Landwirtschaft in Meerbusch Nur Meerbuscher Gemüse landet im Kochtopf

Büderich · Die Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft holen sich jede Woche gegen einen monatlichen Beitrag auf dem Hof am Deich saisonales Gemüse ab.

Andrea Blaum (l.) und Karin Birgels-Rahm (r.) helfen Renate Vossen beim Einpacken. Das Gemüse selbst zu ernten, ist nicht verpflichtend, macht aber Spaß.

Andrea Blaum (l.) und Karin Birgels-Rahm (r.) helfen Renate Vossen beim Einpacken. Das Gemüse selbst zu ernten, ist nicht verpflichtend, macht aber Spaß.

Foto: Anke Kronemeyer

Eines können die SoLaWistas, wie sich die Mitglieder der Solawi-Gruppe nennen, nicht: bestellen, welches Gemüse sie haben möchten. Denn das entscheidet zum einen die Saison. So werden Tomaten zum Beispiel nicht im Dezember oder Januar geerntet. Aber auch der gruppeneigene Pflanzplan gibt vor, was auf den Teller kommt. Dieser Plan wurde gemeinsam mit dem Partner-Landwirt entwickelt. Die Meerbuscher Solawi arbeitet mit Karin Birgels-Rahm und ihrem Sohn Sven vom Hof am Deich in Büderich an der Stadtgrenze zu Düsseldorf zusammen. Auf dem Hof wird nach ökologischen Richtlinien gearbeitet.

Gemeinsam hat die Gruppe mit den beiden vor zwei Jahren überlegt, was angebaut werden kann, wofür Bedarf ist, was sinnvoll ist. „Blumenkohl zum Beispiel wächst auf unserem Boden nicht“, erklärt Karin Birgels. Und Auberginen könnte sie zwar anpflanzen, kann dann aber nicht garantieren, dass auch genug für alle Mitglieder geerntet werden. Also gibt es Zucchini, Salat, Kohlrabi, viele Kohlsorten wie Spitz- oder Chinakohl, Kartoffeln, Tomaten, Radieschen, Spinat und Frühlingszwiebeln. Weil Familie Birgels-Rahm auch Hühner hält, erhält jedes Solawi-Mitglied wöchentlich auch fünf beziehungsweise zehn Eier.

Jedes Mitglied entscheidet selbst, ob es einen vollen Anteil (90 Euro) oder einen halben (45 Euro monatlich) wählt. Christiane und Hugo Domdey, seit zwei Jahren dabei, haben sich für einen halben Anteil entschieden. „Das ist für uns genau passend.“ Sie freuen sich immer, wenn sie bei ihrem wöchentlichen Abholtermin auch mal Gemüse bekommen, was sie vorher gar nicht kannten. „Dann gucken wir erst mal nach einem Rezept und kochen uns das dann.“

Auch Renate Vossen ist seit zwei Jahren in der Meerbuscher Solawi-Gruppe. Sie holt heute zwei halbe Anteile an. „Ich packe für den Christoph mit“, sagt sie und hakt auf der Liste gleich zwei Positionen ab. Im Depot auf dem Hof am Deich – das übrigens nur mit einem Zugangscode zu betreten ist – hängen die Listen, auf denen sich die Mitglieder abhaken können und sehen, was sie heute einpacken dürfen. 170 Gramm Frühlingszwiebeln müssen genauso abgewogen werden wie 650 Gramm Tomaten oder ein Kilo Kartoffeln. Aber das klappt alles reibungslos. Und wer mal ein Gemüse gar nicht mag, legt es einfach in die Tauschkiste. In der Hoffnung, dass jemand anders dann etwas mit dem Chinakohl anfangen kann.

Für Andrea Blaum, die gemeinsam mit Simone Mocka und Johannes Bodewig zu den Mit-Gründern der Meerbuscher Solawi-Gruppe gehört, ist diese Gruppe ein absolutes Erfolgsmodell. „Für uns ist wichtig, dass wir sowohl den Landwirten als auch den Produkten gegenüber Wertschätzung empfinden.“ Schließlich müsse man sich mal vorstellen, dass all das, was donnerstags oder freitags abgeholt wird, genau vor der Haustür wachse. „Das ist wirklich regionaler Anbau. Hier weiß jeder, woher sein Gemüse kommt.“ Und sie selbst habe seit diesen zwei Jahren ihr Ess- und Konsumverhalten total verändert. „Früher haben wir nicht so viel Kohl gegessen – jetzt gibt es sogar mittags bei uns schon mal gedünsteten Spitzkohl.“

Die Solawi-Gruppe bietet neben Büderich außerdem eine Abholstation in Osterath an – in einer Privatgarage. Weil die Nachfrage so groß ist und es anfangs eine Warteliste bei den Mitgliedern gab, suchen sie aktuell noch einen Abholstandort in Lank-Latum. Noch ein Wunsch der Solawi-Macher: Dass sich noch mehr Meerbuscher Mitglieder aktiv an der Ernte der regionalen Produkte beteiligen. Das sei keine Pflicht, wie in anderen Solawi-Gruppen, mache aber doch total Spaß, meint auch Karin Birgels. Mit Kindern zum Beispiel Kartoffeln oder Salatköpfe zu ernten, sei doch eine schöne Familienaktion.

Dass man durch Solawi weiß, woher die Lebensmittel kommen, dass man mitbestimmen kann, was angebaut wird, ist die eine Seite. Ein weiterer Aspekt: Über Solawi werden Landwirte ganz direkt unterstützt. Karin Birgels und ihr Sohn Sven bieten in ihrem Hof am Deich keinen täglichen Verkauf mehr an, sondern stehen auf drei Wochenmärkten in Düsseldorf, vermieten seit 16 Jahren Fläche an knapp 40 Selbsternter und beliefern Kunden mit Gemüse-Abokisten. Solawi bedeutet für sie ein weiteres wirtschaftliches Standbein, bei dem sie außerdem auch wissen, für wen sie Kohl, Kartoffeln oder Tomaten anbauen.

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