Meerbuscher Geschichte Wird der Kohteshof abgerissen?

Meerbusch · Dem alten Kohteshof an der Uerdinger Straße in Lank-Latum könnte der Abriss drohen. Seit rund 200 Jahren steht das Gebäude dortund gehört zu den ursprünglichen Höfen des Dorfes Latum, von denen nur noch wenige existieren.

 Der geschichtsträchtige Kohteshof könnte bald für einen Neubau abgerissen werden.

Der geschichtsträchtige Kohteshof könnte bald für einen Neubau abgerissen werden.

Foto: Mike Kunze

Schon bald könnte auch der Kohteshof das Schicksal des Lipperhofes oder des Schwanenhofes erleiden, die ebenfalls an der Uerdinger Straße lagen und schon in den 1970er Jahren einer neuen Bebauung weichen mussten.

Denn seit Monaten wird über den Verkauf des Geländes und eine Neubebauung durch einen Investor spekuliert. Und im August 2019 verneinte die Obere Denkmalbehörde zuletzt den Denkmalwert des Hofes, wie sie es schon 1996 getan hatte. Begründung ist einmal mehr, dass das Gebäude im Kern zwar Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden, aber im Innern durch viele Um- und Anbauten nicht mehr original erhalten sei. Dass „die Hofanlage inmitten einer belanglosen heterogenen städtebaulichen Situation“ liegt, stellt der „Stadtplanung“ dabei kein gutes Zeugnis aus. Dabei blickt das Haus auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die hat Hoferbe Franz Kohtes selbst über Jahrzehnte erforscht.

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts war das letzte Haus in Richtung Stratum als Gaststätte „Zum Weißen Pferd“ bekannt und die Eigentümer verdienten an Durchreisenden und der eigenen Landwirtschaft ihr Auskommen. In dieser Zeit lebten in dem niederrheinischen Hallenhaus noch Vieh und Mensch unter einem Dach. Erste fassbare Eigentümer des Hofes waren Adrian Kegeljans (1715-1801) aus Düsseldorf und seine Frau Elisabeth Rinkes (1717-1794) aus Stratum, die dort die Gaststätte betrieben.

Dessen Sohn Jacob Kegeljans (1749-1818) übernahm wiederum das elterliche Anwesen 1787. Fünf Jahre später erfolgte ein größerer Umbau, so dass aus dem „Weißen Pferd“ nun „Neu-Kegeljans“ wurde. Später kam dann noch ein Backhaus hinzu. Da Jacob Kegeljans drei Töchter hatte, verschwand der alte Name nach nur zwei Generationen. Joseph Kohtes (1794-1871) aus Strümp heiratete 1819 die Hoferbin Agnes Catharina (1793-1857) und vergrößerte das Anwesen durch zahlreiche neuerworbene Ackerparzellen. Der Ackerer, Wirt und Bäcker erweiterte die geschäftlichen Aktivitäten zudem um eine Branntweinbrennerei. Um das Jahr 1850 baute Joseph Kothes zusätzlich noch einen unterkellerten Trakt an das Wohnhaus an.

Dessen Erben Franz Kohtes (1824-1917) gelang es in der Folgezeit, weitere Flächen zu kaufen, so dass er 1863 eine neue große Scheune errichtete, während die ältere und kleinere Scheune zum Kuhstall wurde. Franz Kohtes konzentrierte sich ganz auf die Landwirtschafte und die Gastwirtschaft wurde um 1859 eingestellt. Auch im Latumer Gemeinderat war er vertreten und erhielt nach langjähriger Tätigkeit als ehrenamtlicher Beigeordneter vom preußischen König den Kronenorden IV. Klasse.

Schon 1905 hatte Sohn Adolf (1877-1960) den Kohteshof übernommen. Neben dem Broterwerb war auch er Beigeordneter und Gemeindevorsteher, sogar Ortsbauernführer. Ihm folgte als letzter Landwirt Konstantin Kohtes, der auch ein neues Wohnhaus in den Wiesen hinter dem Hof errichtete. Dort wohnt heute Sohn Franz als aktueller Eigentümer. Ebenfalls in den Obstweiden liegt ein malerisches ehemaliges Arbeiterhaus und eine große grüne aber kaum einsehbare Fläche zwischen Uerdinger Straße und Mühlenstraße, die demnächst wohl bebaut werden wird.

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