Meerbusch Meerbusch — die Heimat der Teebeutel

Meerbusch · Wer irgendwo auf der Welt einen Teebeutel in eine Tasse heißes Wasser legt, legt auch ein Stückchen Meerbusch mit hinein: In Büderich hat die Firma ihren Sitz, die für den Weltmarkt Maschinen zum Anfertigen von Teebeuteln herstellt

1928 entwickelte Adolf Rambold, Gründer von Teepack, die Pompadour-Teebeutelpackmaschine. Sie konnte 35 Teebeutel pro Minute produzieren.

1928 entwickelte Adolf Rambold, Gründer von Teepack, die Pompadour-Teebeutelpackmaschine. Sie konnte 35 Teebeutel pro Minute produzieren.

Foto: Teepack/RP-Foto: Ulli Dackweiler

Aserbaidschan, Iran, Vereinigte Arabische Emirate, Indien, Japan, China, Frankreich, Türkei, Portugal, USA - das sind nur einige der Länder, an die die Container adressiert sind, die das Teepack-Gelände in Büderich verlassen. Ohne die darin verpackten Maschinen müssten Tee-Fans in 50 Ländernauf auf fünf Kontinenten auf die problemlose Zubereitung ihres Lieblings-Getränks verzichten. Denn ohne diese Hightech-Maschinen aus dem 230 Mitarbeiter starken Schwesterunternehmen der Teekanne GmbH könnte der feingeschnittene Tee nicht in Aufgussbeutel gefüllt werden. Das Büdericher Unternehmen gilt als Marktführer in Sachen Teeverpackungsmaschinen und macht Meerbusch damit zur Heimat der Teebeutel.

Kunstruktionsleiter Michael Klein ist seit über 30 Jahren bei Teepack.

Kunstruktionsleiter Michael Klein ist seit über 30 Jahren bei Teepack.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Erfunden wurde der Doppelkammerteebeutel von Adolf Rambold, der ab den 1920er Jahren Mitarbeiter des Unternehmens Teekanne war. Er entwickelte die "Constanta-Teepackmaschine". Seit 1957 wird sie in der Büdericher Produktionshalle gebaut und hier ist auch der Geburtsort der Perfecta. Sie arbeitet wesentlich schneller als die Constanta, die 150 Doppelkammerteebeutel pro Minute produzierte. Ihre Nachfolgerin bringt es in diesem Zeitraum auf 420 Stück und pro Jahr auf bis zu 150 Millionen Teebeutel. "Inzwischen wurde das System mehrfach kopiert", erzählt Michael Klein. Der Konstruktionsleiter arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei der Teepack Spezialmaschinen GmbH und liebt die Internationalität seines Jobs: "Ich habe in viele Länder Kontakt. Unsere Monteure sind weltweit unterwegs, und hier am Standort werden Menschen aller Nationalitäten über mehrere Wochen geschult."

Die Maschinen entstehen zu 90 Prozent in Meerbusch: "Hier werden sie entwickelt, designed, gefertigt und montiert." Bis auf wenige Ausnahmen werden die einzelnen Teile vor Ort angefertigt. Der Maschinenpark ermöglicht es, umgehend auf Kundenwünsche einzugehen. Die Fertigung der Einzelteile erfolgt vollautomatisch: "So eine Maschine kann bis zu acht Stunden alleine arbeiten. Wir geben per 3D-Zeichnung computergesteuert den Auftrag und sie fertigt dann das Teil, das wir für unsere Maschinen brauchen. Nach Anfertigung werden die jeweils benötigten Teile mit einer dem Fließband-Ablauf ähnlichen Logistik in den "Fertigungsbahnhof" und in die 1500 Quadratmeter große Montagehalle gebracht. Dort wird die Endmontage mit etlichen Probeläufen vorgenommen.

Bevor die Doppelkammerteebeutelmaschine schließlich ausgeliefert wird - aktuell nach Russland und nach Atlanta - bringt sie einen ein- bis zweitägigen Probelauf hinter sich: "Dabei produziert sie probeweise bis zu 20.000 Teebeutel", erklärt Michael Klein. Der einzelne Doppelkammerteebeutel aus reinem Naturstoff - "er wird gefaltet - nicht geklebt und nicht versiegelt" - kann mit einem Faden verknotet oder einer Alu-Klammer verschlossen werden. Je nach Kundenwunsch werden die Maschinen unterschiedlich ausgerichtet - immer entsprechend der in Auftrag gegebenen Verschluss-Variante.

Um den detaillierten Anforderungen der Kunden gerecht zu werden, ist Fertigungsgenauigkeit gefragt. Außerdem müssen die Teepack-Mitarbeiter flexibel sein. In den USA werden vor allem für Eistee auch Beutel in Übergröße für die ganze Familie gewünscht. "Dafür fertigen wir besondere Maschinen an. Diese großen 'Familienbeutel' fassen sieben Gramm Tee, in die gängige Größe kommen nur zwei Gramm", erklärt Klein. Er weist darauf hin, dass das weltweit beliebte, in vielerlei Geschmacksrichtungen erhältliche Getränk im Teebeutel genauso schmeckt, wie lose aufgegossen: "Es kommt allein auf die Qualität des Tees an. Für die Portionierung im Beutel werden die Blätter lediglich feiner geschnitten."

(RP)
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