Bauen in Meerbusch Kirche zieht Bauantrag zurück

Lank-Latum · Für die Pläne, im Ortskern von Lank ein Mehrfamilienhaus mit seniorengerechten Wohnungen zu errichten, gab es aufgrund der Größe des Baus zuletzt keinen politischen Rückhalt. Die Kirche prüft nun, welche Alternativen es gibt.

 Das ehemalige Organistenhaus soll einem Neubau weichen. Silvia Schönfeld setzt sich für den Erhalt ein.

Das ehemalige Organistenhaus soll einem Neubau weichen. Silvia Schönfeld setzt sich für den Erhalt ein.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Die Pläne für acht seniorengerechte Wohnungen auf dem Grundstück des ehemaligen Organistenhauses an der Hauptstraße in Lank waren weit gediehen. Am Dienstag sollte der Ausschuss für Planung und Liegenschaften darüber beraten und den dafür nötigen Befreiungen vom Bebauungsplan zustimmen. Wenige Stunden vor der Sitzung informierte die Stadt darüber, dass die Kirche am Montagabend ihren Bauantrag zurückgezogen habe.

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte der Kirchenvorstand, in den letzten Tagen habe es vermehrt Hinweise gegeben, dass die Pläne im politischen Raum – entgegen den bis dahin geführten Gesprächen – nicht die gewünschte und erforderliche Zustimmung finden. Aus diesem Grund habe sich der Kirchenvorstand entschieden, seine Bauvoranfrage zurückzuziehen. „Der Kirchenvorstand bedauert den eingetretenen Sinneswandel, zumal er von der wohnungspolitischen Sinnhaftigkeit, der gestalterischen Qualität und der planungs-rechtlichen Verträglichkeit des vorgelegten Vorhabens nach wie vor überzeugt ist“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Der Kirchenvorstand akzeptiere die offenbar bestehenden Bedenken aus dem politischen Raum und prüfe nun zunächst seine bestehenden Handlungsoptionen.

Ausschlaggebend für die mangelnde Zustimmung in der Politik waren die beantragten Befreiungen vom Bebauungsplan. So sollten für das Mehrfamilienhaus mit Balkonen die vorgeschriebenen Baugrenzen an drei Seiten überschritten werden. Dies wurde mit dem nötigen Einbau eines Aufzugs für die seniorengerechten Wohnungen begründet.

 Zwar gebe es immer wieder einmal Befreiungen vom Bebauungsplan, erklärt Werner Damblon, Vorsitzender des Planungsausschusses: „Wir müssen uns dabei fragen, ist das verträglich oder nicht.“ Angesichts der zentralen Lage in Lank war von verschiedenen Seiten kritisiert worden, dass das Gesamtbild zu leiden habe und mit dem geplanten „Klotz“ der Blick auf die Kirche St. Stephanus verstellt werde. Ein wichtiger Punkt in der politischen Diskussion war zudem, dass man an dieser Stelle keinen Präzedenzfall schaffen wollte.

Die Pläne der Pfarre St. Stephanus, die zur Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Hildegundis von Meer gehört, waren im Vorfeld auch in den sozialen Netzwerken hitzig diskutiert worden. Die Bewohnerin des Organistenhauses, Silvia Schönfeld, hatte zudem im Januar eine Petition zum Erhalt des Hauses gestartet und damit die Diskussion angestoßen. Nur wenige Wochen später hatte sie 735 Unterschriften zusammen – darunter bekannte Lanker aus Politik, Kultur und Brauchtum. Anschließend verschickte die Mutter zweier Kinder das Schreiben an den Meerbuscher Bürgermeister, den Bischof in Aachen, den Kirchenvorstand der GdG Hildegundis von Meer und den Planungs- und Liegenschaftsausschuss der Stadt. „Bis heute habe ich keine Reaktion erhalten“, berichtet sie.

Gemeinsam mit ihrem Mann und einigen Nachbarn war sie am Dienstag in der Sitzung, obwohl auch sie zuvor erfahren hatte, dass der Bauantrag zurückgezogen wurde. „Wir wollten damit zeigen, dass wir das Thema weiter im Blick halten.“ Denn dass der Antrag zurückgezogen wurde, wertet sie nicht als Erfolg. „Der Abriss inklusive Neubau ist damit nicht vom Tisch“, befürchtet sie. „Der nächste Bauantrag wird kommen und damit vielleicht die Räumungsklage.“ Sie und ihre Mitstreiter haben die Verwaltung deshalb aufgefordert, über die weiteren Pläne zu informieren. Denn im Planungsausschuss wird nur über einen Bauantrag beraten, wenn dafür Befreiungen oder ähnliches nötig sein sollten. Auf jeden Fall muss ein künftiger Neubau „kirchlichen Zwecken“ dienen. Spekuliert wird etwa, dass nun auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus für Erzieherinnen entstehen soll.

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