Das System der Feuerwehr Wie funktioniert die Feuerwehr ?

Weil immer wieder Neubürger nachfragen, erklärt Lutz Meierheim das System der Meerbuscher Wehr.

 Mit Aktionen wie dem „Steiger in Flammen“ macht die Feuerwehr auch immer Werbung in eigener Sache.

Mit Aktionen wie dem „Steiger in Flammen“ macht die Feuerwehr auch immer Werbung in eigener Sache.

Foto: RP/FF

„Vor allem Neubürger gucken uns immer mit großen Augen hat“, sagt Lutz Meierherm, einer der Sprecher der Feuerwehr. „Viele wissen gar nicht, wie wir arbeiten, dass wir ehrenamtlich unterwegs sind und so viele unterschiedliche Aufgaben haben.“ Darum hat er einfach mal runter geschrieben, wie die Meerbuscher Feuerwehr funktioniert. Das auch mit einem kleinen Hintergedanken: „Wer sich bei uns ebenfalls ehrenamtlich engagieren will, kann gerne mitmachen.“ Und falls sich Jugendliche für ein Engagement interessieren, seien auch sie willkommen. „Wir haben zwar eine gut aufgestellte Jugendfeuerwehr, können aber immer junge Mitstreiter gebrauchen.“

Deutschland-Vergleich Nirgends sonst ist das Helfernetz im Bereich des Brandschutzes so eng wie in Deutschland. Es gibt rund 22.350 Feuerwehren mit etwa einer Million aktiven Feuerwehrleuten. Hinzu kommen noch 200.000 Mitglieder in den Alters- und Ehrenabteilungen und rund 250.000 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren. Die Feuerwehr gehört damit zu den größten Gruppen in Deutschland, die sich für die Mitmenschen engagieren.

Grundlage Der Brandschutz gehört zu den kommunalen Pflichtaufgaben. Die jeweiligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind verantwortlich für ihre Feuerwehren. Gesetzliche Grundlage ist das Gesetz über den über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ehrenamt Rund 95 Prozent der Feuerwehrleute in Deutschland sind ehrenamtlich organisiert. Sie üben normale Berufe aus und kommen nur für Einsätze oder Übungsdienste zum Feuerwehrhaus. Sie bekommen für den Dienst an der Allgemeinheit kein Geld. Ehrenamtliche Feuerwehrleute üben „normale“ Berufe aus. Sie verdienen also beispielsweise als Bäcker, Optiker, Landwirte, Mechatroniker oder Lehrer ihr Geld. In der Feuerwehr sind alle Berufsgruppen vertreten – vom Hilfsarbeiter bis zum Hochschul-Professor. Bei den restlichen fünf Prozent handelt es sich um Berufsfeuerwehrleute, Werkfeuerwehrleute oder so genannte hauptamtliche Kräfte (zusammen etwa 50.000 in ganz Deutschland). Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in Deutschland müssen eine Berufsfeuerwehr vorhalten.

Struktur Somit unterhält die Stadt Meerbusch mit ihren knapp 60.000 Einwohnern eine Freiwillige Feuerwehr mit sieben Einheiten, jeweils in den Ortsteilen Osterath, Lank-Latum, Büderich, Strümp, Ossum-Bösinghoven, Nierst und Langst-Kierst befindet sich ein Feuerwehrgerätehaus. Im Zuge der Gründung der Stadt Meerbusch im Jahr 1970 wurden die vormals eigenständigen Feuerwehren der Ortsteile zur Feuerwehr Meerbusch zusammengefasst. Hinzu kommt die sogenannte hauptamtliche Feuerwache auf der Insterburger Straße in Osterath. Werktags, im Tagesbereich entlasten bis zu sieben hauptamtliche Feuerwehrmänner die freiwilligen Kräfte, in dem sie kleinere Einsatzstellen eigenständig abarbeiten. Bei größeren Lagen bildet sie zusammen mit den Einheiten aus den Ortsteilen ein Team aus Einsatzkräften. Die ebenfalls auf der Feuerwache stationierte Drehleiter ist 24 Stunden an sieben Tagen die Woche von 2 Feuerwehrkräften besetzt. Die Feuerwehr Meerbusch ist somit eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften.

Anzahl Derzeit gibt es rund 250 aktive Feuerwehrleute in Meerbusch, geführt wird die Feuerwehr von einem Trio. Dem Leiter der Feuerwehr Herbert Derks stehen seine Stellvertreter Ralf Bolten und Tim Söhnchen zur Seite. Rund fünf der Wehrleute sind weiblich, der Anteil steigt von Jahr zu Jahr.

Beim Alarm Bei einer Alarmierung verlassen sie den Arbeitsplatz und eilen zum Feuerwehrhaus. Die Landesfeuerwehrgesetze schreiben vor, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter für Feuerwehreinsätze freistellen müssen. Die Ausfallzeiten bekommen die Arbeitgeber von den Kommunen erstattet. Außerhalb der Arbeitszeiten fahren die Freiwilligen von zu Hause oder von der Freizeitaktivität Tag und Nacht zum Feuerwehrhaus. Dort hängt ihre Einsatzkleidung, wird die Ausrüstung aufbewahrt und stehen die Einsatzfahrzeuge. Dabei ist häufig höchste Eile geboten, nicht nur da es darum geht, Menschen in Not schnellstmöglich zu helfen, auch fordert der Gesetzgeber eine sog. Hilfsfrist (Zeit vom Absetzen des Notrufs bis zum Eintreffen der ersten Helfer an der Einsatzstelle) von maximal zehn Minuten einzuhalten..

