Kultur Die Theatermacher und ihre treuen Fans

Büderich · Heike und Rüdiger Fabry haben mit Video-Konferenzen die Corona-Krise überbrückt. Seit dem 30. Mai finden die Veranstaltungen wieder statt – allerdings vor weniger Zuschauern. Ein von Julia und Ingo Meyer-Berhorn initiiertes Projekt verspricht Hilfe.

 Heike und Rüdiger Fabry, Geschäftsführer der Düsseldrofer Theaterkantine, in ihrem Büdericher Garten

Heike und Rüdiger Fabry, Geschäftsführer der Düsseldrofer Theaterkantine, in ihrem Büdericher Garten

Foto: mgö

„Wir haben einfach nicht aufgehört, sind jeden Tag ins Theater gefahren und haben dort alles schön gemacht“, erklären Heike und Rüdiger Fabry ihre Reaktion auf die große Unsicherheit zu Beginn des Corona-Shutdowns. Die Geschäftsführer der Theaterkantine in Düsseldorf stellten sich die alles überlagernde Frage, wie es trotz laufender Mietzahlungen und Gehälter weiter gehen wird.

Und sie waren sich schnell einig: „Wir wollen versuchen, es allein zu schaffen und das Theater irgendwie lebendig zu halten.“ Schließlich leben sowohl die Aufführungen als auch das anschließende gemeinsame Essen in den Räumen der „Alten Farbwerke“ von den Darstellungskünsten der Fabrys: „Irgendwie hatten wir das Gefühl, die Schauspielerei muss weiter gehen. Es war wie eine Neu-Inszenierung.“ So drehten sie kleine, frech „Pandamie-Update“ genannte „Filmchen“ für die Homepage und luden ihre Fans und Stammgäste zum Online-Theater ein.

In Video-Konferenzen gab es nicht nur etwas zu sehen, sondern wie in der echten Theaterkantine wurde auch ein Drei-Gänge-Menü serviert: „Wir haben vorgekocht, die Zutaten einschließlich einer kleinen Flasche Prosecco wurden nach einer Reservierung entweder abgeholt oder von uns geliefert. So konnten wir in dem aufgebauten Bühnenbild einige Szenen aus ‚Rosa‘ oder ‚Bleibt Liebe‘ spielen und mit den Zuschauern virtuell anstoßen. Wir waren miteinander in Kontakt“, erzählen Heike und Rüdiger Fabry in ihrem Büdericher Garten.

„H@usbesuche von Rosa und Viktor“ nennen sie das Zoom-Projekt, das ihnen nicht nur Freude, sondern auch Mut macht. Die Resonanz ist sehr positiv und auch deshalb sind die Fabrys von dem Verständnis des Publikums rundherum begeistert: „Wir bekommen aufmunternden Zuspruch, Dank und sogar kleine Spenden.“

Die meisten Gäste haben nach der Corona-bedingten Schließung der Theaterkantine auf eine Vorstellung im Herbst umgebucht. Die restlichen Eintrittsgelder wurden zurückerstattet. Alle Mitarbeiter stehen in Kurzarbeit an ihrer Seite. Der Ton-/Licht-/Video-Ingenieur Philippe Waldecker hat ohne Honorar gearbeitet und das ganze Team – darunter auch Julia Blum, Anette Krien und Martin Reichert – war immer für sie und den Theater-Betrieb da.

Seit dem 30. Mai laufen die Vorstellungen mit 40 statt 100 Zuschauern. Am Anfang war das Publikum noch vorsichtig: „Deshalb haben wir ein weiteres Filmchen gedreht und gezeigt, wie alles abläuft und desinfiziert wird.“ Zum Empfang im Foyer sind Tische – auf Abstand – mit Fingerfood und Prosecco reserviert: „Alle fühlen sich wohl, wie wir hören.“

Die jetzt aktuell geltenden Vorgaben lassen 100 Theaterbesucher zu. Doch wie das in Verbindung mit der Kantine und dem anschließenden gemeinsamen Menü im Sinne der Gastronomie gehandhabt werden kann, muss erst geprüft werden. Es bleibt also unklar, wann die Theaterkantine wieder jeden Platz besetzen kann.

Über diese Unsicherheit – seitens der Stadt Düsseldorf gibt es keine Corona-Unterstützung – machen sich auch Julia und Ingo Meyer-Berhorn Gedanken. Die Büdericher sind große Theaterkantinen-Fans und haben eine Aktion ins Leben gerufen, die sich „Patentante der Theaterkantine“ nennt. „Als Pate wird Verantwortung übernommen – ohne eine konkrete Gegenleistung. Das wollen wir für die Theaterkantine und die Erhaltung des wirtschaftlichen – nicht subventionierten – Betriebs anregen“, erzählt Julia Meyer-Berhorn.

Hinter der Idee steht der Gedanke „viele kleine Zahlungen – große Hilfe!“. Mit 10 Euro pro Monat und „möglichst vielen Menschen“ soll solange geholfen werden, bis der Spielbetrieb wieder in alter Form aufgenommen werden kann.

Info Das Projekt befindet sich derzeit noch im Aufbau. Wer aber schon erfahren möchte, wie man zur Patentante oder zum Patenonkel wird, kann sich per E-Mail an patentante@theaterkantine.de informieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort