Bürgermonitor in Meerbusch „Wir fühlen uns wie Covid-Verbrecher“

Meerbusch · Petra Jaworski und ihr Ehemann sind vor wenigen Wochen an Corona erkrankt. Sie kritisieren die harschen Formulierungen der Quarantäneverordnung.

 Petra Jaworski ist vor einigen Wochen an Covid-19 erkrankt.

Petra Jaworski ist vor einigen Wochen an Covid-19 erkrankt.

Foto: Privat

 Als Petra Jaworski am 27. Oktober ihre Post durchging, war sie für einen kurzen Moment sprachlos. Ihr Mann war an Covid-19 erkrankt und erhielt eine Quarantäneverordnung des Bürgerbüros für Sicherheit und Ordnung. „Die Tonalität dieser Aufforderung ist unglaublich“, sagt sie. Besonders eine Formulierung ist ihr hängen geblieben: „Für den Fall, dass Sie dieser Quarantäneverfügung nicht oder nicht in vollem Umfang nachkommen sollten, drohe ich Ihnen - gegebenenfalls auch unter Anwendung unmittelbaren Zwangs - die zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses an“, heißt es.

Für das Ehepaar sind das Worte, die in dieser ohnehin schwierigen Zeit nicht zur Positivität beigetragen haben. Im Gegenteil: „Wir fühlten uns nicht wie Kranke, sondern wie Covid-Verbrecher“, sagt Jaworski. Auch die beigefügte dreiseitige Rechtsbelehrung sei in unverständlichem Amtsdeutsch geschrieben. An keiner Stelle sei dem Ehepaar Hilfe oder Beratung angeboten worden. „Wenigstens hätten sie uns alles Gute wünschen können, damit man sich nicht fühlt, als hätte man eine Straftat begangen.“

Was Petra Jaworski besonders verwundert: Sie war zuerst mit dem Coronavirus infiziert gewesen. Nach dem Bekanntwerden ihrer Infektion wurde sie vom Gesundheitsamt angerufen und aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben. Einen Brief erhielt sie nicht. „Warum werden zwei Fälle so unterschiedlich gehandhabt?“, fragt sie sich.

Das Ehepaar kritisiert den Umgangston in der Quarantäneverordnung auch, weil dem Covid-Erkrankten per se unterstellt wird, dass er eine Straftat begehen wird. „Wir sind seit Beginn der Pandemie sehr umsichtig, das wäre das letzte, was uns einfallen würde“, sagt sie. Beim Sport hat sie sich angesteckt, als sie in einem unüberlegten Moment kurz die Maske absetzte. So passiere es vielen Tausenden in Deutschland. „Es ist einfach ungeheuerlich, in einem solchen Ton mit Bürgern zu kommunizieren, die sich aus Versehen angesteckt haben“, sagt sie.

Die harsche Tonalität sei dem Ernst der Lage geschuldet, so Michael Gorgs, Sprecher der Stadt Meerbusch. „Quarantäneverfügungen sind ordnungsbehördliche Schreiben, die rechtsverbindlich begründet und auch im Ton deutlich, streng und unmissverständlich formuliert werden müssen. Dazu gehört auch die Angabe, welche Konsequenzen es hat, wenn man sich nicht an die Vorgaben der Verfügung hält.“

Außerdem handele es sich um einen Standardtext, den alle Adressaten im gleichen Wortlaut bekämen — „ganz gleich, ob ältere Dame oder potentieller Maskenverweigerer“. Die Formulierung individuell zuzuschneiden sei nicht möglich.

Die Quarantäneverfügung für Kinder sei jedoch etwas moderater abgefasst, so Gorgs. „Sie fordert aber die Eltern genauso nachdrücklich auf, den Anweisungen der Ordnungsbehörde Folge zu leisten. Eine freundliche Bitte genügt hier leider nicht“, sagt er. Auch sei im Rhein-Kreis Neuss gerade erst vereinbart worden, dass die Einhaltungen der Quarantäneverfügungen ab sofort noch strenger kontrolliert werde.

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