Meerbusch Meerbuscher kaufen im Umland

Düsseldorf · Den Meerbuschern steht netto pro Kopf ein Spitzenbetrag zur Verfügung, und sie geben viel Geld im Einzelhandel aus – aber nicht in der eigenen Stadt, sondern bei den großen Nachbarn.

Niemand in der Region hat pro Kopf mehr Geld zur Verfügung als die Meerbuscher. Das belegen die neuen Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung: 27 326 Euro netto entfallen rein statistisch auf jeden Einwohner. Mit einem Jahreseinkommen von im Mittel 49 548 Euro pro Steuerzahler liegt die Kommune sogar an erster Stelle im Rheinland – deutlich vor dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen (31 192 Euro) und der Landeshauptstadt (35 530).

Kämmerer Helmut Fiebig freut sich regelmäßig über die Steuerkraft der Meerbuscher. Schließlich bildet der kommunale Anteil der Einkommenssteuer eine wesentliche Säule der städtischen Einnahmen. Auch der zweite Posten – die Gewerbesteuer – gibt Anlass zur Zufriedenheit. Rekordeinnahmen sind für 2008 zu erwarten. Fiebig und Wirtschaftsförderer Klaus F. Malinka schwärmen vom gelungenen Branchenmix, und Bürgermeister Dieter Spindler eröffnet den Wahlkampf mit der Präsentation von mehr als 11 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und der relativ niedrigen Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent.

Die Rahmenbedingungen scheinen optimal, gleichwohl ist die Stadt hoch verschuldet. Mehr als 2000 Euro pro Kopf beträgt die Finanzlast für die kommenden Generationen. Ein Riesenpotenzial steckt im örtlichen Einzelhandel. 390,9 Millionen Euro geben die Meerbuscher jährlich für den täglichen Bedarf aus. Das sind 7209 Euro pro Kopf. Da ist es fast schon überflüssig zu erwähnen, dass diese Summe weit über dem Landesdurchschnitt von 5738 Euro liegt. Der Riesenunterschied liegt allerdings darin, dass NRW im Umsatz oberhalb des Bundesdurchschnitts rangiert. Die Kennziffer 103,6 (Bund 100) macht es deutlich. Die Umsatzkennziffer für Meerbusch beträgt 61,5 und ist im vergangenen Jahrzehnt um rund zehn Prozentpunkte gesunken.

Die Zeitspanne mit sinkender Tendenz fällt zusammen mit den Schwierigkeiten der Einzelhandelsverbände in den Stadtteilen Büderich, Osterath und Lank-Latum. Nach strukturellen und personellen Krisen in den Interessengemeinschaften passiert nun wieder mehr, um Kunden zu interessieren. Das ist in der Nachbarschaft der Großstädte Düsseldorf, Krefeld, Neuss und auch Mönchengladbach kein leichtes Unterfangen. Dass es dennoch geht, beweist Kaarst mit einer Umsatzkennziffer von 121,5.

Würde nur ein zusätzlicher Teil des vielen Geldes der Meerbuscher in der Stadt bleiben, würde die Kommune über die Gewerbesteuer und vielleicht über die anteilige Einkommenssteuer profitieren. Doch danach sieht’s nicht aus: Die so genannte Zentralitätskennziffer ist niederschmetternd. Die 47,8 bedeutet, dass nicht einmal jeder zweite Euro im Regionalvergleich in Meerbusch bleibt. Frage des Tages

(RP)
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