Kultur in Meerbusch Kunst inspiriert von klassischer Musik

Osterath · Am Sonntag wird die aktuelle Ausstellung in der Reihe „Kunst in der Apsis“ eröffnet. Bei der Vernissage ist auch der Weltladen Osterath dabei.

Unter dem Titel „Passion“ zeigt die Künstlerin Anne Kurth biblische Szenen der Passionsgeschichte.

Unter dem Titel „Passion“ zeigt die Künstlerin Anne Kurth biblische Szenen der Passionsgeschichte.

Foto: Ja/Anne Orthen (orth)

Das Projekt „Kunst in der Apsis“ ist längst zu einem Markenzeichen der Evangelischen Kirche Osterath geworden und bleibt bis heute seiner vor mehr als 20 Jahren getroffenen Aussage treu. „Wir zeigen Kunstwerke, die auf die jeweilige Kirchenjahreszeit abgestimmt sind“, erklärt Marlies Blauth, die als Künstlerin und Literatin von Beginn an das Projekt organisiert, kuratiert und unterstützt. Die mit „Passion“ überschriebene aktuelle Ausstellung zeigt in der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit Arbeiten von Anne Kurth.

Die 1947 geborene Künstlerin war bereits mehrfach ausstellender Gast in der „Kunst in der Apsis“-Reihe und zeigte unter anderem 2018 biblische Geschichten und Kindheitserinnerungen. Musikalische Töne nehmen stets einen entscheidenden Raum bei der Entstehung ihrer Bilder ein: „Musik inspiriert mich sehr.“ Vor allem die Oratorien von Johann Sebastian Bach sind künstlerisch anregend und die aktuellen, meist speziell für die Ausstellung entstandenen und im Kirchen- sowie Nebenraum zu sehenden Bilder, erinnern Anne Kurth an Darstellungen, die sie zu einem Haydn-Konzert erstellt hat. Dabei ging es ebenfalls um die „sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“.

Wer die Evangelische Kirche in Osterath betritt, kann der Bilderreihe an der rechten Wand folgen. Hier hat die Künstlerin die sieben letzten Worte Jesus wiedergegeben. Ob „Mich dürstet“, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ oder „Es ist vollbracht“ – Anne Kurth stellt diese berührenden biblischen Szenarien mit Aquarellkreide und einigen Collagen zart und sanft dar. Die nur schemenhaft und sich im Hintergrund aufhaltenden Engelgestalten sind immer präsent und aussagekräftig, halten für den dürstenden Jesu Gefäße mit Getränken bereit und dürfen doch nicht helfen. Aber sie geben Hoffnung: „Das können die Betrachter*innen jeweils ganz persönlich interpretieren.“

Marlies Blauth hat sich bewusst beim Thema „Passion“ für die in Krefeld lebende Künstlerin entschieden: „Ich wollte auf keinen Fall das derzeitige Chaos widerspiegeln, wollte stattdessen lichte Zeichnungen zeigen. Das Publikum soll beim Betrachten dieser grundsätzlich grausamen Szenen des Geschehens vor rund 2000 Jahren nicht an die Brutalität in der augenblicklichen Realität erinnert werden.“ Tatsächlich werden die Darstellungen auch beim genauen Hinsehen und dem zeitlichen Abstand als sehr fragil wahrgenommen. Es sind zum großen Teil Pastellzeichnungen. Sie sind figürlich, aber doch auf das Wesentliche reduziert beziehungsweise abstrahiert. Marlies Blauth erklärt: „Die Ausstellung wird auch während der Osterzeit zu sehen sein und darin sind die Bilder wirklich ‚biblisch‘: Sie weisen über das Leiden und Sterben hinaus, vermitteln mit ihrer Behutsamkeit und Ruhe etwas Tröstliches.“ Anne Kurth gelinge es, den einzelnen Szenen der Passionsgeschichte eine „geradezu überirdische Leichtigkeit“ einzuhauchen. Damit transportieren sie etwas Beruhigendes, Trost bringendes. Das trifft auch für die Arbeit in der eigentlichen Apsis zu. Frei und leicht schwebend, von den Lichtquellen aus allen Richtungen sehr sanft eingehüllt, hängt ein 240 mal 84 Zentimeter großer Bogen Transparentpapier. Dornenkrone und Details sind per Scherenschnitt aus schwarzem Papier aufgeklebt und deutlich sichtbar vor dem sehr zurückgenommenen Hintergrund platziert.

Anne Kurth zeichnet vor, arbeitet oft mit Pastellkreide und bevorzugt es, viele Details nur schemenhaft zu zeigen. Linien – wie sie unter anderem den Fall der Gewänder darstellen – werden nachgeritzt, damit sie beim Verwischen der Pastellkreise nicht verschwinden. Marlies Blauth fasst zusammen: „Die Bilder von Anne Kurth befassen sich in eindrucksvoller Weise mit existentiellen Gedanken – wie dem Wunsch nach einem friedlichen Tod, wenn die Zeit gekommen ist.“ Die Kunst ist Anne Kurth grundsätzlich sehr wichtig und die Zeichnung ist ihr Metier. Bereits vom ersten verdienten Geld hat sie sich an der Werkkunstschule in Krefeld angemeldet (heute Fachhochschule, Zeichnung und Druckgrafik). Fünf Jahre hat sie in Abendsemestern Freihandzeichnen, Aktzeichnen und Druckgrafik studiert. Mit Kreide und Aquarellfarbe erzielt sie unter anderem bei Landschafts-Ansichten – oft mit feinem Bleistiftstrich akzentuiert – diese Leichtigkeit. Ihre Arbeiten werden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Außerdem illustriert Anne Kurth auch Bücher. Gerade ist „Hauptsache, wir bleiben zusammen“ von Liesel Willems mit ihren Illustrationen erschienen.

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