Natur Das Kommen und Gehen im Wald

Meerbusch · Die Trockenheit macht auch dem Meerbuscher Stadtwald zu schaffen, im Vergleich schneidet der naturnahe Laubwald dennoch gut ab. Förster und Stadt setzen auf Naturverjüngung und ersetzen vor allem kranke Eschen.

 Förster Johannes Kemper vor einer Fläche, auf der anstelle von erkrankten Eschen junge Erlen nachgepflanzt wurden. 

Förster Johannes Kemper vor einer Fläche, auf der anstelle von erkrankten Eschen junge Erlen nachgepflanzt wurden. 

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wer durch den Herrenbusch spaziert, der taucht schon nach wenigen Schritten in die besondere Atmosphäre von Meerbusch Wald ein: die angenehm kühle, frische Luft. Die Ruhe, die nur vom Gezwitscher der Vögel belebt wird. Und das wohltuende Grün der unzähligen Laubbäume. Wenn Johannes Kemper und Michael Reschke im Herrenbusch unterwegs sind, dann erleben sie das auch. Aber bei dem Förster und dem städtischen Beauftragten für den Wald kommt noch etwas anderes hinzu: der prüfende Blick der Experten.

Wie überall in Deutschland haben auch im Herrenbusch die viel zu trockenen letzten beiden Sommer und das regenarme Frühjahr seine Spuren hinterlassen. Aber im Vergleich mit Wäldern wie im Sauerland oder im Bergischen, wo durch Monokulturen mit Fichten große Flächen mit absterbenden Bäumen das Bild prägen, hält sich der Meerbuscher Wald ordentlich. „Da wir fast ausschließlich Laubwald haben, spielen Schäden durch den Borkenkäfer hier fast keine Rolle“, sagt Johannes Kemper. Schließlich geht es der Stadt nicht darum, möglichst viel Ertrag durch die Nutzung von Holz zu erwirtschaften.

„Beim Stadtwald handelt es sich um einen naturnah bewirtschafteten Erholungswald“, sagt Kemper, der für den gesamten Forstbetriebsbezirk Neuss zuständig ist. Zusammen mit Reschke überwacht er die Entwicklung des Baumbestands. Das Ideal, das sie leitet, ist ein Wald, in dem verschiedene Baumarten verschiedenen Alters eine lebendige Mischung ergeben. „Diesem Ideal kommen wir hier schon recht nahe“, sagt Kemper und bleibt an einer Stelle stehen, an der er etwas erklären kann. Etwas abseits des Weges liegt eine alte Eiche auf dem Boden, der Stamm ist schon vermoost. Auf der frei gewordenen Fläche kommt eine Vielzahl von jungen Bäumen nach, Bergahorn und Buchen. „Das ist Naturverjüngung, da müssen wir nicht pflanzen“, sagt Kemper. Aber behindern sich so viele junge Bäume auf einem Fleck nicht gegenseitig? „Nein“, sagt Kemper, im Gegenteil. „Sie pushen sich gegenseitig durch intraspezifische Konkurrenz. Da lassen wir der Natur ihren Lauf und greifen nicht ein.“

 Michael Reschke zeigt eine kranke Esche.

Michael Reschke zeigt eine kranke Esche.

Foto: Sonja Schmitz

Wo der Förster zusammen mit der Stadt aber sehr wohl eingreift, ist einige hundert Meter weiter zu sehen. Dort stehen noch einige Eschen mit lichten Kronen, einige sind ganz kahl, andere hängen schon in der Schräge, wie auseinandergefallene Mikadostäbe. Das Eschentriebsterben ist eine Krankheit, die den Bestand der Baumart seit etwa zehn Jahren landesweit bedroht. „Das Absterben der Bäume kann sich über mehrere Jahre hinziehen“, erklärt Kemper. Vereinzelt finden sich noch Eschen, die nicht von dem Pilz befallen sind mit dem Namen „Falsches weißes Stängelbecherchen“. Möglicherweise könne es langfristig gelingen, mit einigen resilienten Eschen die Art neu heranzuziehen, so die Hoffnung von Kemper. Um die kranken Bäume zu ersetzen, haben die Experten eine Reihe von Erlen gepflanzt, die ersten vor etwa fünf Jahren, vor zwei Jahren weitere. „Wir sind hier in einer Senke, der Boden ist sehr nass, deshalb sind wir in der Auswahl der Baumart eingeschränkt“, erklärt Reschke.

Zurück auf dem Weg Richtung Ossum noch ein Blick auf eine alte Buche, die in der Krone keine Blätter mehr aufweist. „Da kommen viele Faktoren zusammen“, sagt Kemper. Weil sie am Rande stehe, sei sie vermehrt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die dünne Borke der Buche werde durch Sonnenbrand dauerhaft geschädigt. Gegenüber anderen Schadfaktoren könnten sich die Bäume dann nicht mehr so gut wehren.

Einen besonderen Schutz erhält einige Meter weiter ein kleines Areal mit jungen Douglasien. Die Fläche ist mit Gatter eingezäunt. „Sonst verbeißen sie die Rehe“, erklärt Kemper. Die Nadelbäume würden dann nur ein Bonsaiformat erreichen. Wenn die Douglasien stark genug gewachsen sind, wird das Gatter wieder entfernt.

Damit der Wald naturnah bleibt, prüfen Kemper und Reschke regelmäßig den Bestand. Welche kranken Bäume müssen raus? An welchem Standort muss nachgepflanzt werden? Immer in der Zeit von Juni bis August werden die Bestände im Herrenbusch neu bewertet.

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