Meerbusch Meerbuscher Firmen leiden unter Frost

Meerbusch · Gartencenter, Landwirte, Eisdielen — sie alle büßen wegen des kalten Wetters Umsatz ein. Unternehmer sprechen von bis zu 50 Prozent Verlust im Vergleich zum Vorjahr. Die finanzielle Lücke werden sie in diesem Jahr nicht mehr schließen.

 Martin Bogie hält Pflanzen mit Frostschaden an den Blättern in seinen Händen. Im Hintergrund sieht man, dass nur wenige Kunden durch das Büdericher Gartencenter "Bogie's" schlendern.

Martin Bogie hält Pflanzen mit Frostschaden an den Blättern in seinen Händen. Im Hintergrund sieht man, dass nur wenige Kunden durch das Büdericher Gartencenter "Bogie's" schlendern.

Foto: Boris Schmidt

Der Geschäftsführer der Büdericher Eisdiele Palatini, Michael Schwier, geht es seit Wochen so wie den meisten Menschen in Deutschland. "Ich kann dieses Wetter nicht mehr sehen", sagt er. Während vielen die frostigen Temperaturen lediglich aufs Gemüt schlagen, machen sie sich beim 44-Jährigen auch auf dem Kontoauszug bemerkbar. "Dadurch gehen Kundschaft und Geld verloren", sagt er. "Derzeit haben wir Umsatzeinbußen von 20 Prozent."

Die Eisdiele Palatini ist nicht das einzige Meerbuscher Unternehmen, das wegen des Wetters finanziell zurücksteckt. Der Osterather Landwirt Markus Frenken mag den Verlust zwar nicht in Euro-Beträgen oder Prozent-Punkten beziffern, aber "wir haben weniger Einnahmen und erheblich mehr Kosten", sagt der 72-Jährige. Schon vor drei Wochen sollten rund um den Hof Blumenkohl, Weißkohl und Sellerie gepflanzt werden. "Derzeit steht aber alles nur in der Halle, und die muss mit einer Heizung warmgehalten werden."

Da die Böden gefroren sind, haben auch Spargel und Kartoffeln kaum eine Chance, zu wachsen. "Gerade vor dem Osterfest ist das ärgerlich", sagt Frenken. "Die Nachfrage der Kunden ist da — aber derzeit liegen Spargel und Kartoffeln nur unter Folien, damit der Frost sie nicht zu sehr angreift." Die Spargel-Ernte steht normalerweise Anfang April an, nun wird es "hoffentlich zwischen dem 15. und 20. April etwas", sagt Frenken. "Der Umsatzverlust ist jetzt schon da — und den werden wir dieses Jahr auch nicht mehr ausgleichen."

Auch der Geschäftsführer des Gartencenters "Bogie's", Martin Bogie, hadert. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in den vergangenen Jahren so lange so kalt war", sagt er. Die Frühjahrssaison sei im Grunde schon vorbei, dabei ist sie eigentlich extrem ertragreich. "Dieses Jahr haben wir einen Umsatzverlust von etwa 50 Prozent", sagt er. Diesen Verlust auszugleichen, sei kaum noch möglich. "Wir können nur hoffen, dass das Wetter besser wird und unsere Kunden nach Ostern noch Frühjahrspflanzen kaufen", sagt Bogie. Auch er kann aber kaum voraussagen, ob die Meerbuscher noch Osterglocken, Narzissen und Primeln pflanzen anstatt direkt zu Geranien, Edellieschen und Begonien überzugehen.

Dabei kann es gut sein, dass einige Meerbuscher in diesem Jahr auch an der Garten- oder Terrassen-Dekoration sparen müssen. "Für die meisten wird es auf der Nebenkostenabrechnung eine Überraschung geben", sagt der Chef des Düsseldorfer Mietervereins, Hans-Jochem Witzke. Er beziffert den zusätzlichen Energieaufwand in diesem Jahr auf 20 Prozent, da die Heizperiode noch immer in vollem Gange sei. "Wir empfehlen, die Heizung um ein, zwei Grad runterzudrehen und stattdessen einen Pullover anzuziehen, wenn man Geld sparen möchte", sagt er. "Außerdem ist es sinnvoll, drei- oder viermal am Tag für fünf Minuten durchzulüften, anstatt die Fenster auf Kipp zu stellen."

Der Büdericher Imker Stephan Rameil hat es geschafft, 30 seiner 31 Bienenvölker über den Winter zu bringen. Das liegt auch an der Konstruktion seiner Kästen. "Als gelernter Installateur- und Heizungsmeister ist mir klar, dass ich die Kästen isolieren muss", sagt er. Während einige Kollegen ihre Bienen lediglich mit 20 Millimeter dicken Holzwänden vor dem Frost schützen, hat Rameil zwischen die zwei je zwölf Millimeter dicken Holzwände 40 Millimeter Wolle platziert. "Die Bienen leben länger, das sie weniger Energie brauchen, um sich warmzuhalten." Besorgt um seinen Umsatz ist er ob der Temperaturen noch nicht.

"Sobald wir acht bis zehn Grad Celsius und Sonnenschein haben, schwärmen die Bienen aus", sagt er — und schätzt, dass es in zehn, zwölf Tagen soweit sein wird. Auch Michael Schwiers von der Eisdiele Palatini meint, dass es noch zwei Wochen dauert, bis es beständig warm wird. "Dann sind die Gäste auch viel besser drauf", sagt er.

Immerhin: Seit er die Eisdiele vor etwa zwei Jahren übernommen hat, hat er das Angebot für die kalten Tage ausgebaut. "Wer nur Eis anbietet, bekommt bei den derzeitigen Temperaturen Probleme", sagt er. "Und da in Deutschland nicht das ganze Jahr die Sonne scheint, bieten wir vermehrt Frühstück, Crêpes und Waffeln an." So habe sein Geschäft den Verlust in Grenzen halten können.

(RP/rl/jco)
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