Menschen in Meerbusch Abschied aus dem NRW-Landtag

Lank · Nach 22 Jahren im Düsseldorfer Landtag hat Oliver Keymis sich aus der aktiven Politik verabschiedet. Wie der Abschied für ihn war und was die A 44-Rheinquerung mit seiner Laufbahn zu tun hat.

 Grünen-Landespolitiker Oliver Keymis, der mit seiner Frau in Meerbusch wohnt, hat sich aus der aktiven Politik verabschiedet. 

Grünen-Landespolitiker Oliver Keymis, der mit seiner Frau in Meerbusch wohnt, hat sich aus der aktiven Politik verabschiedet. 

Foto: Landtag NRW/Kai Kitschenberg

22 Jahre Abgeordneter und knapp 16 Jahre Vizepräsident des Landtags Nordrhein-Westfalen – nach dieser langen Zeit voller Erfolge nimmt Oliver Keymis „mit Freude“ Abschied: „Das ist der richtige Zeitpunkt. Ich bin froh, diesen Schritt nach 22 Jahren aktiver Kultur- und Medienpolitik im Landtag NRW aus eigener freier Entscheidung heraus tun zu können.“ Die Entscheidung des 1960 in Düsseldorf geborenen und mit seiner Ehefrau in Meerbusch lebenden „Bündnis90/DieGrünen“-Politikers, nach dem Ende der 17. Wahlperiode am 31. Mai 2022 nicht noch einmal zu kandidieren, stand schon lange fest. Als mit Abstand dienstältester Kultur- und Medienpolitiker des NRW-Landtags möchte er ganz bewusst einen Schnitt machen: „Ich hätte rückblickend nichts anders gemacht, war immer und gern aktiv und möchte jetzt keinerlei neue Funktion.“

Den Weg in die Politik hat der bis 2000 als freischaffender Theaterregisseur tätige Oliver Keymis im Kampf um den Bau der 2002 eröffneten A 44-Rheinquerung gefunden: „Wir haben mit Erfolg gegen die Planung, auf einem Damm sechs Fahrspuren zu bauen, gekämpft. Die Tunnel unter den Schutzgebieten sind ein guter Kompromiss.“ Allein die Tatsache, dass er in seiner politischen Karriere fünfmal von den Grünen auf einen „tollen“ Listenplatz gesetzt und viermal von den jeweiligen Landtagsmitgliedern zum Vizepräsidenten gewählt wurde, spricht für das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde.

„Sie haben Ihr Amt so lange wie kaum ein Abgeordneter vor Ihnen innegehabt und es stets mit Engagement, Augenmaß und Leidenschaft erfüllt“, dankt Landtagspräsident André Kuper. Und die Grünen-Spitzen-Politikerinnen Josefine Paul und Verena Schäffer fassen zusammen: „In 22 Jahren hast Du das Parlament so sehr geprägt, dass viel bleiben wird.“

Auf Fortbestand hofft Oliver Keymis auch von der Parlamentariergruppe NRW-Frankreich, die er 2010 im Landtag gegründet hat. 2019 erhielt er dafür von Präsident Macron den „Ordre national du Mérite“, überreicht von der Botschafterin Frankreichs, Anne-Maria Descôtes. „Die deutsch-französische Freundschaft war und ist mir sehr wichtig. Sie steht für die Zukunft Europas.“ Das gilt auch für die erfolgreiche Städtepartnerschaft Fouesnant-Meerbusch. „Das Wichtigste ist die Begegnung junger Menschen“, meint Keymis, der sich mit einem „Merci, au revoir et bonne chance à vous tous“ von „seiner“ Parlamentariergruppe offiziell verabschiedet hat.

Seit 2000 hat er das „prosperierende Kulturland NRW“ aktiv mit begleitet: „Die Kulturlandschaft hat sich sehr gut entwickelt. Lag der NRW-Etat des Landes im Jahr 2000 noch bei rund 70 Millionen, sind es 2022 bereits 370 Millionen. „Die NRW-Filmförderung ist die höchste in ganz Deutschland“, freut er sich und hebt die Kultur-Pandemiehilfe hervor. Das dreimalige Stipendien-Programm für freischaffende Künstler gab es so nur in NRW: „Mit zusätzlich rund 360 Millionen Euro agierte das Land sehr großzügig. Das ist ein echter Verdienst auch von Ministerpräsident Armin Laschet.“

Aber Keymis engagierte sich auch in Meerbusch: „Mit dem ‚Theater am Wasserturm‘ hatten wir 1989 eine gute Idee – heute kann man sich Meerbusch ohne das Forum kaum noch vorstellen. Früh schon wurden Theater-Projekte mit Hilfe des Meerbuscher Kulturkreises umgesetzt. Mit dem Komponisten Thomas Blomenkamp, der eine Amnesty-Konzertreihe initiiert hatte, haben wir uns ab 1983 für Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ‚Menschen für Menschen‘ eingesetzt. Die Reihe der großen ‚Meerbuscher Kabarett-Abende’ eröffneten wir 1980 und 1982 mit den ersten Gastspielen von Hanns Dieter Hüsch.“

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