Aufgaben Aber nicht nur dieser abwehrende Brandschutz ist Aufgabe der Feuerwehr, hinzu kommt der vorbeugende Brandschutz, der verhindert, dass es überhaupt nicht zu Unglücken kommt. So üben die Mitarbeiter der Feuerwehr Meerbusch regelmäßig in Kindergärten und Schulen bereits mit den Allerkleinsten den sicheren Umgang mit Feuer – und was zu tun ist, wenn doch einmal etwas passiert. Die Feuerwehr Meerbusch erteilt Auflagen zur Sicherheit bei Neubauten, zum Beispiel bei Flucht- und Rettungswegen, Löschwasser-Vorratsbehältern, Brandschutztüren, Steig-Leitungen, Sprinkler-, Rauchabzugs- und Brandmeldeanlagen und überprüft regelmäßig, ob diese Vorschriften eingehalten werden. Meierherm: „Somit ist die Feuerwehr wohl eine der wenigen Organisation, die jede Menge dafür tut, dass sie selbst nichts zu tun hat.“

Einsatzzahl Pro Jahr wird die Feuerwehr Meerbusch zu rund 450 – 500 Einsätzen alarmiert.Iin Jahren, in den größere Unwetterereignisse auftreten, können es auch bis zu 700 werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Einsatzspektrum der Feuerwehren deutlich verschoben. Gegründet als Einrichtung zur Brandbekämpfung, dominieren heutzutage mit mehr als 50 Prozent die Technischen Hilfeleistungen und die Verhinderung von Umweltschäden. Dabei leistet die Feuerwehr Meerbusch jedes Jahr bis zu 10.000 Einsatzstunden. Hinzu kommen viele Stunden Zeit für Ausbildung, Lehrgänge und Übungsdienste auf Standort-, Stadt-, Kreis oder Landesebene, Verwaltungsaufgaben sowie Aufwände für die Pflege der Technik.

Ausrüstung Die Feuerwehr Meerbusch verfügt über 31 Fahrzeug sowie zwei Boote, denn auch die Hilfeleistung auf dem Rhein gehört zur Aufgabe der Feuerwehr. Dabei ist jede Einheit mit einem oder mehreren Löschgruppenfahrzeugen ausgestattet, die die Mannschaft und einen Grundstock an Ausrüstung zur Einsatzstelle bringt. Für komplexere Einsätze sind in den Einheiten Spezialfahrzeuge, z.B. für die technische Hilfe, die Wasserversorgung in abgelegenen Gebieten, für Gefahrgutunfälle oder die Logistik stationiert, die dann im gesamten Stadtgebiet zum Einsatz kommen.

Gesellschaft Mit ihrer häufig über hundertjährigen Geschichte sind die Einheiten der Feuerwehr Meerbusch aber auch eine nicht wegzudenkende Größe im gesellschaftlichen Leben des Ortsteils. So ist die Feuerwehr zur Stelle, wenn helfende Hände bei größeren Veranstaltungen gebraucht werden, veranstaltet aber auch eigene Feste wie die Tage der offenen Tür, der „Steigerturm in Flammen“ in Osterath oder die Karnevalsparty in Lank-Latum.

Kameradschaft Neben Einsatz, Ausbildung und Übung für den Ernstfall spielt der – vielleicht etwas angestaubte - Begriff der Kameradschaftsarbeit ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Freiwilligen Feuerwehr Meerbusch im Hinblick auf die Einsatzfähigkeit der Mannschaft. Meierherm: „Kameradschaft bedeutet, dass man unabhängig von persönlichen Beziehungen bereit ist, für einander einzustehen. Man muss sich blind auf die Kameraden verlassen können, im Einsatz bedeutet dies, dem Kamerad das eigene Leben und die eigene Gesundheit anzuvertrauen.“ Kameradschaft sei die Seele der Feuerwehr. Somit ist die Feuerwehr keine reine Zweckgemeinschaft. Aus ihr entwickeln sich oftmals viele Freundschaften über Einsatz und Übungsdienst hinaus.

Nachwuchs Auch heute ist das einer der vielen Traumberufe bei Kindern. Hierfür gibt es auch in Meerbusch eine Jugendfeuerwehr, die Kindern ab zehn Jahren spielerisch an das Thema Feuerwehr heranführt – aber auch Sport und Spaß kommen nicht zu kurz. In den Gruppen findet allgemeine Jugendarbeit statt: von außerschulischer sozialer Bildung über sportliche Aktivitäten bis hin zu Freizeitfahrten und Zeltlagern. Viele der Jugendlichen entscheiden sich mit 17 für den Übertritt in die Einsatzabteilung. Ohne Jugendfeuerwehren kein Ehrenamt – die Jugendfeuerwehr ist der Motor der Mitgliedergewinnung.

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