchte – Schilder an den Blühstreifen aufstellen, auf denen der jeweilige „Sponsor“ erwähnt wird. „Auf diese Weise möchten wir die Meerbuscher mitnehmen“, betont Leuchten. Und Dana Frey, Leiterin der Stabsstelle Umwelt im Technischen Dezernat der Stadtverwaltung, ergänzt: „Wir wollen allen zeigen, dass wir gemeinsam auf freiwilliger Basis ganz viel erreichen können.“
50 Cent pro Quadratmeter muss jeder Pate aufbringen; die zu vergebenden Flächen sind unterschiedlich groß von S (50 Quadratmeter) bis XXXL (1000 Quadratmeter). Wer mitmachen möchte bei diesem „Feldversuch“, der sollte sich beeilen. Leuchten: „Wir müssen zügig starten. Denn die Flächen müssen bis spätestens Ende April eingesät sein.“ Im Juli oder August können sie ihre volle Blüte erreichen, wenn der Sommer nicht zu heiß und trocken wird. Denn diese Einschränkungen machen die Landwirte: Sie können nicht noch für die Bewässerung der Blühstreifen sorgen. „Und natürlich erwerben die Paten keinerlei Ansprüche auf die Grundstücksfläche“, erklärt Jurist Philip Munscheid vom Hegering Meerbusch.
Im November werden Kornblume und Co. dann auch schon wieder verblüht sein. Leuchten: „Die Parzellen wandern. Im Folgejahr werden dann andere ausgewählt.“