Büdericher Tierfarm Arche Noah hat endlich eine neue Leiterin

Seit dem 1. März kümmern sich Hildegard Miedel und Michaela Danker (38) gemeinsam um die Farm. Nach und nach will sich die 84-Jährige zurückziehen. Über ihre Nachfolgerin sagt sie: „Michaela kann ich mein Kind anvertrauen.“

 Hildegard Miedel (l.) ist glücklich, dass sie eine Nachfolgerin gefunden hat. Michaela Danker ist seit Anfang März für die Arche Noah in Büderich verantwortlich. Shetlandpony Max hat sie direkt ins Herz geschlossen.

Hildegard Miedel (l.) ist glücklich, dass sie eine Nachfolgerin gefunden hat. Michaela Danker ist seit Anfang März für die Arche Noah in Büderich verantwortlich. Shetlandpony Max hat sie direkt ins Herz geschlossen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Sie kennen sich erst seit knapp drei Wochen. Aber eigentlich stand schon nach wenigen Sekunden fest, dass Max und Michaela Danker sich mögen. „Max ist mein Kumpel, wir haben uns sofort gegenseitig ins Herz geschlossen“, sagt die 38-Jährige über das Shetlandpony, das mit 33 Jahren der Oldie auf der Arche Noah ist und der seine neue Freundin jeden Morgen freudig begrüßt.

Seit Anfang März leitet Michaela Danker die Tierfarm in Büderich. Allerdings nicht alleine, sondern im Team mit Hildegard Miedel. „Mir war schnell klar, dass ich Michaela mein Kind anvertrauen kann“, sagt die 84-Jährige, die sich künftig mehr aus dem Job zurückziehen will. „Mein Kind“, damit meint Hildegard Miedel die Arche Noah, ihr Lebenswerk, das sie gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann aufgebaut hat. „Aber nun bin ich glücklich, dass es weitergeht und dass es mit Michaela weitergeht.“

Eigentlich schien bereits im September eine Nachfolge für die Arche-Chefin gefunden. Die Bewerberin aus Nürnberg war aber dann doch im letzten Moment wegen privater Probleme abgesprungen, Hildegard Miedel musste mit der Suche wieder bei Null anfangen. Von der ersten Bewerbungsrunde wiederum hatte Michaela Danker, die in Neuss lebt, gar nichts mitbekommen. Bei der zweiten Ausschreibung im November, da war sie dann aber dabei.

Und mit ihren Fähigkeiten passt die Mutter zweier Kinder perfekt ins Profil: tier- und kinderlieb, als Dachdeckermeisterin handwerklich und betriebswirtschaftlich versiert, pä­dagogische Erfahrung mit Kindern (Tagesmutter) und Jugendlichen (Ausbilderin), außerdem kennt sie die Arche als Besucherin schon seit Jahren. Danker: „Ich habe mich einfach in allen Punkten angesprochen gefühlt.“

Im Gespräch mit Hildegard Miedel sei ihr dann aber auch bald bewusst geworden, „was für ein fettes Werk“ die Arche ist. Um diese Farm zu leiten, brauche es auf jeden Fall Power und Mut, betont auch Hildegard Miedel. „Aber“, sagt sie, „Michaela hat beides!“ Die Neue ist dankbar, dass die künftige Ex-Chefin sie so unterstützt. Danker: „Hildegard Miedel gibt mir nie das Gefühl, dass sie Probleme damit hat, mir die Arche zu übergeben – im Gegenteil.“

Auch das komplette Arche-Team, zu dem rund zehn Mitarbeiter gehören, habe sie herzlich aufgenommen, erzählt Danker. Die Tiere sowieso: „Die geben einem so viel zurück. Ich denke, dass das hier mein Plätzchen sein kann.“ Und dafür gewährt Hildegard Miedel ihr alle Zeit. „Wir machen uns keinen Stress bei der Übergabe und haben auch keinen Tag X. Das soll alles in Ruhe und geregelt ablaufen“, sagt sie. „Denn es gibt hier wahnsinnig viel zu tun, und Michaela wird als Leitung auch immer wieder Entscheidungen treffen und neue Geldquellen auftun müssen.“

Denn die vergangenen Jahre seien oft ein Kampf ums Überleben gewesen, erzählt Miedel, die gemeinsam mit ihrem Mann viel in die Tierfarm investiert hat. Weil sich die Arche als soziale Einrichtung versteht, als Wohlfühl-Ort für Tiere, Kinder und Jugendliche, sind die Preise familienfreundlich und die Einnahmen entsprechend mäßig. Obwohl pro Jahr rund 25.000 Besucher aus Meerbusch und der Region zur Arche Noah kommen.

Weil die Büdericher Tierfarm auch ein Aushängeschild für die Stadt ist, hatten Politik und Verwaltung vor einem Jahr beschlossen, der Arche Noah mit einem Personalkostenzuschuss von 83 Prozent für eine hauptamtliche Kraft unter die Arme zu greifen. Der Zuschuss liegt bei rund 40.000 Euro und wird zusätzlich zu dem schon seit Jahren gezahlten Zuschuss von 25.000 Euro überwiesen. „Vorher konnte ich mich ja gar nicht um eine Nachfolge bemühen“, erzählt Hildegard Miedel. „Denn ich selbst habe ja in all den Jahren umsonst als Chefin gearbeitet.“

Trotz städtischer Unterstützung ist die Arche weiterhin auf Spenden angewiesen. „Dass es oft ein Kampf sein wird, ist mir bewusst“, betont Michaela Danker. Deshalb lernt sie aktuell nicht nur die Tiere, die Kollegen und die Anlage näher kennen. Sondern bald geht sie auch auf große Vorstellungstour, um Spender, Geschäftspartner sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung kennen zu lernen. Hildegard Miedel appelliert an alle bisherigen Unterstützer: „Seid weiterhin so großzügig und hilfsbereit, wie ihr es auch bei mir in all den Jahren gewesen seid.“

Großartig Dinge verändern will Michaela Danker als neue Leiterin nicht. „Die Arche, das ist doch Hildegard Miedel – was soll ich da anders machen?“ Alles soll bleiben, wie es ist. „Möglicherweise werde ich ein paar Stellschrauben verändern, mehr nicht“, kündigt sie an. Beispielsweise soll die Büroarbeit digitaler werden, und sie hat vor, die Kontakte zur Politik zu vertiefen. Ansonsten ticken die beiden Frauen trotz des Altersunterschiedes ähnlich. „Wir wünschen uns beide Sicherheit für die Arche“, sagt die 38-Jährige. Und neulich, da hätten sie eine Liste gemacht mit den Dingen, die sie sofort anpacken wollen, erzählt sie weiter und verrät: „Unsere Listen waren ziemlich gleich.“

Dann müssen die beiden Frauen auch bald schon los: eine Grünfutterspende aus dem Supermarkt abholen. Vorher kündigt Hildegard Miedel noch an, dass sie künftig auch mal zuhause bleiben und sich anderen Dingen widmen wolle. „Ich modelliere gerne und mag Blumen.“ Auch die vier Kinder und acht Enkelkinder freuen sich, künftig mehr Zeit mit ihr zu verbringen.

Der Abschied soll keine „mondäne Sache“ werden, wünscht sie sich. Und auch ihren 85. Geburtstag Anfang April will sie nicht groß feiern. In diesem Punkt könnte es jedoch erstmals zu Diskussionen mit ihrer Nachfolgerin kommen.

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