Meerbusch Vorleser Krumi hat 17.000 Follower

Meerbusch · Wolfgang Krumnacker liest freitags bei Instagram Kindergeschichten. Als der Lesestoff knapp wurde, kam nach einem Aufruf Hilfe auch aus den USA.

 Vorleser Wolfgang Krumnacker „Krumi“ ist mit seinen Instagram-Lesungen für Kinder in Meerbusch mittlerweile gut bekannt. 

Vorleser Wolfgang Krumnacker „Krumi“ ist mit seinen Instagram-Lesungen für Kinder in Meerbusch mittlerweile gut bekannt. 

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Premiere war am 15. April des vergangenen Jahres. Wolfgang Krumnacker – in Meerbusch seit rund 14 Jahren besser als Krumi bekannt – saß ganz allein in der Stadtbibliothek Meerbusch und las zum ersten Mal vor der Handykamera seinem jungen Instagram-Publikum Geschichten vor. „Corona entsprechend war ich von da an jede Woche über den Social-Media-Kanal mit meinen Kindergeschichten zu hören – immer allein vor der Kamera, entweder in der Stadtbibliothek oder Zuhause.“

Seit Anfang Dezember 2020 aber hat sich Krumi zum Vorlesen im Netz aus der Stadtbibliothek komplett zurück in seine Wohnung verzogen: „Das entspricht den neuen Pandemie-Vorschriften.“ Leider gab es massive Engpässe beim Lesestoff. Nicht alle Verlage erteilen eine Genehmigung, ihre Bücher auf Instagram vorzulesen und eine Woche auf dem Account von User „krumnacker46“ zum Abruf bereitzustellen: „Damit war ich stark eingeschränkt.“ Rettung brachte die Idee einer Mutter: „Sie schlug vor, einen Aufruf an alle Autorinnen und Autoren von Kinderbüchern zu starten, einfach zu fragen, ob sie mir Exemplare ihrer Bücher zur Verfügung stellen.“

Von der Reaktion ist der beliebte Vorlese-Pate begeistert: „Mit so viel Kreativität und Hilfsbereitschaft hätte ich nicht gerechnet. Das hat mich sehr berührt. Noch am Abend des gleichen Tages hatte ich sechs Zusagen und wenige Stunden darauf war das erste Buch in meinem Briefkasten.“ Bald folgten weitere Bücher und auch Zusagen: „Es sind unter anderem Autorinnen aus Bozen in Südtirol, aus Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz dabei. Und sogar aus Boston in den USA hat sich eine Leserin zugeschaltet.“ Sie alle haben entweder etwas mit Kindern oder dem Lesen zu tun: „Mütter schreiben sogar selbst Kindergeschichten.“ Als Highlight betrachtet der Vorleser und Zauberer die Postsendung vom Verlag „Edition buntehunde“: „Sie haben mir ein besonderes Buch geschickt, ein Kochbuch mit dem Titel ‚Kessel, Feuer, Zauberstecken‘.“ Darin geht es ums Kochen mit dem Fuchs Rainer und der Hexe Kathinka. Zwischen den Rezepten sind Geschichten über die Fuchsfamilie und die Hexe eingebunden: „Ich werde das Buch dem Thema entsprechend am 12. März in unserer Küche sitzend vorlesen und freue mich jetzt schon auf diesen besonderen Termin.“

Da den meisten Buchsendungen ein liebevolles Begleitschreiben beilag – „in einem Umschlag habe ich sogar ein paar Bonbons gefunden“ – entwickelten sich nette Kontakte. Besonders eng ist der Austausch mit Lenchen, einer dreieinhalbjährigen Münsteranerin: „Sie ist in der Instagram-Runde immer die Erste.“ Von ihr hat Krumi eine Weihnachtskarte und auch ein Foto bekommen. Lenchens Mutter war es auch, die den Vorschlag machte, einen Rundruf zu starten. Ebenfalls geholfen hat die Meerbuscher Familie Wallert. Sie richtete Krumi, der sich lange gegen die Nutzung von Social Media geweigert hatte, den Account ein: „Ich habe so viel Unterstützung und aufmunternde Worte erhalten – das ist in der jetzigen Zeit ganz besonders toll.“

Hilfe aber bekommt der Vorlese-Onkel auch aus der Stadtbibliothek. Bei Leiterin Heike Gennermann und Mitarbeiterin Angela Mingers holt sich Krumi so manchen Ratschlag. Er hofft sehr, wenn die Vorschriften es erlauben, ab Februar auch wieder in der Bibliothek lesen zu dürfen: „Aber die Instagram-Lesungen live an jedem Freitag um 16.30 Uhr gebe ich nicht auf.“

Bis dahin genießt Krumi auf dem Parkplatz oder beim Einkaufen seinen hohen Bekanntheitsgrad: „Ich freue mich über jedes ‚Hallo, Krumi‘.“

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