Unternehmen in Meerbusch Ein grünes Gebäude für das Gründercenter

Büderich · Beim Bau nahe des Areal Böhler soll vor allem auf Holz gesetzt werden. Erste Start-ups sind von Berlin und Köln nach Meerbusch gezogen.

 So könnte das nachhaltige Gebäude unweit des Areal Böhler aussehen.

So könnte das nachhaltige Gebäude unweit des Areal Böhler aussehen.

Foto: RP/GEC

Das, was das die Macher des Global Entrepreneurship Centre, kurz GEC, am Rande des Areal Böhler planen, klingt wie ein kühner Traum: Auf einer Fläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern soll ein Innovationszentrum entstehen, ein vier- bis fünfstöckiges Gebäude, das in Material, Bau und Betrieb höchste Standards von Nachhaltigkeit übertreffen soll. Wenn Friedrich Barth, CEO des Global Entrepreneurship Centre, von den Plänen spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Und das Großprojekt soll schon bald in die Umsetzung gehen, eine entsprechende Bauvoranfrage könnte schon im Juli eingereicht werden.

Das Global Entrepreneurship Centre, mit zehn Millionen Euro finanziert aus den Mitteln der Kohletransformation, soll den Wirtschaftswandel hin zur Nachhaltigkeit fördern und dafür vielversprechende Start-ups in diesem Bereich auf ihrem Weg begleiten. Gelegen im Areal Böhler verbindet es die Lage innerhalb des von Kohleabbau und Industrie geprägten Rheinischen Reviers mit der Nähe zur Metropole Düsseldorf. An diesem Standort sollen junge Unternehmen angesiedelt und bestmöglich gefördert werden. Erste Start-ups sind bereits aus Berlin und Köln nach Meerbusch gezogen, weitere sollen folgen. Drei bis vier Unternehmen pro Jahr will das Global Entrepreneurship Centre anziehen und somit zur Schaffung eines neuen Mittelstandes beitragen.

„Deutschland hat, was die Zahl der jungen Gründungen betrifft, im Vergleich zum Silicon Valley aufgeholt, aber nur ein geringer Anteil der Start-ups überlebt auch“, so Barth. Aufgabe des GEC sei es auch, diese Quote zu erhöhen, indem beispielsweise Infrastruktur in Form von Labor-Containern, aber auch konkrete Unterstützung in häufig unterschätzten Bereichen wie Finanzierung, Marketing oder Patentanmeldung geleistet wird. Außerdem arbeitet das GEC an einem eigenen Fond, um da mit Krediten auszuhelfen, wo Investoren noch zu viel Risiko, Banken aber zu wenig Sicherheit sehen. „Areal Böhler kann somit erster Standort für zukunftsträchtige, junge Unternehmen werden, die helfen, unsere Wirtschaft nachhaltig zu verändern.“

Doch der Platz in den Hallen des ehemaligen Industrieareals Böhler ist begrenzt. Das neue Innovationszentrum, für das bereits ein Geldgeber gefunden ist, soll neue Maßstäbe setzen, Friedrich Barth spricht von einem „Leuchtturm für modernes Leben und Arbeiten“. Denn das GEC legt seinen Fokus auf Unternehmen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, entsprechend soll auch das Gebäude dieser Leitlinie folgen: Geplant ist ein eigenes Verkehrskonzept auf dem Gelände, das von Fahrrädern und autonomen Bussen geprägt ist. Für Letztere läuft gerade ein Experiment auf dem Areal Böhler. „Es soll kein Auto zu sehen sein, und auch möglichst wenig in den Tiefgaragen stehen“, plant Barth.

Beim Bau des Innovationszentrums soll hauptsächlich auf Holz gesetzt werden, von den Möbeln bis zur Wandfarbe liegt der Fokus auf wiederverwendbaren Materialien und Nachhaltigkeit. Das fertige Innovationszentrum soll mit Dach- und Vertikalfarmen eigene Lebensmittel produzieren, einen weitgehend autonomen Wasserkreislauf haben und so kaum Abwasser produzieren. Der Strom soll weitgehend über eine eigene Solaranlage erzeugt werden.

Und die ansässigen Unternehmen sollen in das Konzept eingebunden werden, etwa in Form eines sogenannten Sustainabilty Clusters, in dem Produktionsabfälle des einen Betriebes im anderen genutzt werden können. „Wir denken an eine neue Art von Industriegebiet, das nicht mehr hässlich, sondern grün und nachhaltig ist. Wir werden in Zukunft Arbeit ganz neu denken müssen, und wir wollen in Meerbusch damit anfangen“, sagt Friedrich Barth. Teil davon soll auch sein, das Gebäude offen und für die Bürger zugänglich zu gestalten, und das schon während der Entstehungsphase.

Im fertigen Zustand soll es dann unter anderem einen Showroom geben, in dem die Arbeit der ansässigen Unternehmen präsentiert wird. Diese werden nach Themen gesondert per Ausschreibung gesucht, damit reagiert das GEC auch auf aktuelle Lagen. Aktuell steht vor allem mit Blick auf den Krieg in der Ukraine das Thema der energetischen Unabhängigkeit im Vordergrund. „Wir suchen nur nach Unternehmen, die die Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen und in die Zukunft ausgerichtet sind. Eine Technologie, die den Verbrennungsmotor effizienter macht, würden wir nicht unterstützen“, erklärt Barth.

Um diese Pläne umzusetzen, brauchen er und das Team des Global Entrepreneurship Centres aber auch die Hilfe der Politik. „Wenn wir neue, innovative Baustoffe etwa für die Dämmungssysteme verwenden, werden wir vermutlich auf die eine oder andere Ausnahmeregelung angewiesen sein“, kündigt der CEO an. Bisher laufe die Zusammenarbeit mit der Stadt Meerbusch aber hervorragend. Daher, so hofft Barth, kann das Meerbuscher Innovationszentrum bald in die konkrete Planung gehen. Die Politik – und zu gegebenen Zeitpunkt auch die Öffentlichkeit – werde an dem anstehenden Prozess beteiligt.

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