Neue Normalität „Home Office werden wir öfter haben“

Meerbusch · Im Videointerview erzählt der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Meerbusch vom ungewöhnlichen Job-Start. Viele der ersten Kontakte knüpfte er in Videokonferenzen. Etwa ein Drittel der 200 Mitarbeiter sind im Home Office.

 Tafil Pufja ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Meerbuscher Stadtwerke. Viele erste Kontakte knüpft er derzeit über Videokonferenzen.

Tafil Pufja ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Meerbuscher Stadtwerke. Viele erste Kontakte knüpft er derzeit über Videokonferenzen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Zeiten der Pandemie ändert die Arbeitswelt sich. Für Tafil Pufja galt das am 1. April gleich in mehrfacher Hinsicht. Er wechselte seinen Arbeitsplatz und startete als neuer Geschäftsführer des Stadtwerkeverbunds Meerbusch-Willich – mitten im Lockdown.

Wie darf man sich das vorstellen, wenn sich der neue Chef in Zeiten von Social Distancing vorstellt?

Tafil Pufja Das war schon sehr komisch. Händeschütteln ist ja zurzeit nicht möglich. In Meerbusch habe ich die Mitarbeiter in den Einzelbüros auf Abstand begrüßt, mit anderen, die im Home Office waren, bin ich über Videokonferenzen in Kontakt gekommen, damit man auch ein Gesicht sieht. Es ist eine seltsame Situation. Man kann nur das beste daraus machen, und das tun wir auch.

Für den Übergang arbeiten Sie mit dem bisherigen Geschäftsführer Albert Lopez als Tandem zusammen. Wie funktioniert das?

Pufja Trotz Social Distancing sehr gut. Die ersten vier Wochen habe ich mir in Meerbusch den technischen Bereich angeschaut, der von der Verwaltung in Willich, wo Albert Lopez arbeitet, hermetisch getrennt ist. Das ist wichtig, um die Versorgung für die Bürger sicherzustellen. Ich bin deshalb auch nicht gependelt, und wir haben uns über Videokonferenzen ausgetauscht. Nach den vier Wochen bin ich nach Willich übergesiedelt, wir haben nun persönlichen Kontakt und tauschen uns intensiv aus. Die Hygienevoraussetzungen sind bei uns sehr hoch, überall hängen Schilder, wie man sich verhalten muss und wir haben glücklicherweise bislang keinen einzigen Corona-Fall.

Wie viele Mitarbeiter befinden sich denn im Home Office? Und ist dies auch im technischen Bereich möglich?

Pufja Von den  200 Mitarbeitern sind es etwa ein Drittel. Wenn die schnelle Telefonleitungen vorhanden sind, können Sie von jedem Standort aus das Netz überwachen und steuern, auch im Home Office.

Wie wird es beim Thema Digitalisierung bei den Stadtwerken weitergehen?

Pufja Von jetzt auf gleich einen Teil der Belegschaft ins Home Office zu schicken, das hat sehr gut geklappt. Es hat uns aber auch gezeigt, dass es notwendig ist, den Digitalisierungsgrad zu erhöhen. So steht es ja auch schon in unseren Zukunftskonzepten. Vorher gab es immer kritische Stimmen zur Möglichkeit von Home Office, nun zeigt die Situation: Es funktioniert ja doch. Daran kann man sich nun gewöhnen, denn das werden wir in Zukunft öfter haben. Zumal die Pandemie uns länger erhalten bleibt. Wir haben eine sehr gute Mischung von Home Office und Arbeiten in der Firma. Für die Digitalisierung gibt das einen Schub über alle Branchen hinweg, das ist sehr positiv. Wobei wir mit der Digitalisierung auch auf Kundenbedürfnisse reagieren

Inwiefern?

Pufja Unser Ziel ist es, dass Kunden auch selbst Dienste, wie Konto- und Vertragsänderungen, durchführen können und dazu online aktiv werden.

Das kommt nicht bei allen gut an.

Pufja Wir werden deshalb alle Kommunikationswege zum Kunden aufrecht erhalten und für sie weiterhin eine Problemlösung vor Ort und über Telefon anbieten. Die lokale Präsenz bleibt wichtig.

An Ihrem vorigen Arbeitsplatz bei der NEW (Niederrhein Energie und Wasser) waren Sie unter anderem für Erneuerbare Energien zuständig. Wie sieht bei diesem Thema die Planung für Meerbusch aus?

Pufja Das Ziel ist, den Anteil erneuerbarer Energien auszubauen. Lokal ist das mit Großprojekten nur in begrenztem Maße möglich. Das Thema Photovoltaik können wir über Solardächer weiter nach vorne bringen. Beim Thema Energieeffizienz können wir Projekte zur Kraft-Wärme-Kopplung und Nahwärmenetze weiter ausbauen. In Neubaugebieten, in denen die Häuser einen sehr geringen Energieverbrauch haben, sind innovative Konzepte wie ein kaltes Nahwärmenetz denkbar.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Elektromobilität?

Pufja Das ist ein Trend, der bleibt. Wir haben eine Menge Kundenanfragen zu Anschlüssen für Elektromobilität. Förderungen und steuerliche Erleichterungen führen dazu, dass Elektroautos immer häufiger angeschafft werden. Auch wir werden unseren Fuhrpark weiter elektrifizieren. Zurzeit haben wir 13 Elektrofahrzeuge, 15 Prozent der Flotte. Für unsere vielen großen Transporter gibt es aber bislang keine preislich guten Alternativen. Doch in den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich da eine Menge tun.

Sind Sie mit 42 Jahren eigentlich einer der Jüngsten bei den Stadtwerken?

Pufja Schön wär’s, aber es ist nicht so. Wir haben eine gute Durchmischung. Nächstes Jahr werden uns einige Mitarbeiter in den Ruhestand verlassen. Das Thema Fachkräftemangel wird uns weiter begleiten.

Wie gehen Sie damit um?

Pufja Wir beschäftigen uns intensiv damit, wie sich die Arbeitswelt wandelt, nicht nur wegen Corona, sondern um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Wir planen einen Neubau für den kaufmännischen Bereich in Willich und fragen uns, wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen soll. Das gilt auch für die Arbeitsweise in Sinne von New Work mit flexibler Arbeitsorganisation  und mehr Möglichkeiten mitzugestalten.

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