Lockerungen ab 11. Mai Gastronomen kritisieren unklare Regeln

Meerbusch · Viele Restaurants und Kneipen in Meerbusch werden in der kommenden Woche aufmachen. Für die Wirte bleiben aber nach der kurzfristigen Entscheidung der Landesregierung viele Fragen offen.

 Dimi Kalingas (l.) und Alex Georgiadis vom Restaurant Gulasch, das am Dienstag oder Mittwoch aufmachen soll.

Dimi Kalingas (l.) und Alex Georgiadis vom Restaurant Gulasch, das am Dienstag oder Mittwoch aufmachen soll.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Alex Georgiadis hat eine Wette verloren – und freut sich. „Ich war mir sicher, dass wir Gastronomen erst nach Pfingsten wieder öffnen dürfen“, sagt der Inhaber des Brauereiausschank Gulasch in Büderich. Als dann am Mittwoch verkündet wurde, dass es schon am Montag so weit ist, war die Freude groß. „Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.“ Obwohl der Wirt deutlich sagt: „Die Politik hat mit dem Datum 11. Mai einfach den Ball ins Feld geworfen, und wir müssen den Rest selbst schaffen. Es ist noch sehr viel ungeklärt.“ Er wünsche sich konkrete Informationen, am besten bereits morgen. „Sonst fühlen wir Gastronomen uns allein gelassen. Und das kann und darf nicht sein.“

Sein vorläufiger Plan: Am Dienstag oder Mittwoch soll das Gulasch wieder öffnen, und zwar drinnen und draußen. „Unser Team mit 21 Leuten steht schon parat, und die haben alle Bock.“ Einige Mitarbeiter waren in Kurzarbeit, entlassen musste der Chef niemanden. „Wir wollen direkt volles Programm fahren, und uns dann der jeweiligen Situation anpassen.“ Konkret soll die Wiedereröffnung so laufen: Die Plätze werden wegen des nötigen Abstands um die Hälfte reduziert, an der Theke sitzen ist nicht möglich, Besuche sind nur nach Reservierung möglich. „Eventuell machen wir Termine in zwei Etappen“, sagt Georgiadis. „Aber das müssen wir noch überlegen.“ Den Liefer- und Abholdienst will er vorerst weiter anbieten. „Denn das läuft sehr gut. Ich gehe davon aus, dass einige Leute noch zögerlich sind und die neue Freiheit gar nicht nutzen wollen.“

Im Restaurant Fronhof in Lank steht das Telefon nicht still, seit die Lockerungen für Gastronomen angekündigt wurden. „Die Leute wollen reservieren, sie wollen raus“, sagt Inhaber Frank Winzen. Er will sein Lokal am Dienstag eröffnen – Montag ist Ruhetag. Aber er müsse seine Gäste derzeit ein bisschen bremsen, sagt Winzen. „Wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen.“ Vor der Eröffnung will er sicher sein, dass alle Auflagen erfüllt werden. Manches kann er jetzt schon erledigen – Stühle mit Abstand aufstellen, die übrigen wegräumen, Acryl-Trennwände bestellen. Statt 80 soll es nur noch 30 oder 40 Sitzplätze in Fronhof geben, damit Gäste weit genung voneinander sitzen können. Aber die Regeln sind nur grob skizziert, auf die genauen Auflagen wartet Winzen noch. Er weiß, dass es lange dauern wird, bis sein Restaurant „wie früher“ öffnen kann. Auf die ersten Gäste freue er sich aber jetzt schon, sagt Winzen.

Schon in den Vorbereitungen für die Eröffnung ist auch Dino Gerst vom Café Dinos Cappuccino in Büderich. Am Donnerstagvormittag ist er bereits im Baumarkt, um Acrylplatten zu kaufen. „Ich muss mir ja irgendetwas überlegen.“ Klar, gerne hätte er genauere Anweisungen, was zu tun ist. „Die Lockerungen kamen nun doch ein wenig schnell und überraschend. Aber ich freue mich und werde improvisieren.“ Am Eingang wird er ab Montag einen Desinfektionsständer aufstellen, die Zahl der Sitzplätze wird reduziert, und Kuchen wird es zu Beginn vielleicht auch noch nicht geben. Dafür aber alle Kaffeesorten, italienische Limonade und – ganz neu schon ab Freitag und bis Montag nur „To Go“ – italienisches Eis von der Eisdiele „La Vecchia Gelateria“ in Oberkassel. Weil Dino ein großer Rennrad-Fan und sein Café ein beliebter Treff für Radsportler ist, bekommt außerdem am Samstag jeder Gast im rosa Trikot einen Kaffee gratis. Dino: „Denn dann wäre eigentlich der Giro d´Italia gestartet.“

Im Wirtshaus Baumeister in Strümp steht vor der Wiedereröffnung erst einmal eine Grundreinigung an. Es habe sich ganz schön viel Staub gesammelt in den vergangenen Wochen, sagt Inhaber Markus Vieten. „Aber am Montag machen wir auf, wir haben ja die ganze Zeit darauf gewartet.“ Desinfektionsmittel und Masken stehen für das Personal bereit, auch im Wirtshaus und dem Biergarten halbiert sich die Zahl der Sitzplätze. Dann können dort jeweils 40 Gäste bedient werden. Mit einem Ansturm rechnet Vieten aber nicht. „Es werden Menschen kommen bei gutem Wetter. Aber es wird noch eine Woche dauern oder zwei, bis es wirklich viele werden“, glaubt Vieten. Ältere zum Beispiel würden nach wie vor die Restaurants meiden. Die Preise, sagt Vieten, werden sich nicht ändern. „Es sind doch alle betroffen, das wäre nicht fair.“

Thorsten Friedrichs vom Friedrichs im Haus Büker in Bösinghoven wird im Gegensatz zu seinen Kollegen vorerst nicht öffnen. „Wir haben noch keine genauen Auflagen. Außerdem bringt es für uns nichts, wenn wir bei 50 Prozent Umsatz die vollen Kosten haben.“ Hinzu kommt: Im Friedrichs feiern normalerweise viele große Gruppen, etwa Hochzeitsgesellschaften oder Geburtstagsrunden. „Und die finden derzeit nicht statt“, sagt der Pächter. Aktuell macht er alles alleine: kochen, spülen, putzen. Seine fünf Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. „Mehr ist mir unter diesen Umständen zu unsicher. Ich mache erstmal weiter wie bisher.“ Heißt: Er bietet einen Liefer- und Abholdienst an. Was ihm das bringt? Friedrichs: „Das ist zum Leben zu wenig, aber zum Sterben zu viel.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort