Klassische Musik in Meerbusch Konzerte und Workshops gegen das Lampenfieber

Meerbusch · Ekaterina Porizko hat mit ihrer Freundin Ekaterina Belowa ein gemeinnütziges Unternehmen gegründet. Ihr Ziel: talentierte Nachwuchsmusiker fördern und klassische Musik unter die Leute bringen.

Porizko und Belowa haben sich über die Kirchengemeinde kennen gelernt. Jetzt arbeiten sie zusammen an ihrem großen Projekt.

Porizko und Belowa haben sich über die Kirchengemeinde kennen gelernt. Jetzt arbeiten sie zusammen an ihrem großen Projekt.

Foto: Michael Zerban

Wahrscheinlich kennt jeder, der sich in Meerbusch für klassische Musik interessiert, die umtriebige Kirchenmusikerin Ekaterina Porizko. Die Dirigentin, Organistin und Musikwissenschaftlerin war ganze sechs Jahre lang Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde, hat das Festival MeerMusik ins Leben gerufen und organisiert. Dieses Jahr wurde sie zur Referentin für Kirchenmusik bei der Landeskirche berufen – und widmet sich nun der nächsten großen Aufgabe. Gemeinsam mit ihrer Freundin Ekaterina Belowa, die die Geschäftsführung übernimmt, hat Porizko ein gemeinnütziges Unternehmen gegründet, das ihre Initialen im Namen trägt: „EP Klassik aber frisch“.

Porizko und Belowa wollen sowohl für junge Musiker als auch für das Publikum einen neuen Zugang zur klassischen Musik schaffen. Dafür setzen sie einerseits auf Konzerte mit einem hohen Anteil an Moderation, andererseits bieten sie Seminare und Workshops für Sänger und Instrumentalisten an, die grade am Beginn ihrer Berufslaufbahn stehen. Diese werden im Studium oft nicht adäquat auf ihre späteren Job vorbereitet, so Porizko: „Das Musikstudium dauert ziemlich lang, der Einstieg in den Beruf ist aber nicht so einfach. Das liegt weniger an der Qualität der ausgebildeten Musiker, sondern daran, dass es nicht genug Angebote gibt, die gut auf das Leben vorbereiten.“ Besonders Themen wie Management und Lampenfieber kämen im Studium zu kurz. Dagegen wollen die Gründerinnen etwas tun.

Dem Thema „Lampenfieber“, mit dem gerade Nachwuchsmusiker oft zu kämpfen haben, widmen sie sich mit Kursen zu Bühnenpsychologie und Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft. Auch auf den sozialen Medien gibt Porizko Tipps und dreht kleine Videos darüber, warum es nicht hilfreich ist, sich unmittelbar nach einem Konzert der Selbstkritik hinzugeben. „Manche Menschen wissen nicht, dass man gegen Lampenfieber etwas tun kann. Es wird ihnen gesagt, dass sie einfach mehr Konzerte spielen sollen“, bedauert sie.

Die Kirchenmusikerin folgt mit dem Projekt einer langjährigen Vision. Als Leiterin dreier Musikfestivals, darunter das MeerMusik, ist sie es gewohnt, die Grenze zwischen Bühne und Zuhörer zu durchbrechen. „Der Meerbuscher Publikum kennt das schon von mir. Dieses Markenzeichen bleibt auch für unsere Konzertreihen bestehen“, verspricht sie. Das Eröffnungskonzert fand schon im März statt, für das vergangene Wochenende haben Porizko und Belowa weitere Künstler für einen Opern- und Liederabend ins Alte Küsterhaus eingeladen. „EP Klassik aber frisch“ will sich aber nicht nur auf regionale Produktionen beschränken. Im August ist eine international besetzte Aufführung der „Hochzeit des Figaro“ von Mozart geplant, mit einem zur Hälfte deutschen, zur Hälfte litauischen Team - Porizko absolviert derzeit einen Master in Orchesterleitung an der Musik- und Theaterakademie Vilnius und hat kurzerhand den Kontakt hergestellt. „In unserem gemeinnützigen Unternehmen arbeiten viele Menschen mit Migrationshintergrund“, berichtet die gebürtige Russin. „Wir möchten mit allen respektvoll umgehen, egal, wo sie herkommen.“ Ekaterina Belowa, die Geschäftsführerin, lebt seit über 30 Jahren in Deutschland und arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Übersetzungsbranche. In ihrem Job hat sie jahrelang Patienten aus Russland und der Ukraine begleitet, jetzt fokussiert sie sich vor allem auf literarische Übersetzungen.

Wie die beiden Namensvetterinnen sich eigentlich kennen gelernt haben? „Ekaterinas Mutter ist Mitglied in der Gemeinde, in der ich gearbeitet habe“, erinnert sich Porizko schmunzelnd. „Sie hat damals schon ständig von ihrer Tochter geschwärmt. Ich war ganz ehrfürchtig, als wir uns kennen gelernt haben.“ Belowa lacht: „Ebenso! Von dir hat sie auch immer in den höchsten Tönen gesprochen. Und spätestens, als wir zusammen das Notenarchiv der Kirchengemeinde in Ordnung gebracht haben, hat sich unsere Freundschaft bewährt. Es gibt kein Projekt, an dem ich nicht mit dir arbeiten würde.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort