Serie Mobilität und Verkehr Zahl der Meerbuscher Pendler steigt

Meerbusch · Mehr Einwohner und der Zuzug von Firmen sorgen dafür, dass der Berufsverkehr wächst. Kürzere Takte und günstigere Tarife könnten den Umstieg auf die Bahn erleichtern.

 Die meisten Meerbuscher Pendler fahren nach Düsseldorf zur Arbeit.

Die meisten Meerbuscher Pendler fahren nach Düsseldorf zur Arbeit.

Foto: ferl

Mit seinem neuen Amt als Bürgermeister verabschiedet sich Christian Bommers nicht nur von seinem Arbeitsplatz in Köln, sondern auch aus der Pendlerstatistik. Allein darum wird ihn manch einer beneiden, obwohl sich mittlerweile viele Berufstätige dank Homeoffice seltener durch den morgendlichen Berufsverkehr quälen als vor der Pandemie. Fakt ist: Immer mehr Meerbuscher arbeiten in einer anderen Stadt: 20.489 waren es im vorigen Jahr – 655 mehr als noch 2017. Dabei hat dieser Anstieg viel mit dem Wachstum von Meerbuschs Bevölkerungszahlen zu tun.

Gleichzeitig ist auch die Zahl der Menschen gestiegen, die von auswärts nach Meerbusch zur Arbeit kommen: 12.884 waren es im vorigen Jahr (114 mehr als 2017). Eine Entwicklung, die ebenfalls anhalten könnte. „Im Gewerbegebiet im Bundenrott hatten sich einige neue Unternehmen angesiedelt. Derzeit sind dort für weitere Firmensitze und Erweiterungen einige Gebäude im Bau oder vor Baubeginn“, sagt Wirtschaftsförderer Stephan Benninghoven. In der Anbahnung sei außerdem ein Unternehmen aus Düsseldorf, das nach Meerbusch ziehen möchte. Blickt man länger zurück, so stellt man fest, dass die Stadt in den vergangenen zehn Jahren einen rasanten Anstieg erlebt hat: Mit insgesamt 13.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiteten 2019 gut 50 Prozent mehr Menschen in Meerbusch als noch 1999.

Fast die Hälfte der Meerbuscher Pendler arbeitet in Düsseldorf, dahinter folgen mit großem Abstand die Nachbarstädte Krefeld und Neuss. Bereits an vierter Stelle steht bei den Auspendlern das mehr als 40 Kilometer entfernte Köln (667, plus 58). Bei den Einpendlern nach Meerbusch ist die Zahl der Düsseldorfer im vergangenen Jahr am stärksten gestiegen (plus 58 auf 2029).

Trotz Trend zum Homeoffice rechnen Verkehrsplaner damit, dass auch künftig die Zahl der Pendler steigt. Im Hinblick darauf war auch der sukzessive Ausbau der A57 von vier auf sechs Spuren beschlossen worden. Bis 2023 soll der Abschnitt zwischen dem Kreuz Meerbusch und Krefeld-Oppum umgebaut werden. Für eine Entlastung des Straßennetzes soll außerdem der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs sorgen. Dazu ist vor allem die geplanten Linie U81 gedacht. Sie soll eine neue Verbindung zwischen Krefeld und dem Düsseldorfer Flughafen schaffen und über Meerbusch führen. Doch bis dahin dauert es noch. Der Bau ist erst ab 2028 vorgesehen.

Gleiches gilt die Verstärkung der Linie U76. Ihr Takt soll in den nächsten Jahren verdichtet werden, insbesondere zu den Stoßzeiten. Wolfgang Baumeister, Verkehrsexperte der IHK Mittlerer Niederrhein, gibt allerdings zu bedenken, dass die Linie für Meerbuscher Pendler nach Krefeld nur eine Option sei, wenn sie in der Stadtmitte arbeiten. Dagegen seien die Arbeitsplätze im Krefelder Hafen oder in Gewerbegebiet in Linn schnell mit dem Auto, aber nur mit deutlich höherem Zeitaufwand mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Wer dagegen nach Düsseldorf pendelt und durch die Innenstadt muss, hat mit der Bahn oft die besseren Karten. Das weiß auch Annika Bödefeld zu schätzen. Die Mitarbeiterin der Rheinbahn fährt morgens von Büderich zu ihrem Arbeitsplatz nach Lierenfeld. „Wenn ich die Autos im Stau sehe, bin ich froh, dass ich in der Bahn sitze.“ 

 Die Station Landsknecht wird oft von Meerbuscher Berufspendlern für die Fahrt nach Düsseldorf genutzt.

Die Station Landsknecht wird oft von Meerbuscher Berufspendlern für die Fahrt nach Düsseldorf genutzt.

Foto: anke kronemeyer

Michael Assenmacher, Technischer Dezernent, verweist darauf, dass im kommenden Jahr die Stadt plant, eine Verkürzung der Taktzeiten der K-Bahn-Line auf zehn Minuten zu beschließen. Auch in Krefeld und Düsseldorf ist dies geplant. „Dann sind die Wartezeiten überschaubar, so dass man nicht mehr so sehr auf die Uhr schauen muss“, sagt er. Dies mache das Bahnfahren attraktiver. Eine attraktivere und flexiblere Preisgestaltung wäre ebenfalls hilfreich. Bislang kostet die Fahrt von Düsseldorf 6 Euro, mit Rückfahrt 12 Euro. „Da überlegen sich viele, ob sich das lohnt.“ Seit dem Sommer testet der Verkehrsverbund VRR die App Nextticket 2.0. Damit zahlten die Nutzer pro Strecke 1,40 Euro und 26 Cent pro Kilometer Luftlinie. Von Neuss bis zum Graf-Adolf-Platz bezahle man mit dem Tarif nur 3,22 Euro. „Das ist günstiger als die Parkgebühren und man tut der Umwelt etwas Gutes“, sagt Assenmacher.

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