Integration Mit dem Lotsen zum Ausbildungsplatz

Meerbusch · Im Irak hat Ablahd Yunan als Bauingenieurin gearbeitet. Die 41-Jährige lebt mit Mann und zwei Kindern in Meerbusch. Nun startet sie beruflich neu als auszubildende Bauzeichnerin bei dem Planungsdienstleister ISS Pluralis.

 Ablahd Yunan macht eine Ausbildung als Bauzeichnerin bei ISS Pluralis. IHK-Willkommenslotse David Pfeil (r.) vermittelte den Kontakt zu den Ausbildern Michael und Heidi Kenski.

Ablahd Yunan macht eine Ausbildung als Bauzeichnerin bei ISS Pluralis. IHK-Willkommenslotse David Pfeil (r.) vermittelte den Kontakt zu den Ausbildern Michael und Heidi Kenski.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Als Ablahd Yunan 2011 mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland kam, da wollte die Bauingenieurin am liebsten sofort Deutsch lernen und so schnell wie möglich wieder in ihrem Beruf arbeiten. Doch dann kam ihr zweites Kind mit gesundheitlichen Problemen auf die Welt und sie musste sich erst einmal darum kümmern. Erst vor einigen Jahren machte sie dann bei der VHS ihre ersten Deutschkurse und begab sich auf Arbeitssuche.

Doch sie musste feststellen: Ihr Studienabschluss aus dem Irak wird in Deutschland nicht anerkannt. Beim Job-Center bekam die 41-Jährige den Tipp, dass sie für ihre Bewerbung, die Hilfe eines Coachs in Anspruch nehmen könne. „Sie hat meine Papiere sortiert und beim Formulieren geholfen“, erzählt Ablahd Yunan. Die Beraterin gab der gebürtigen Irakerin, die in Büderich lebt, außerdem den wertvollen Hinweis, sich an den Willkommenslotsen der IHK zu wenden.

„Ich habe bei ihr sofort gemerkt, dass sie sehr interessiert ist und mir war klar, dass es schnell zu einer Vermittlung kommen wird“, sagt David Pfeil. Als Willkommenlotse der IHK vermittelt er Unternehmen und geflüchtete Menschen, vornehmlich wenn es um Ausbildungsstellen geht. Viele Geflüchtete könnten sich mit einer Ausbildung schlecht anfreunden, weil sie sofort arbeiten wollten, so die Erfahrung von Pfeil. Doch Ablahd Yunan war offen dafür, eine Ausbildung zur Bauzeichnerin zu absolvieren. „Ich habe im Irak früher auch einige Zeit als Bauzeichnerin gearbeitet“, sagt sie. Damals wurde aber noch viel mit der Hand gemacht, was heute mit dem Computer leichter geht.

In der boomenden Baubranche herrscht an Bauzeichnern eigentlich kein Mangel. Doch als Pfeil das Meerbuscher Unternehmen ISS Pluralis kontaktierte, waren Geschäftsführer Michael Kenski und seine Frau Heidi, die für Personalfragen zuständig ist, grundsätzlich offen für die Bewerbung. Die Planungsgesellschaft übernimmt Dienstleistungen beim Bauen im Bestand und ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Dazu kommt noch ein anderer Aspekt: „Wir sind gerne behilflich“, sagt Geschäftsführer Kenski.

Zu den Bewerbungsgesprächen begleitet Pfeil bei Bedarf auch die Bewerber. Bei Yunan war das nicht nötig. Seit einem halben Jahr absolviert sie nun die Ausbildung und freut sich über gute Noten. „In der Berufsschule war das anfangs ein bisschen schwierig, weil ich die Älteste in der Klasse und auch älter als einige Lehrer bin“, erzählt die angehende Bauzeichnerin. Aber mittlerweile haben sich alle daran gewöhnt. „Hier im Büro ist alles perfekt“, sagt sie. Eine erfahrene Kollegin steht ihr zur Seite. Nicht nur bei fachlichen Fragen, kann sie bei ihr und vielen anderen im Unternehmen um Rat fragen, sei es, weil sie etwas in den Hausaufgaben nicht versteht oder auch in privaten Fragen. Das Miteinander unterscheide sich auch von ihrer früheren Arbeitsstelle im Irak. Dort habe es viel Konkurrenz gegeben. „Hier helfen sich alle.“ Kenski wünscht sich, dass auch andere Unternehmen sich für die Integration von geflüchteten Menschen engagieren. Statt Geld für Headhunter und Personaldienstleister zu investieren, findet er es sinnvoller, mit einem Deutschkurs einen Mitarbeiter zu unterstützen. „Das ist nachhaltiger.“

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