Ehrenamt Durch den Corona-Alltag mit dem Telefonjoker

Meerbusch · Als die Pandemie startete, hatte Maria Pesch die Idee für ein Projekt zum Austausch über das Telefon und dachte dabei zunächst an ältere Menschen, die alleine leben. Mittlerweile beteiligen sich 20 Personen daran und freuen sich über den bereichernden Kontakt.

 Marieluise Hüls beteiligt sich am Projekt Telefonjoker. Sie schätzt den persönlichen Austausch in einer Zeit, in der immer noch einiges anders ist als sonst.

Marieluise Hüls beteiligt sich am Projekt Telefonjoker. Sie schätzt den persönlichen Austausch in einer Zeit, in der immer noch einiges anders ist als sonst.

Foto: Hüls

Als Marieluise Hüls vor drei Jahren in den Ruhestand ging, da engagierte sie sich sofort im Ehrenamt. „Ich habe erstmal zu viel gemacht“, weiß die pensionierte Seelsorgerin im Nachhinein. Sie beschloss daher, die Aktivität zurückzufahren und suchte stattdessen nach einer kleinen Aufgabe. So wurde sie auf ein Plakat aufmerksam: Telefonpaten gesucht.

Mittwoch ist bei Marieluise Hüls nun der Tag, an dem sie eine Verabredung am Telefon hat. Seit einigen Wochen telefoniert sie mit einer Dame aus Meerbusch und tauscht sich aus. Ein häufiges Thema ihrer Gespräche ist der Umgang mit der Pandemie. „Manche lassen keinen mehr in die Wohnung rein, andere nehmen gar keine Rücksicht. Man erlebt das ganze Spektrum. Corona ist immer ein Thema, aber es kommen während des Telefonats auch andere Dinge auf“, sagt Marieluise Hüls.

Der Beginn der Kontaktbeschränkungen war auch der Anlass für das Telefon-Projekt, an dem sich die beiden Frauen beteiligen. Die Idee dazu hatte Maria Pesch. Die Gemeindereferentin der Pfarrei Hildegundis von Meer nannte das Projekt erst erst einmal „Telefonpaten“. „Das war eher ein Arbeitstitel“, sagt sie. Der neue Name heißt nun Telefonjoker und klingt fröhlicher, so als habe man noch ein Ass im Ärmel. Bei dem Projekt kooperiert die Pfarrei mit der Katholischen Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist sowie den Sozialdiensten des Caritasverbandes Rhein Kreis Neuss.

„Vielen Menschen fehlten in dieser Zeit Nähe und Austausch“, sagt Maria Pesch. Sie dachte dabei besonders an diejenigen, die alleine leben und auf diese Weise einen neuen Ansprechpartner gewinnen können. Tatsächlich kam die Idee gleich gut an. „Bis jetzt haben sich bei uns 20 Menschen gemeldet, die gerne über das Telefon Kontakt haben wollen“, berichtet sie. Wenn sich Interessenten melden, überlegt die Gemeindereferentin, wer wohl für das Telefont-Tandem gut zusammenpassen könnte.

Bei Marieluise Hüls und ihrer Gesprächspartnerin hatte Maria Pesch offenbar einen guten Griff. Die beiden Frauen sind fast gleich alt und hatten sich nach dem Ruhestand ehrenamtlich engagiert. Sie sind in einer ähnlichen Lebensphase, auch wenn ihre Situation unterschiedlich ist. Nach dem ersten Gespräch waren sie sich einig, dass sie gerne weiter in Kontakt bleiben möchten.

„Wir telefonieren meist eine Stunde“, berichtet die pensionierte Seelsorgerin. Ihr war es wichtig, dass sie ihren Beruf nicht am Telefon weiterführen wollte, etwa durch stundenlange Problemgespräche. „Wir haben beide viele Bekannte und sind nicht einsam“, sagt Hüls. Doch der Austausch am Telefon sei für sie eine Bereicherung. Zum einen, weil er etwas Neues sei, zum anderen weil die Gespräche persönlich seien, aber eben nicht „aus dem Nähkästchen“. Eine angenehme Mischung.

Kurz nachdem das Projekt für die beiden begann, fuhr Marieluise Hüls mit ihrem Mann für drei Wochen an die Nordsee. Eine Unterbrechung zu diesem Zeitpunkt hätte sie nicht gut gefunden. Und so telefonierte sie mittwochs eben mit dem Handy im Urlaub.

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