Leben im Lockdown Die Krise bringt neue Facetten

Lank-Latum · Bei Familie Libner wird mehr gekocht und gespielt als sonst. In ihrem Lanker Geschäft „Fräulein“ holen die Kunden bestellte Ware ab.

 Daniel und Simona Libner würden sehr gerne wieder die Kunden in ihrem Geschäft am Lanker Marktplatz begrüßen.

Daniel und Simona Libner würden sehr gerne wieder die Kunden in ihrem Geschäft am Lanker Marktplatz begrüßen.

Foto: Susanne Roth

Simona und Daniel Libner, Eltern von zwei Kindern, leben in Lank-Latum und betreiben dort auch eines ihrer drei Geschäfte „Fräulein Mode und Wohnen“. Ein weiteres Geschäft ist in Kempen am Niederrhein, das dritte in Ratingen. Alle Läden sind im Lockdown geschlossen, verkauft wird aber online und mittels „Click und Collect“. Heißt: Im Internet bestellen, im Laden abholen. Libners beschäftigen rund 20 Mitarbeiter.

Die aktuelle Situation im Geschäft ...

Es ist gerade äußerst schwierig. Ein Beispiel: Wir haben die Frühjahrs-Mode schon lange vorbestellt, die Winterware hängt aber noch in den Geschäften. Was machen wir damit? Also machen wir im Internet auf unsere Homepage Werbung, bieten Life-Shopping an, haben persönliche Broadcastgruppen. Unsere Kunden können bestellen und sich ihre Waren zu festgelegten Zeiten in den Filialen abholen. Dabei ist unser Personal fast komplett mit im Einsatz, wir haben nur vereinzelt Kurzarbeit in Anspruch genommen.

... in der Familie

Zuhause wird noch mehr gekocht als sonst auch, außerdem spielen wir viel mehr zusammen. Das ist eigentlich ganz schön. Unsere 13-jährige Tochter, die in Krefeld zur Schule geht, ist technisch gut ausgestattet und kann auch zu Hause gut lernen und am Unterricht teilnehmen – wenn der Server nicht gerade überlastet ist. Unser 24-jähriger Sohn studiert Maschinenbau, kann leider nur online lernen und ist darum ohne Austausch mit Professoren und Kommilitonen. Generell aber nutzen wir die Zeit für mehr gemeinsame Unternehmungen, gehen viel spazieren und entwickeln viele kreative Ideen.

Also gibt es auch etwas Positives an dieser Situation?

Innerhalb der Familie auf jeden Fall, aber natürlich auch im Geschäft - auch wenn wir jeden Tag über unsere Komfortzone hinaus gehen. So haben wir durch die Präsenz im Internet viele neue Kunden zum Beispiel aus dem Münsterland oder Süddeutschland dazu gewonnen. Außerdem entwickeln wir mit dem Handelsverband neue Projekte wie einen Imagefilm und vernetzen uns mit anderen Geschäftsleuten und Gastronomen in Lank-Latum. Diese Krise bringt neue Facetten und zeigt: Man muss sich bewegen.

Das Negative?

Das alles zerrt am Gemüt, weil alles so ungewiss ist. Wie bekommen wir die Zahl der Infizierten runter? Wann wird endlich geimpft? Wir werden irgendwie in dem Ganzen auch nicht mitgenommen.

Wenn Sie Kritik äußern würden – welche?

Dass alles nicht einheitlich ist, dass mal gesagt wird, am XX Januar ist alles wieder okay, dann wird es Februar, dann gilt das nicht. Hier gilt die eine Regel, dort eine andere. Diese Salamitaktik ärgert uns sehr. Warum werden so viele Menschen in die Geschäfte gelassen, dass es ein Gedränge vor den Regalen gibt? Warum darf jemand ohne Einkaufswagen in den Laden? Es gibt keine Zusagen oder konkrete finanzielle Hilfen für uns Unternehmer, wir fühlen uns wie im luftleeren Raum. Auf diese Weise spielen wir Amazon und anderen großen Internet-Händlern in die Hände. Man müsste dringend appellieren, dass die Kunden vor Ort kaufen sollen.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Dass die Läden wieder öffnen! Wir gehen gerne arbeiten, sind gerne in Kontakt mit unseren Kunden.

Das Gespräch führte Anke Kronemeyer.

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