Neue Mieter gefunden Aus dem JuCa wird ein Showroom

Thomas und Bettina Breuker,  Inhaber einer Modeagentur für hochwertige Kinderbekleidung, haben am Donnerstag den Mietvertrag für die Halle 9 unterschrieben. Damit ist das Kapitel des einstigen Jugendcafés endgültig beendet.

 Bettina und Thomas Breuker haben die Halle 9 gemietet. Sie wollen dort ihren Showroom für hochwertige Kindermode einrichten. Zunächst wird das gesamte Gebäude renoviert. Die lila Tür beispielsweise soll einen dezenten Grau-Anstrich bekommen.

Bettina und Thomas Breuker haben die Halle 9 gemietet. Sie wollen dort ihren Showroom für hochwertige Kindermode einrichten. Zunächst wird das gesamte Gebäude renoviert. Die lila Tür beispielsweise soll einen dezenten Grau-Anstrich bekommen.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Wenn am nächsten Samstag, 30. März, die SPD zu ihrem Frühjahrsempfang ins JuCa einlädt, werden vermutlich am Ende ein paar Tränen fließen und viele emotional das Haus verlassen. Denn diese Veranstaltung ist die letzte, die in der Halle 9 stattfindet. Vor drei Tagen hat Familie Weyer, der die Alte Seilerei gehört, einen Nachmieter für den OBV gefunden. Der Osterather Betreuungsverein unter Regie von Jürgen Eimer betrieb das JuCa seit 2014, kündigte aber endgültig zum Ende dieses Monats.

 Jeden Dienstag fand der Begegnungsabend im JuCa statt (hier mit Sternekoch Anthony Sarpong). Der Verein „Meerbusch hilft“ hat mit der Savanne einen neuen Treffpunkt gefunden.

Jeden Dienstag fand der Begegnungsabend im JuCa statt (hier mit Sternekoch Anthony Sarpong). Der Verein „Meerbusch hilft“ hat mit der Savanne einen neuen Treffpunkt gefunden.

Foto: dackweiler/Meerbusch hilft

Die neuen Mieter werden die Halle 9 komplett neu bespielen. Denn Bettina und Thomas Breuker betreiben mit ihrer Firma BB Fashion Agency eine Modeagentur. Sie vertreiben ausschließlich hochwertige Kindermode von Kenzo, Diesel, Balmain, Herno, Moschino oder IKKS für Jungen und Mädchen zwischen null und 14 Jahren. Und genau diese Mode wird dann in der Halle 9 für die Kunden aus Österreich, Schweiz, Italien oder Frankreich gezeigt. Bisher präsentiert das Ehepaar Breuker, das seit fünf Jahren in Langst-Kierst lebt, die Mode im Fashionhaus Düsseldorf. „Und weil das abgerissen und überplant wird, haben wir schon länger etwas Neues gesucht.“ Durch einen Zufall sind sie dann auf die Alte Seilerei gestoßen und kamen mit Alexandra Weyer ins Gespräch.

Das war aber erst vor drei Wochen – kurz nachdem Armin und Cinzia Nink ihren Vertrag wieder aufgekündigt hatten. Denn eigentlich wollten die Inhaber einer Eventagentur die Halle 9 mieten, stiegen dann aber aus, nachdem sie einen Shitstorm vor allem über soziale Medien erlebten. Sie hatten angekündigt, die Halle 9 für 1500 Euro an Vereine vermieten zu wollen. Diese Summe erschien vielen zu hoch.

Jetzt sind alle Vereine außen vor: Die Halle 9 wird nur noch als Showroom genutzt. Das machte Ehepaar Breuker im Gespräch mit unserer Redaktion ganz deutlich. Die Eigentümer der Alten Seilerei renovieren jetzt erst einmal Halle, Bistro und Empore, wollen die Böden und Toilettenanlagen erneuern. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, zieht die Modeagentur von Düsseldorf nach Osterath. „Darauf freuen wir uns schon“, so Thomas Breuker. „Das sind dann nur noch zehn Kilometer von unserem Zuhause.“

Das Ende des JuCa war auch Thema in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und wurde heftig diskutiert. „Die Totengräber sitzen unter uns!“ Drastisch machte Georg Neuhausen (SPD) im Haupt- und Finanzausschuss seiner Enttäuschung darüber Luft, dass eine städtische Nutzung des JuCa Halle 9 in Osterath nun endgültig der Vergangenheit angehört. Zuvor hatte Sozialdezernent Frank Maatz mitgeteilt, dass ein neuer Betreiber gefunden worden sei. Es sei tragisch, dass die Politik nun vor einem Scherbenhaufen stehe, so Neuhausen.

