Serie Menschen in Ortsteilen Ein Büdchen als sozialer Treffpunkt 

In der Serie stellen wir Menschen vor, ohne die die Ortsteile ärmer wären. Heute: Zdenka Zanders und ihr Kiosk.

 Die Kunden von Zdenka Zanders wissen das breite Sortiment in ihrem Kiosk an der Neusser Straße in Büderich  zu schätzen.

Die Kunden von Zdenka Zanders wissen das breite Sortiment in ihrem Kiosk an der Neusser Straße in Büderich  zu schätzen.

Foto: RP/Monika Götz

Zdenka Zanders liebt es sehr, Menschen um sich zu haben, mit denen sie unterschiedlich kommunizieren kann: „Das gehört zu meinem Leben.“ Diese Menschen wiederum kommen als Kunden zu ihr, um entweder einen Lottoschein auszufüllen, ein Rheinbahn-Ticket zu kaufen, Pakete aufzugeben oder abzuholen, sich mit verschiedenen Printmedien, Zigaretten, Schreibgeräten, Büchern, Büro- oder Schulbedarf, Geschenkpapier, Süßigkeiten, Spielzeug, Heliumballons, Bastelpapier oder Druckerpatronen einzudecken.

„Hier, in meinem ‚Schuhkarton‘ stapelt sich die von den Kunden gewünschte Ware“, beschreibt Zdenka Zanders die knapp 50 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche. Ein kleiner angrenzender Lagerraum fasst auch noch einiges: „Aber es bleibt eng.“

Vielleicht ist diese Enge das Geheimnis, das einen Einkauf in dem kioskartigen Laden an der Neusser Straße 1 in Büderich so beliebt macht. Denn auch die 44-jährige Inhaberin fühlt sich hier richtig wohl. 2006 fing sie an, in der seit 1955 bestehenden Lotto-Annahmestelle zu arbeiten. Rolf Lohmann war damals der Inhaber und als sich Zdenka Zanders 2015 entschloss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und den „Gemischtwarenhandel“ zu übernehmen, unterstützte er sie kräftig.

Eigentlich hat sie Kommunikationsforschung und Phonetik studiert. Aber es gab Bedenken, in welchem Bereich und an welchem Standort sie in der Wissenschaft Fuß fassen und trotzdem für die Familie da sein könnte: „So habe ich mich komplett umorientiert.“ Die Familie – Ehemann und die elf und 22 Jahre alten Töchter sowie ihre Eltern – wohnen quasi um die Ecke herum.

In Büderich ist Zdenka Zanders auch aufgewachsen und in die Schule gegangen: „Heute kommen viele zu mir, mit denen ich in einer Klasse war und auch deren Kinder kaufen hier ein.“ Oder alle reden auch nur miteinander. Ältere Kunden erzählen von ihren Enkeln, Reiseerlebnissen oder Krankheiten und auch die jüngeren vertrauen ihr eine Menge an – das reicht bis zur Aufklärung, was mit der Summe eines beträchtlichen Lottogewinns geplant ist: „Alle wissen, dass ich immer ein offenes Ohr habe. Das ist hier eine Art sozialer Treffpunkt.“ Da ist es selbstverständlich, dass auch Ratschläge gegeben werden, wo Dinge zu erhalten sind, die nicht in ihr Sortiment gehören.

Ob es der Herrenausstatter ist, die Damenboutique, der Spiel- oder Schreibwarenladen an der Dorfstraße – die Tipps von Zdenka Zanders beziehen sich immer auf den Meerbuscher Einzelhandel: „Ich empfehle inhabergeführte Geschäfte und achte selbst darauf, alles hier am Ort zu besorgen. Die Heimatshoppen-Idee gefällt mir sehr gut.“ Beim Verkauf im eigenen Laden helfen Christa Delmes, Jutta Pavek und Marianne Krings. So können auch mehrere Kunden auf einmal bedient werden. Schließlich ist der Kiosk die einzige Verkaufsstelle der Rheinbahn in Büderich: „Wir sind Premiumpartner.“

Die Öffnungszeiten hat Zdenka Zanders dem Bedarf der Kunden angepasst. Montag bis Freitag öffnet sie von 6.30 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 7.00 bis 15 Uhr: „Zum Glück hält mir die Familie neben ihren eigenen Aufgaben den Rücken frei.“ Aber die umtriebige Geschäftsfrau und Mutter hat auch Vorstellungen, wie es vielleicht in Zukunft aussehen könnte: „Nachhaltigkeit ist für mich ein ganz wichtiges Thema. Ich möchte einen bewussteren Umgang mit Konsumgütern anregen.“

Plastiktüten gibt’s bei ihr schon lange nicht mehr und wenn Folien verboten werden sollten, werden sie sofort aus dem Programm genommen. Vorbild ist für Zdenka Zanders „Flinse & Co.“, Düsseldorfs erster unverpackt-Laden: „Aber das ist nur ein Traum, das wäre ein totaler Cut. Davon bin ich heute weit entfernt. Ich fühle mich hier und mit meiner Kundschaft sehr, sehr wohl.“

Info Wenn Sie auch einen Menschen kennen, ohne den Ihr Ortsteil ärmer wären, schreiben Sie uns eine E-Mail an meerbusch@rheinische-post.de

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