Meerbusch Erinnerung an 1700 Jahre jüdisches Leben

Meerbusch · Kulturpolitiker und die Verwaltung erinnern mit zahlreichen Aktionen an jüdische Bürger in Meerbusch. Die VHS bietet Exkursionen an.

 Der jüdische Friedhof in Lank ist einer der Orte, die an jüdische Bürger in Meerbusch erinnern. Künftig sollen dazu Rundwege angeboten werden.

Der jüdische Friedhof in Lank ist einer der Orte, die an jüdische Bürger in Meerbusch erinnern. Künftig sollen dazu Rundwege angeboten werden.

Foto: Stadt Meerbusch

Der älteste schriftliche Nachweis für jüdisches Leben in Deutschland stammt aus dem Jahr 321 n. Chr. Damals gab es ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin, der erlaubte, dass Juden Mitglied im Kölner Stadtrat sein können. In diesem Jahr wird deshalb mit zahlreichen Aktionen an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert – so auch in Meerbusch. Die Verwaltung hat dazu ein Programm entwickelt, bei dem die Künstler und kulturellen Einrichtungen der Stadt eingebunden sind.

So sind die Bildhauer der Stadt aufgerufen, passend zum Thema Vorschläge für eine Skulptur am Wienenweg einzureichen. Eine Jury entscheidet über den Gewinner, der mit dem Preisgeld von 5000 Euro das Kunstwerk realisieren kann. Außerdem gibt es einen Malwettbewerb, die Gewinnerbilder werden auf CityLights Plakaten gedruckt und im Stadtgebiet präsentiert. Im Advent soll es von der Städtischen Musikschule ein Mitsingkonzert mit christlichen und jüdischen Liedern geben.

„Wir waren positiv überrascht, dass die Verwaltung proaktiv tätig war“, sagt Karen Schomberg (Grüne), Vorsitzende des Kulturausschusses. Die Fraktionen hatten darüber hinaus ebenfalls Ideen beschlossen, wie an jüdisches Leben in Meerbusch erinnert werden kann. Wichtig sei ihnen, dass die junge Generation sich mit dem Thema jüdisches Leben auseinandersetzt. Die Kulturpolitiker sprachen sich deshalb dafür aus, einen Förderpreis für Schüler und Jugendgruppen zu vergeben, die ein Projekt zu dem Thema durchführen. Außerdem werden Fahrt- und Eintrittskosten finanziert für den Besuch einer Wanderausstellung zum Thema, die auch nach Wesel, Köln oder Essen kommt.

Um das jüdische Leben in Meerbusch für die Bürger nachvollziehbar zu machen, soll eine Broschüre oder eine Internetseite erstellt werden. Bereits bestehende Veröffentlichungen über den Heimat- oder Geschichtsverein können dabei in eine neue Gesamtbetrachtung einfließen. Standorte, die Hinweise auf jüdisches Leben in Meerbusch geben, wie die jüdischen Friedhöfe, das frühere Gebetshaus Lank und die Stolpersteine, könnten in einer Karte dargestellt werden.

Ein weiterer Wunsch: Bei Rundgängen durch Meerbusch sollen die Standorte mit Hinweisen auf jüdisches Leben in Meerbusch besucht und erläutert werden. Die Standorte, die keine ansprechende Beschilderung aufweisen, möchten die Kulturpolitiker mit einem Hinweisschild versehen. Und schließlich sollen die Aktionen mit den jüdischen Gemeinden von Krefeld und Düsseldort abgestimmt werden. Um die Aktionen umsetzen zu können, möchten die Grünen mit einem Dringlichkeitsantrag für die Ratssitzung am heutigen Donnerstag außerplanmäßig weitere 5000 Euro bereitstellen. Auf Nachfrage bei der Verwaltung hatten sie erfahren, dass die dafür vorgesehenen 5000 Euro zur Realisierung nicht ausreichten.

 Bereits in diesem Monat startet die VHS ihr Angebot zum Festjahr. Mit zwei der insgesamt acht geplanten Veranstaltungsthemen beginnt der Zyklus. VHS-Leiterin Béatrice Delassalle-Wischert freut sich auf viele Teilnehmer. „Wir sind froh, dass wir mit Henriette Brückmann von Rebstock Reisen e.K. Düsseldorf eine Kooperationspartnerin gefunden haben, die sich für dieses ganz wichtige Thema stark macht und wir somit ein deutliches Zeichen zur Bekämpfung von Antisemitismus sowie von blindem Hass, Verachtung und Wegsehen setzen können“, so die VHS-Leiterin.

Am Samstag, 17. Juli, dreht sich ab 11 Uhr alles um den 1797 in Düsseldorf geborenen Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine. Denn viele Spuren des großen Dichters sind noch in Düsseldorf vorhanden. So sein Geburtshaus auf der Bolkerstraße oder das ehemalige Kloster an der Citadellstraße, wo Heine das Lyzeum besuchte. 1815 verließ er Düsseldorf und ließ sich in Paris nieder, wo er seinen Lebensmittelpunkt fand – aber seine Heimatstadt dennoch nie vergaß. Nach einem geführten Rundgang und der Mittagspause wird das Heinrich-Heine-Institut besucht. Dort können die Interessierten in Eigenregie die Dauerausstellung „Romantik und Revolution“ besuchen, die auch die Jugend- und Studienjahre Heines bis ins Pariser Exil beleuchten. Kurs 211-2515 kostet 16 Euro inklusive Eintritt und Info-Material. Anmeldeschluss ist am 10. Juli. Treffpunkt ist in Düsseldorf. Anmeldung: 02159 916500.

Darüber hinaus bietet die VHS zwei Exkursionen zu den Düsseldorfer Stolpersteinen an: am 24. Juli (Kursnummer 211-2517) und am 14. August (Kursnummer 211-2518) jeweils von 11 bis 12.30 Uhr. Die Teilnnahme kostet 15 Euro. Anmeldeschluss ist jeweils eine Woche vorher. Unauffällig und dennoch ständig präsent symbolisieren sie, wie viele jüdische Familien in den 1930er Jahren in Düsseldorf gelebt und gearbeitet haben. 2003 wurden die ersten Messingplaketten in der Landeshauptstadt verlegt, inzwischen sind es über 300. Bei der Führung lernen die Teilnehmenden die (Lebens)Geschichten hinter den Plaketten kennen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, individuell die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zu besuchen (Eintritt frei).

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