Immobilie in Büderich Hausversteigerung fällt wegen Bieteransturm aus

Neuss/Büderich · Zwangsversteigerungen locken immer mehr Interessenten an, aktuell zu viele. Am Freitag musste deshalb eine Auktion in Neuss abgesagt werden. Dort sollte ein Haus in Büderich „unter den Hammer“ kommen.

 Das Objekt der Begierde in Büderich.

Das Objekt der Begierde in Büderich.

Foto: Sebastian Kalenberg

Ein Haus kaufen? Noch dazu in Meerbusch? Ein kostspieliges Vorhaben. Wer auf den einschlägigen Internetseiten nach Häusern sucht, wird kaum Inserate finden, die sich nicht im Millionenbereich bewegen. „Exklusive Traumvilla“, „Einfamilienhaus mit einzigartigem Anwesen“. Ein siebenstelliger Kaufpreise reiht sich dort an den nächsten. Da scheint es fast zu schön, um wahr zu sein, dass dort auch eine Büdericher Immobilie für 167.000 Euro inseriert ist. Dahinter steckt eine Zwangsversteigerung, die am Freitagmorgen am Neusser Amtsgericht stattfinden sollte.

Amtsgericht Neuss. 9.50 Uhr. Vor dem Gerichtsgebäude tummelt sich bereits eine Menschenmenge. 50 bis 60 Interessierte. Jeder hier hat das selbe Ziel: 1. Etage, Saal 130. Dort soll in 25 Minuten die Zwangsversteigerung eines Einfamilienhauses in Büderich starten.

Das Wertgutachten spricht von einem 451 Quadratmeter großen Grundstück, „bebaut mit unrentierlichen Gebäuden“, darunter eine „nicht fertiggestellte Garage“. Zudem soll das 1925 erbaute Wohnhaus vor zwei Jahren gebrannt haben. Der Verkehrswert liegt dem Gutachten nach bei 167.000 Euro. Viele Interessenten wittern bei dieser Versteigerung das große Schnäppchen. Zu viele.

„Wir haben den Einlass erst einmal gestoppt, warten Sie bitte draußen“, erklärt das Sicherheitspersonal am Eingang zum Amtsgericht. Mittlerweile ist es kurz nach 10 Uhr, und die Schlange vor dem Gericht wird immer länger. „Zuletzt sind es bei jeder Versteigerung immer mehr Leute geworden“, erklärt ein junger Mann mit Aktenordner unterm Arm. Auch er interessiert sich für das Haus. „Aber so etwas wie heute habe ich auch noch nicht erlebt.“

Als das Sicherheitspersonal signalisiert, dass die Menge geordnet – und bitte mit dem nötigen Sicherheitsabstand und Maske – zur Kontrolle darf, um langsam das Gebäude zu betreten, wartet vor dem Saal die nächste Überraschung.

Auch hier stehen bereits etwa 40 Leute Schlange, alle mit dem Ziel, die Büdericher Immobilie möglichst günstig zu ersteigern. Vor dem Saal ist der Sicherheitsabstand aufgrund der großen Menge an Menschen nicht mehr einzuhalten. Zwar tragen alle Hausinteressenten eine Maske, das Sicherheitspersonal des Gerichts muss die Veranstaltung aber dennoch abbrechen, bevor sie überhaupt begonnen hat. Es sind einfach zu viele Menschen gekommen. Eine Versteigerung kann unter Berücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen nicht stattfinden. Und selbst ohne Mindestabstand wäre es bei über 100 Menschen im Saal sicherlich eng geworden.

Enttäuscht dreht ein Großteil der Interessenten ab. Heute wird es keine Versteigerung geben. Trotz Absage bleiben etwa 30 Personen vor dem Amtsgericht stehen. Sie hören gebannt den Erzählungen eines Mannes zu: der eigentliche Hausbesitzer. Auch er ist zur Versteigerung des Hauses gekommen und berichtet nun ausführlich über die Immobilie und die Hintergründe. Es geht um ein anstehendes Gutachten bezüglich der Brandschäden im Haus und um eine mögliche Versicherungszahlung, die Teil der Versteigerung sein soll.

Die Menschenmenge vor dem Gericht lauscht gespannt, immer wieder kommen Nachfragen auf: Ob es auch außergerichtlich eine Möglichkeit gäbe, das Haus zu kaufen? Die Immobilie zum Top-Preis – dafür sind die Menschen an diesem Freitagmorgen nach Neuss gekommen. Ein Rennen, das einige gerne ohne den Bieterkampf für sich entscheiden würden. Am Ende werden Kontaktdaten getauscht. Dann löst sich die Menge auf. Bis zur nächsten Zwangsversteigerung und der Chance auf ein vermeintliches Schnäppchen am Immobilienmarkt. Wenn denn nicht erneut zu viele kommen.

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