Die Geschichte des JuCa: Der OBV hatte dort ein Angebot für Jugendliche geschaffen. Die Osterather Vereine und die Stadt konnten in den Räumen der Alten Seilerei, die historische Industriearchitektur und moderne Gastro-Elemente verbindet, kostengünstig ihre Veranstaltungen durchführen. „Meerbusch hilft“ schuf eine Anlaufstelle für Flüchtlinge und Meerbuscher, die sich im Bistro zwanglos kennen lernen konnten. Der städtische Neujahrsempfang war in den Räumlichkeiten ebenso zuhause wie Karnevalssitzungen oder Schützentreffen. Doch im Sommer letzten Jahres warf der OBV das Handtuch, wobei die Einschätzung darüber, warum dies passierte, auseinander geht. Zu wenig Resonanz bei den Jugendlichen? Zu wenig Unterstützung durch die Stadt? Oder wurde der OBV rausgemobbt, wie Bärbel Mosch von der KG Fettnäpke in einem Redebeitrag vermutete. Auf jeden Fall kündigte der Verein zu Ende März, und die Stadt suchte einen neuen Träger, der neben privaten Events rund 30 städtische Veranstaltungen (inklusive Vereine) für ein Entgelt von 30.000 Euro möglich machen sollte. Dann habe „ein Kesseltreiben“, so Jürgen Eimer (SPD), gegen die neuen Mieter stattgefunden. Eimer bedauerte, dass diese Chance mit der Eventagentur vertan wurde. Denn Nink wäre durchaus bereit gewesen, einigen Vereinen noch helfen zu wollen. Aber: Er wollte auf keinen Fall die 30.000 Euro von der Stadt annehmen, die als Zuschüsse für Vereine gedacht waren. Eimer: „Das konnte ja auch keiner ahnen, dass jemand das Geld der Stadt nicht will.“

„Jetzt stehen wir mit leeren Händen da“, zeigte sich Neuhausen enttäuscht. Die Schuldzuweisung eines Totengräbers, die er offensichtlich den Grünen zuschieben wollte, ließen diese jedoch nicht auf sich sitzen. „Wir haben konkrete Anträge gestellt, um das JuCa als Jugendeinrichtung zu erhalten“, wehrte sich Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters. Allerdings sei das mit einem Zuschuss von 30.000 Euro nicht zu machen. Marc Becker von den Piraten wunderte sich, dass, obwohl vier Fraktionen das Juca hätten erhalten wollen, es dennoch schief gegangen sei. Nun will sich die Stadt auf die Suche nach anderen Optionen machen, um den Vereinen eine Perspektive bieten zu können.

Jetzt geht es aber auch darum, die Halle auszuräumen. 200 Stühle und Bankett-Tische, Bühnenteile, Traversen, Kicker – alles muss raus. Einiges könnte man in der Geschäftsstelle verwenden, so Eimer, einiges vielleicht in den Schulen, aber der OBV bleibe auf vielem sitzen. Auch die Bistroeinrichtung sei nun über­flüssig. Den Kicker wurde er gestern direkt los: „Den lassen wir stehen“, so Thomas Breuker, der neue Mieter.

Wie es jetzt für alle anderen Vereine weitergeht, ist unklar. Schützen, Karnevalsgesellschaften, Gesangsvereine, Awo oder Schulen: Sie alle haben über die Jahre das JuCa für ihre Treffen genutzt und müssen sich jetzt eine neue Heimat suchen. Der Verein „Meerbusch hilft“ hat das bereits geschafft: „Der beliebte wöchentliche Begegnungsabend des Vereins Meerbusch hilft findet ab sofort jeden Dienstag zwischen 19 und 21.30 Uhr in Pauls Savanne an der Kaarster Straße 1 in Osterath statt. Nachdem das JuCa nicht mehr zur Verfügung steht, freuen sich die Verantwortlichen, in Pauls Savanne eine neue Location gefunden zu haben und laden herzlich zu einem Besuch ein“, schreibt Ulli Dackweiler als Koordinator des Vereins.

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