Kunst in Meerbusch Pulsschlag in der Nierster Kunst-Scheune

Nierst · Herbert Koller setzt das Thema „Ahnen“ in unterschiedlicher Weise um. In seinem Atelier ist zu sehen, wie er seine Gedanken in Kunst verwandelt hat.

 Der Künstler Herbert Koller mit dem Bild „Das Fenster der Ahnen“ – die Vorfahren sind ein wiederkehrendes Motiv in seiner Arbeit.

Der Künstler Herbert Koller mit dem Bild „Das Fenster der Ahnen“ – die Vorfahren sind ein wiederkehrendes Motiv in seiner Arbeit.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Die Stille in der zu einem großzügigen Atelier umgestalteten Scheune unmittelbar neben den Reiterhöfen in Nierst wird nur von einem monoton-rhythmischem Schlag unterbrochen. „Das ist der Herzschlag der Ahnen“, erklärt Herbert Koller. Das Thema rund um die Vorfahren mit einem Anflug des Übersinnlichen beschäftigt den Künstler seit der Geburt seines Sohnes vor gut drei Jahrzehnten. Als Fazit dieser Gedanken sind unter anderem ein Bild mit dem Titel das „Fenster der Ahnen“, Leuchtbilder und -kästen, einen „Turm der Ahnen“ aus Kupfer und einen riesigen Würfel mit einem durchsichtigen Monitor entstanden.

Das, was der jeweilige Blick auf die vier Seiten des frei im Raum stehenden Würfels und auch von oben ins Innere freigibt, weist auf die Themen hin, die Herbert Koller beschäftigten und die er verarbeitet: „Sie gehen ineinander über.“ Aber – häufig mythologisch und kosmisch angehaucht – werden sie auch miteinander verbunden, geben positiv und negativ gegenübergestellt die Thematik wieder. So stellt ein durch das Bild laufendes Skelett den menschlichen Aspekt dar. Und deshalb hat der im gesamten Raum zu hörende Herzschlag hier seinen Ursprung.

Die Ahnen – Koller denkt bei ihrer schemenhaften Darstellung daran, wie sich die Menschheit entwickelt und was sie weitergegeben hat – sind überall präsent. Und auch der „Engel der Zeit“ fehlt nicht. „Der Würfel ist eine Art Zusammenfassung vieler Ideen und Gedanken. Während der Arbeit sprudeln sie nur so hervor. An diesem Objekt habe ich jahrelang gearbeitet, habe es selbst gebaut und dann abgefilmt. 60 Minuten kann sich der Betrachter immer wieder neue Bilder ansehen“, erzählt der Installationskünstler.

1955 in Nürnberg geboren, studierte er zuerst Film und Fotografie, absolvierte ein Jahr am Art-College im britischen Derby und besuchte von 1979 bis 1985 bei Günther Uecker die Kunstakademie Düsseldorf mit einem Meisterschüler-Abschluss. Herbert Koller, der das Werk seines 2004 verstorbenen Vaters, des bekannten Malers und Graphikers Oskar Koller betreut, setzt anderseits auch Details aus dem Würfel in weitere Werke um. Als Vorschlag für die künstlerische Gestaltung der Eingangshalle eines Unternehmens hat er 24 zehn mal zehn Zentimeter große Quadrate aufgebracht. Sie werden von hinten beleuchtet, erscheinen mal hell, mal dunkel und setzen so die einzelnen Ahnen in Szene: „Das bringt Bewegung hinein. So ist die Zeit zu spüren.“

Die Idee, diese Quadrate in einer Größe von ein mal ein Meter umzusetzen, hat sich leider zerschlagen. Aber die Motive tauchen immer wieder in seinen Arbeiten auf. Selbst die aufwendig per Computer gestalteten großformatigen Drucke mit Pixelbildern meist in Schwarzweiß verweisen auf den Kosmos: „Sie stellen das Rauschen dar.“ Ahnenfiguren sind ebenfalls in Pixel aufgelöst: „Das entwickelt sich, hängt alles irgendwie zusammen.“

Herbert Koller nutzt den augenblicklichen Pandemiezustand für sich, um zu arbeiten: „Aber der Austausch fehlt.“ Er freut sich schon auf die Zeit, wenn wieder Besucher in das Atelier kommen. Unter anderem hat auch der Meerbuscher Kulturkreis e.V. eine Führung unter Thomas Cieslik geplant. Die Bedeutung der Kommunikation im kulturellen Bereich hat Herbert Koller ebenfalls in seinen Arbeiten thematisiert. In seinem Würfel macht er darauf aufmerksam.

Dort erinnert die Zeile „Kunst stützt die Wirtschaft“ daran, dass er die Thematik zur Unterstützung einzelner Kultursparten Mitte der 1990er-Jahre auch in Diskussionsrunden eingeworfen hat. Dabei stellt er fest: „Heute hat diese Aussage eine ganz andere Bedeutung bekommen.“

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