Soziales in Meerbusch Weniger Hilfsgüter für mehr Personen

Meerbusch · Die Meerbuscher Tafel versorgt zusätzlich viele Menschen aus der Ukraine, gleichzeitig gibt es weniger Spenden. Dennoch können noch alle Bedürftigen versorgt werden – und das Engagement im Ehrenamt steigt seit Kriegsbeginn.

 „Meerbusch hilft“-Vorsitzender Dirk Thorand und seine Stellvertreterin Antje Schwarzburger arbeiten daran, dass allen Bedürftigen geholfen werden kann.

„Meerbusch hilft“-Vorsitzender Dirk Thorand und seine Stellvertreterin Antje Schwarzburger arbeiten daran, dass allen Bedürftigen geholfen werden kann.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Noch immer kommen Menschen, die aus der Ukraine vor Krieg und Gewalt geflohen sind, in Meerbusch an. 550 Menschen sind hier inzwischen untergekommen, nach Angaben der Stadt hat der Zustrom merklich nachgelassen, dennoch sind die mit der Organisation betrauten Stellen in der Verwaltung weiterhin stark ausgelastet.

Untergebracht sind die Ukrainer aktuell weiterhin fast vollständig bei Meerbuscher Bürgern, die ihre Häuser für die Menschen in Not geöffnet haben. Die Stadt bereitet sich jedoch ebenfalls darauf vor, im Bedarfsfall Unterkünfte anzubieten, und hat unter anderem die ehemalige Kita Sonnengarten entsprechend hergerichtet. Auch die Turnhallen am Neusser Feldweg in Osterath-Bovert und an der Stettiner Straße in Lank-Latum werden derzeit vorbereitet.

Einen wichtigen Teil in der Hilfsarbeit der Geflüchteten leisten auch Institutionen und Vereine, in Meerbusch ist vor allem der Verein „Meerbusch hilft“ aktiv. Dessen Vorsitzender Dirk Thorand warnt, dass es in der Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln und Verbrauchsprodukten eng werden könnte. An der Meerbuscher Tafel, die ebenfalls von „Meerbusch hilft“ betrieben wird, müssen die Ausgabemengen pro Person bereits reduziert werden – sowohl für Geflüchtete als auch für andere bedürftige Menschen.

„Wir haben aktuell weniger Ware zur Verfügung und mehr Personen, die das Angebot nutzen“, fasst Thorand zusammen. Die steigenden Preise für Lebensmittel seien allerdings weniger der Grund als der „Frühjahrsknick“, der jedes Jahr im Frühling merklich ist. „Dieses Jahr kommt das natürlich besonders ungünstig“, so Thorand. Denn in den vergangenen Monaten ist die Zahl der Menschen, die zur Tafel kommen, um rund 30 Prozent gestiegen – ein Großteil davon sind ukrainische Geflüchtete. Aber jeder, der zur Tafel kommt, geht mit etwas nach Hause. „Aufnahmestopps wollen wir unbedingt vermeiden, und das werden wir auch schaffen“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Es gehe auch darum, soziale Spannungen zwischen den Langzeitkunden und den Menschen aus der Ukraine zu vermeiden. „Wir hoffen, dass die Menschen enger zusammenrücken.“ Und das scheint bisher zu funktionieren: Auch, wenn weniger ausgegeben wird, Beschwerden gab es bisher nicht. „Das würden wir auch nicht dulden. Jeder weiß, wie schlimm die Situation für die Ukrainer ist, und wir wollen sie gemeinsam unterstützen“, so Thorand.

Und das geht über die Arbeit der Tafel hinaus, denn der Verein „Meerbusch hilft“ betreibt unter anderem eine Fahrradwerkstatt und eine Kleiderkammer, die aktuell ebenfalls eine hohe Nachfrage erleben. „Erfreulich ist, dass durch die Situation in der Ukraine Schwung ins Ehrenamt gekommen ist. Viele Menschen wollen helfen, wir haben zahlreiche neue Kontakte geknüpft und können uns wirklich nicht über mangelnden Einsatz der Bürger beschweren“, so Thorand.

Besonderen Zulauf erleben aktuell die Lotsenpunkte des Vereins. Die dortigen Mitarbeiter haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Orientierung der Neuankömmlinge im Alltag zu erleichtern. „Das geht los bei Beratungen zu Amtsgängen oder der Schulanmeldung und geht bis zu der Frage, wo man Möbel herbekommt“, erklärt Thorand. Für letzteres hat der Verein auch einen digitalen Marktplatz eingerichtet, der sehr rege genutzt wird.

Die Hilfe für die Menschen aus der Ukraine beschränkt sich aber nicht auf die lebensnotwendige Unterstützung, sondern will auch die soziale Eingliederung erreichen. So hat „Meerbusch hilft“ die Geflüchteten gezielt zum Parkfest eingeladen, damit sie mit den Meerbuschern in Kontakt kommen. Auch die offenen Begegnungsabende, bei denen die Gelegenheit zu ungezwungenen Gesprächen besteht, sollen nach der Corona-Pause wieder aufleben. „Wir haben viel Arbeit hinter uns und stehen noch vor großen Herausforderungen“, sagt Dirk Thorand auch mit Blick auf die aktuelle Spendensituation. „Aber mit Hilfe unseres engagierten Teams und der Unterstützung der Meerbusch glaube ich, dass wir auch die aktuelle Situation meistern können.“

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