Hitzewelle Hitzewelle bringt die Landwirtschaft in Gefahr

Das heiße und trockene Wetter ist ein Zeichen des Klimawandels, sagen Umweltschützer. Die Bauern fühlen sich in ihrer Existenz bedroht.

 Bauer und Hof leiden seit Wochen unter Hitze und Dürre.

Bauer und Hof leiden seit Wochen unter Hitze und Dürre.

Foto: RP/Privat

Wenn Heinrich Leuchten seine Pferde auf die Weide führt, staubt der Boden unter Hufen und Schuhen. Die Sonne brennt heiß vom Himmel, die Erde ist braun und rissig, das wenige Gras ist trocken und verdorrt. Eine Szene wie im Wilden Westen  – die mitten in Meerbusch stattfindet.

Heinrich Leuchten baut auf seinem Hof in Ilverich Mais und Getreide an, außerdem züchtet er Rinder und Pferde. Die aktuelle Hitzewelle macht ihm weniger aus als seinem Betrieb: „Die modernen Maschinen sind klimatisiert. Aber für meine Pflanzen und Tiere wird es langsam kritisch“, erzählt der Landwirt. Seine Rinder drängen sich im Schatten zusammen, um der Hitze zu entkommen, seine Tränken sind so schnell leer wie sonst nie, das Gras, dass die Tiere fressen, ist vertrocknet.

„Diese Entwicklung war abzusehen“, behauptet Andrea Blaum von der Meerbuscher Ortsgruppe des Naturschutzbundes BUND. Sie führt den extremen Sommer auf den Klimawandel zurück. Mit einer Mischung aus Hilflosigkeit und dem Gefühl, im Recht gewesen zu sein, spricht sie von den Auswirkungen der Hitze auf die Umwelt: Der Grundwasserspiegel sinkt, vor allem junge Bäume bekommen kein Wasser mehr. Gleichzeitig steigt die Temperatur in den Gewässern mit jedem Tag weiter an. Der Rhein steht kurz vor der kritischen Grenze von 25 Grad, wird diese überschritten, könnte ein massives Fischsterben folgen. Am Oberrhein sei dies bereits passiert. Andrea Blaum fühlt sich in ihrem jahrelangen Kampf für das Klima bestätigt. „Dieser heiße Sommer wird nicht der letzte sein“, sagt die Umweltschützerin. Sie hofft jedoch, dass Ereignisse wie die aktuelle Hitzewelle langsam ein Umdenken in den Köpfen der Menschen anstoßen. Die Ernteausfälle, mit denen die Bauern rechnen, seien nur die erste sichtbare Auswirkung des globalen Klimawandels.

Gerade diese Ernteausfälle bereiten auch Wolfgang Wappenschmidt Kopfzerbrechen. Der Kreisvorsitzende des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes Neuss-Mönchengladbach blickt mit Sorge auf die Hitze. „Die letzten zwei Jahre waren schon schlecht, und dieses Jahr ist extrem“, sagt er. Die Landwirte hätten kaum einen Vorrat an Futter, Saatgut und Geld anlegen können. Vielen Höfen drohe daher die Insolvenz, wenn sich das Wetter nicht bald bessert. Die Situation, so Wappenschmidt, sei im Norden und Osten noch schlimmer, aber auch hier  müssten inzwischen Bauern um ihre Existenz fürchten. Die Forderung des Bundes-Bauernverbandes nach finanziellen Hilfen für angeschlagene Landwirte unterstützt er. „Wir müssen uns fragen: Ist die Krise so flächendeckend, dass die bäuerliche Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, bedroht ist? Und: Wollen wir dieses System schützen. Wir sagen: Ja!“, sagt Wappenschmidt. Er gibt zu, dass die Landwirtschaft sich ändern muss. Aber: „An solche Extreme, wie wir sie in diesem Jahr erleben, kann man sich nicht anpassen.“

Das sieht auch Heinrich Leuchten auf seinem Hof in Ilverich so, während seine Pferde auf der vertrockneten Weide nach Futter suchen. „So etwas habe ich in den vierzig Jahren, in denen ich Landwirt bin, nicht erlebt“.

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