Kultur in Meerbusch Mataré-Haus soll Atelierhaus werden

Büderich · Die Stadt will mit dem neuen Besitzer eine Partnerschaft im Bereich Kultur eingehen. Studierende sollen die Räume zum Arbeiten nutzen können. Auch Ausstellungen sind geplant.

 In dem denkmalgeschützten Haus an der Dückersstraße in Büderich hat Ewald Mataré gelebt und gearbeitet.

In dem denkmalgeschützten Haus an der Dückersstraße in Büderich hat Ewald Mataré gelebt und gearbeitet.

Foto: Sonja Schmitz

An der Dückersstraße in Büderich, wo einst der berühmte Bildhauer Ewald Mataré seine Werke schuf, sollen künftig fünf Kunststudenten gemeinsam für eine begrenzte Zeit in einem großen Atelier-Ensemble zusammen arbeiten, sich austauschen und Kontakte knüpfen können. Ohne die Sorge, wo und wie sie ein Atelier finden und die Miete zahlen können. Mit dem Ziel, sich ganz auf ihre künstlerische Arbeit zu konzentrieren. Möglich machen soll das eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Meerbusch und dem neuen Eigentümer des Mataré-Hauses.

Der Kulturausschuss befürwortet den Vorschlag der Verwaltung. Der Rat der Stadt Meerbusch wird in seiner Sitzung am 28. Oktober über die Pläne informiert. Ob und wie viel Geld für das Projekt bereitgestellt wird, soll später bei den Beratungen für den nächsten Haushalt entschieden werden. Dann könnte schon zu Beginn des Jahres 2022 die Kooperationsvereinbarung abgeschlossen „und mit Leben gefüllt“ werden, schlägt die Verwaltung vor.

„Der neue Eigentümer des Mataré-Hauses ist sehr kunst- und kulturaffin und der Stadt Meerbusch sehr zugewandt“, berichtet Erster Beigeordneter Frank Maatz. „Das ist wirklich ein Glücksfall.“ Der private Investor, der öffentlich nicht genannt werden möchte, habe bereits früh großes Interesse an einer solchen Kooperation gezeigt. Maatz: „Insofern wäre das für uns alle eine echte Win-Win-Situation.“

Zuletzt hatte die Stadt selbst vorgehabt, das denkmalgeschützte Wohn- und Atelierhaus in Büderich zu kaufen. „Ziel war es, die Liegenschaft für die Stadt zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, berichtet Maatz. Dann aber stellte sich heraus, dass es eine Rechtsnachfolge für das Haus gab. „Der Erbe wiederum kam auf die Stadt zu und sagte, dass ein privater Investor Interesse an dem Haus hätte.“ Dieser habe sowohl eine Beziehung zur Kunst als auch zur verstorbenen Sonja Mataré.

Die Tochter des Bildhauers hatte zuletzt im Mataré-Haus gelebt und die Idee ins Spiel gebracht, das Haus für junge Künstler zu öffnen. Sonja Mataré war im Oktober 2020 verstorben. Kurz zuvor hatte sie gesagt, dass sie sich gut vorstellen könnte, dass das Haus nach ihrem Tod als Wirkungsstätte für Studierende der Düsseldorfer Kunstakademie genutzt würde. Bis zu ihrem Tod kümmerte sich Sonja Mataré intensiv um das Erbe ihres Vaters. Sie dokumentierte es und half beim Vorbereiten von Ausstellungen und Publikationen über das Werk ihres berühmten Vaters, der auch als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtet hatte.

Wenn also tatsächlich demnächst junge Studierende im Mataré-Haus arbeiten, werden sie das in denselben Räumen tun wie etwa Jospeh Beuys und Erwin Heerich. Die unterrichtete Ewald Mataré an der Dückersstraße nämlich ebenso wie zahlreiche andere junge Akademiestudenten. Joseph Beuys durfte sogar mehrere Jahre einen Raum neben der kleinen Werkstatt von Sonja Mataré als eigenes Atelier verwenden.

Geplant ist, das Mataré-Haus für jeweils zwei Jahre fünf dHCS-Stipendiaten als Atelierhaus zur Verfügung zu stellen. Das Stipendium wurde bereits im Jahr 2002 zum 175-jährigen Firmenbestehen des Unternehmens de Haen-Carstanjen und Söhne (dHCS) erstmals von dessen Gesellschaftern ausgeschrieben, um bildende Künstler im Raum Düsseldorf zu fördern. Das Mataré-Haus sei für den Zweck dieses Stipendiums ein idealer Ort. „In einer ruhigen, fast idyllischen Umgebung, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Düsseldorf aus gut erreichbar ist, können in Zukunft die Stipendiaten die künstlerische Tradition im Mataré-Haus optimal fortführen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. „Das Haus und der Garten werden in Zukunft in enger Absprache mit der Denkmalpflege unterhalten werden.“

Das Mataré-Haus soll dann aber nicht ausschließlich Atelierhaus sein, sondern außerdem an das Wirken von Ewald Mataré und seiner Tochter Sonja erinnern. Im Eingangsbereich soll eine Dokumentation über den Bildhauer und die Geschichte des Hauses informieren. Außerdem sollen mehrere original Arbeiten ausgestellt werden. Damit würden Teile aus Matarés Werk erstmalig in Büderich ständig präsent sein. Denn Sonja Mataré hatte sich 1988 entschieden, den Nachlass ihres Vaters dem Klever Museum anzuvertrauen, das sich seitdem schwerpunktmäßig um dessen Werk kümmert. Die Kooperationsvereinbarung mit dem Eigentümer des Mataré-Hauses sähe vor, dieses in Zusammenarbeit mit der Stadt Meerbusch als „einen Ort des künstlerischen Schaffens und der Begegnung“ zu erhalten und das Wirken von Ewald Mataré zu würdigen. Die Stadt erhofft sich, mit dem Atelierhaus im größten Ortsteil von Meerbusch einen belebten Kulturort zu schaffen. In Büderich finde nämlich bisher kein städtischer Kulturbetrieb statt. Dieser konzentriert sich mit Teloy-Mühle und Wasserturm momentan nur auf den Ortsteil Lank-Latum.

Angedacht ist etwa, sowohl das Haus als auch den Garten an der Dückersstraße mit Ausstellungen zu beleben. Die würden von der Stadt Meerbusch unterstützt und möglicherweise auch organisiert. Dafür wären beispielsweise Vitrinen, eine Gartenbeleuchtung, Rednerpult, Tische, Stühle und Tontechnik nötig. „Die dafür nötigen Mittel in Höhe von rund 30.000 Euro wurden seitens der Verwaltung bereits für den Kulturetat 2022 beantragt“, teilt die Verwaltung mit. Aber die Pläne gehen noch weiter: Im Kulturamt kann man sich auch vorstellen, in Erinnerung an das künstlerische Schaffen von Mataré alle zwei Jahre einen gut dotierten Bildhauerpreis auszuloben – zur genauen Höhe des Preisgelds sagt die Verwaltung aber noch nichts.

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