Familien in Meerbusch Jugendliche machen Babysitter-Führerschein

Büderich · Im kostenfreien Kursus im Familienzentrum Fronhof in Büderich erfahren Teenager alles rund ums Baby. Sie bekommen ein Zertifikat und können sich in der Babysitterkartei registrieren lassen.

 An Puppen lernen die Jugendlichen beispielsweise, wie Babys angezogen und gewickelt werden.

An Puppen lernen die Jugendlichen beispielsweise, wie Babys angezogen und gewickelt werden.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Auf den Tischen liegen mehrere Babypuppen und Kleidung. Sorgsam ziehen die Teilnehmer des Babysitterkursus‘ die Puppen an, immer bedacht darauf, keinen Fehler zu machen. Ihre Bewegungen werden immer sicherer, irgendwann scheint es, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Im Familienzentrum Fronhof lernen Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren alles, was sie für den Babysitter-Führerschein brauchen.

Wickeln, Tragen und Füttern gehören genauso dazu wie rechtliche Aspekte. Was können Kinder in welchem Alter? Welche Spiele sind altersgerecht? Und wie verhalte ich mich in Krisensituationen richtig? All diese Fragen werden geklärt. Und Tipps zur Jobsuche gehören auch dazu. Am Ende des Kurses bekommen die Jugendlichen ein Zertifikat, mit dem sie besorgten Eltern beweisen können, dass ihre Kinder in guten Händen sind. Zusätzlich bekommen die Jugendlichen Steckbriefe, die sie zu Hause ausfüllen, von ihren Eltern unterschreiben lassen und in der Babysitterkartei des Familienzentrums hinterlegen können.

Das mehrfach zertifizierte Zentrum hat eine Öffnungszeit von zehn Stunden und ist ausschließlich für berufstätige Eltern. „Wir möchten den Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedienen. Daher ist eine umfangreiche Kartei für uns sehr wichtig. So können Eltern auch die Randzeitenbetreuung abdecken“, sagt Ilse Kremer, Leiterin des Familienzentrums Fronhof. Eltern, die einen Babysitter suchen, können sich an das Familienzentrum wenden und einen Blick in die Kartei werfen. Den Kontakt müssen sie dann selber aufnehmen. Das ist eine Win-Win-Situation für alle. Die Babysitter finden leichter einen Job. Eltern wissen, dass ihre Babysitter ausgebildet sind und haben jemanden der regelmäßig kommen kann. Und das sei auch für die Kinder gut, weil sie so eine Bindung zu ihrem Babysitter aufbauen können, betont Kremer.

Die Teilnehmer an diesem Vormittag möchten sich alle in die Kartei aufnehmen lassen, um mit Babysitterjobs ihr Taschengeld aufzubessern. Einige haben zusätzliche Motive, den Kurs zu machen. Marlene etwa überlegt, später ein Jahr als Au-Pair-Mädchen zu arbeiten. Carolin und Mia möchten ein Praktikum in einer Kita machen, weil sie später vielleicht mal in dieser Richtung arbeiten möchten. Und Alba denkt schon an das Sozialpraktikum, das sie in der 9. Klasse absolvieren muss. „Ich finde es auch gut, dass ich später, wenn ich selber mal Kinder habe, schon weiß, wie ich mit ihnen umgehe“, sagt Sophie.

Viele der Jugendlichen haben schon Erfahrungen gesammelt. Alba arbeitet zum Beispiel schon mit Kindergruppen. Maya hat einen kleinen Bruder und babysittet. Trotzdem finden alle den Kurs sehr hilfreich, denn er gibt ihnen Sicherheit. „Wenn etwas passiert, weiß man, was man machen muss und ich bekomme hier Ideen, was ich mit den Kindern spielen kann“, meint Maya. „Ich glaube zwar, dass da noch immer etwas Panik wäre, wenn etwas passieren sollte, aber im Hinterkopf wüsste ich immer, dass ich es hinbekomme“, setzt Clara hinzu.

Der einzige männliche Teilnehmer ist Constantin. Seine Schwester hat den Babysitter-Führerschein schon vor zwei Jahren gemacht und fand den Kurs richtig gut. „Durch die Kartei hat sie direkt drei Jobs bekommen. Da habe ich mir gedacht, das mache ich auch. Es ist ja kostenlos, und Geld verdienen ist nicht schlecht“, erzählt er. Constantin schätzt seine Chancen, Jobs zu finden, gut ein. „Ich kann mir vorstellen, dass Jungen vielleicht auch lieber mit einem männlichen Babysitter spielen.“ Birgit Ogger, die Leiterin des Kurses, stimmt ihm zu. „Jungen spielen anders als Mädchen. Das könnte für viele Eltern interessant sein“, sagt die Sozialpädagogin.

Die vergangenen zwei Jahre waren auch für Babysitter nicht leicht. Zwar haben einige Eltern im Homeoffice Jugendliche beschäftigt, um in Ruhe arbeiten zu können, das abendliche Babysitten hingegen wurde weniger nachgefragt. Umso mehr freut sich Kremer, dass die Nachfrage nach dem Kurs nicht nachgelassen hat. „Dieses Jahr war der Bedarf sogar so hoch, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Vielleicht liegt es daran, dass es jetzt in Richtung Öffnungen geht. Vielleicht wollen die Jugendlichen auch einfach mal wieder rauskommen – egal, was sie machen“, sagt Kremer mit einem Lachen.

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