Meerbusch

Meerbusch · Jeden Tag genieße ich den Weg in das Landschaftsschutzgebiet, der Latum nach Nordwesten in Richtung Die Bursbach verlässt. Den Hund an der Leine biege ich vom Weingartsweg in den Waldweg ein, der aber erst nach 300 Metern, unmittelbar nach dem letzten Haus, zu dem Naturwunder wird, das mich berauscht.

Die spektakuläre Schönheit eröffnet sich bei der Begegnung mit der Flora und Fauna schon auf den ersten Metern - und das ganz unabhängig von der Jahreszeit. Vorbei an den Koppeln mit grasenden Pferden und Kuhwiesen mit Apfelbäumen, auf denen im Frühjahr und Sommer die jungen Rinder gespielt haben, kommt man zu dem idyllischen Hof von Bauer Münks, dessen Kühe, Pferde und Gänse auf der Weide grasen. Der Waldweg ist geprägt durch die Arbeit der Bauern. Er kommt ohne aufdringliche Reize aus, jeder Weidenpfahl und jeder Baum am Feldrand sind etwas Besonderes. Zu bestimmten Tageszeiten treffe ich Kaninchen, Rehe und Füchse. Undenkbar ist der Waldweg ohne die hohen Pappeln, die die zum Denken erziehende melancholische Weite des Niederrheins unterbrechen und den Weg toskanisch verzaubern. Die schlanken Jungs tanzen wie Wesen aus einer anderen Welt lustig um die Maisfelder herum. Und sie geben der Landschaft etwas Heiliges: Beim Durchschreiten der langen Reihe bekommt man das erhabene Gefühl, sich in einer Kathedrale zu befinden. An frischen Frühlingsabenden kann man die Bäume mit den Vögeln plaudern hören. An schwülen Sommernachmittagen spenden sie Schatten. Im Herbst ragen sie geheimnisvoll aus dem Nebel über den Feldern auf. Im Winter betonen die Pappeln schlank und kahl noch die Weite des Himmels. Mir gibt der Waldweg innere Ruhe und ein ganz neues Zeitempfinden. Jeden Tag aufs Neue.

(RP)
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