Gastbeiträge der Kirchengemeinden Ostern feiern in Zeiten von Corona?

Meerbusch · Der katholische Pfarrer Michael Berning und die evangelische Pfarrerin Susanne Pundt-Forst über die Bedeutung der Auferstehung in Krisen-Zeiten.

 Die Kirchen wie hier in Lank-Latum müssen an den Ostertagen wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben.

Die Kirchen wie hier in Lank-Latum müssen an den Ostertagen wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben.

Foto: Felix Stein

Österliche Stimmung mag kaum aufkommen. Besuche bei Verwandten, das gemeinsame Ostereiersuchen im Garten, der Osterurlaub – alles entfällt. Die Angst vor dem Virus bestimmt das Denken vieler, und durch die Aufhebung vieler unserer Grundrechte erleben wir diese Tage als Tage der Unfreiheit, der existentiellen Bedrohung im wirtschaftlichen Bereich, auch als Tage der Bedrohung des Friedens in den Familien durch die räumliche Enge. Für Christinnen und Christen besonders schmerzlich: Die Einschränkung der Religionsfreiheit, das bedeutet, keine Gottesdienste, in denen sich Ostern feiern ließe; nur Internet und Fernsehen bieten einen schalen Ersatz.

 Der katholische Pfarrer Berning aus Büderich

Der katholische Pfarrer Berning aus Büderich

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Vielleicht lässt sich aber die gesamte Krise interpretieren als eine Analogie des Kar- und Ostergeschehens. Am Aschermittwoch beginnt die Zeit der Vorbereitung auf Ostern, den biblischen Vorbildern und den Erfahrungen der geistlichen Meister folgend, eine Zeit der Entbehrung, des Fastens, des Verzichtes, um sich die eigentlichen Prioritäten des Lebens zu vergegenwärtigen. Folgen wir diesem Vergleich, so erleben wir diese Zeit jetzt, in einem Maße, wie wir es bisher nicht kannten, und auch länger als die biblischen vierzig Tage. Wir leben aber aus der Hoffnung, dass diese Zeit der Entbehrung nicht andauernd sein wird. Wir werden wieder in das Leben zurückkehren; das wird wie Ostern sein.

Als Christus von den Toten auferstand, endete nicht nur die Zeit der Trauer, sondern es veränderte sich grundlegend etwas. Die Jünger Jesu erhielten eine neue Perspektive, die fortan ihr Leben radikal neu bestimmen sollte. Das wird das hoffentlich entscheidende Vorbild für unser Leben nach Corona sein. Wir dürfen und können nicht so weitermachen wie bisher: Ein ungehemmtes Wirtschaftswachstum auf Kosten des Weltklimas, Egoismus angesichts des Elends auf der Erde, Antisemitismus und Populismus dürfen nun erst Recht keinen Platz mehr haben.

Ostern feiern in Zeiten von Corona?

Ja, wir feiern Ostern in dieser Woche, als Zeichen dafür, dass wir dem Übel entgegentreten, als Zeichen dafür, dass Gott sich mit uns auf die Seite des Lebens stellt. Wenn jemand, der gestorben ist, wieder lebt, dann ist auch ganz anderes möglich. Aus der Kraft des Osterfestes wächst auch heute die Kraft zum Leben. Das Leid ist in unserer Welt zwar weiter existent, und das hat das Christentum auch nie geleugnet, leider oft genug auch dazu beigetragen, aber das Leid, der Tod – sie werden nicht siegen. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir alle die Hoffnung erspüren, die die Apostel damals erfüllt hat. Letztlich führt Ostern zum Aufbruch, so wie es in Vollendung dann das Pfingstfest erlebbar macht – eine Initialzündung, durch die alles neu wird, auch in meinem Leben.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein frohes und gesegnetes Osterfest

Ihr Pfarrer Michael Berning

 Die evangelische Pfarrerin Susanne Pundt-Forst aus Büderich

Die evangelische Pfarrerin Susanne Pundt-Forst aus Büderich

Foto: ev. Kirche

Leider fällt Ostern in diesem Jahr aus. Wir dürfen keine Gottesdienste feiern, also fällt Ostern aus! Kein Tischabendmahl am Gründonnerstag, keine Andacht unterm Kreuz am Karfreitag, keine Osternacht, auch kein Ostersonntags-Familiengottesdienst oder den Gottesdienst am Ostermontag bei uns im Seniorenstift. Fällt alles aus!

Und meine Pfarrerkolleginnen und- kollegen und ich haben alle frei. Bleiben zu Hause und schlafen Ostern erstmalig richtig lange aus!

Nein! Für alle Pfarrerinnen und Pfarrer, für alle Gemeindemitglieder ist die Vorstellung, dass wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus nicht mit Gottesdiensten in der Kirche gemeinsam feiern können, das absolute Horrorszenario. Dieses Horrorszenario ist aber in diesem Frühjahr wahr geworden. So wird es also Zeit, sich zu erinnern, dass die Auferstehungsbotschaft unseres Herrn Jesus Christus, die wir eigentlich mit großen Festen feiern wollten, schon vor uns da war. Als Jesus auf Golgatha gekreuzigt wurde, gab es keine Kirche, darum auch keine Gemeindemitglieder und keine Pfarrer und Pfarrerinnen; als er auferstanden ist, sehen ihn nur ganz wenige, die dann in die Welt hinaus tragen, dass er lebt.

Diese Botschaft aller Botschaften ist nicht davon abhängig, ob wir in Kirchen zusammenkommen können! Menschen haben diese Botschaft der Hoffnung für alle über Jahrhunderte hinweg weitergegeben und auch wenn wir in diesem Jahr alle in unseren Häusern bleiben müssen, können wir zu Hause die Auferstehung unseres Herrn feiern. Viele Gemeinden machen Videogottesdienstangebote, so auch wir. Unter evangelisch-in-buederich.de stellen wir alle Ostergottesdienste ein, die uns dann gemeinsam zumindest vor den Bildschirmen verbinden werden.

Und vielleicht sollten wir uns gerade jetzt den Ostergruß wieder in Erinnerung rufen und den in den nächsten Tagen, statt des neuen Grußes „Bleiben sie gesund“, praktizieren. Christen rufen sich seit Jahrhunderten zu Ostern „Der Herr ist auferstanden“ zu und der andere antwortet mit „Er ist wahrhaft auferstanden“ Das geht auch mit zwei Metern Sicherheitsabstand, schafft Gemeinschaft und uns holt auch ein wenig aus der Isolation der Tage heraus.

Die Botschaft ist stärker als die Rahmenbedingungen, in denen Sie verkündigt werden kann. Wir sind alle in der Liebe Gottes geborgen und das Gebet ist das Band, das uns auch jetzt im Glauben zusammenhält.

Frohe Ostern wünscht

Ihre Pfarrerin Susanne Pundt-Forst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort