Bauen in Meerbusch Digitale Bürgerwerkstatt für das Wohngebiet Kalverdonk

Osterath · Bürger diskutierten am Bildschirm, wie das Osterather Neubaugebiet gestaltet werden könnte. Ideen sollen in den städtebaulichen Wettbewerb einfließen.

 Ende Oktober 2021 wurden bei einer Info-Veranstaltung die Pläne für das Wohngebiet bei einer Begehung durch das Entwicklungsgebiet vorgestellt.

Ende Oktober 2021 wurden bei einer Info-Veranstaltung die Pläne für das Wohngebiet bei einer Begehung durch das Entwicklungsgebiet vorgestellt.

Foto: RP/Kirchholtes

Am Ende des Abends waren alle Beteiligten zufrieden. Die digitale Bürgerwerkstatt zum 37 Hektar großen künftigen Neubaugebiet Kalverdonk in Osterath hatte eine Aufbruchstimmung erzeugt, in deren Geist man weitermachen werde, versprach Bürgermeister Christian Bommers. Er hatte die rund 90 Bürger, die sich vorab für Mittwochabend angemeldet hatten, um 18 Uhr am Bildschirm begrüßt.

Die ursprünglich für November geplante Bürger-Veranstaltung war wegen Corona verschoben worden und wurde nun als digitales Format durchgeführt. „Natürlich sind wir ein wenig nervös, wie es laufen wird“, so Bommers. Aber er hoffe trotzdem auf gute Ergebnisse. Nach einem Rückblick auf die bisherigen Planungsschritte, insbesondere die Auftaktveranstaltung im August, sollten an diesem Abend die thematischen Schwerpunkte in vier Arbeitsgruppen vertieft werden. Dazu wurde jeder Teilnehmer in eine der Gruppen weitergeleitet. Schon bei der Anmeldung hatten alle ihre Präferenzen für die Themen angeben können. Zur Auswahl standen die Bereiche Städtebau und Dichte, Natur, Landschaft und Klima, Mobilität und Verkehr sowie Identität des Ortes.

Basis der jeweiligen Diskussionen waren die bisher erzielten Thesen zur Gestaltung des Wohngebiets. Es ging aber teilweise auch um Grundsätzliches. So erläuterte Anwohner Tobias von Aesch, dass er gerne ländlich wohne, sich aber nicht gegen Neues wehre, wenn es der Umgebung angepasst sei. Dietmar Becüwe sagte, dass es eine einmalige Chance gebe, Dinge auszuprobieren. Man solle weit denken und mutig sein. Die konkreten Vorschläge aus den Arbeitsgruppen wurden nach einer Pause im gesamten Plenum von den Fachleuten der Veranstalter „plan-lokal“, „NRW.urban“ und der Stadt Meerbusch vorgestellt. Das sind die Ergebnisse aus den vier Gruppen im Überblick:

Städtebau und Dichte „Die Bürger wünschen sich eine Bebauung, die aufgelockert ist und höchstens eine Geschossigkeit von drei plus aufweist“, erläuterte Lukas Breil von „plan-lokal“ die Ergebnisse seiner Gruppe. Neben Einfamilienhäusern solle man auch bezahlbaren Wohnraum wiederfinden. Innovative und klimaangepasste Bauweisen müsse man mitdenken. Gut wäre eine Kleinteiligkeit von Fassaden und Gestaltungselementen, damit die Siedlung nicht uniform wirke. Die vorhandenen Gehöfte sollten integriert werden. Die neue Bebauung solle sich zum Bestand öffnen, damit eine Integration ermöglicht werde. Die Quartiersentwicklung müsse familienfreundlich sein und eine soziale Infrastruktur bereitstellen.

Natur, Landschaft und Klima „Die Bürger streben großflächige Freiräume für das Quartier an, um etwas für das Klima und den Erholungs- und Freizeitwert innerhalb des Gebiets zu tun“, informierte Planer Olaf Kasper. Ausgleichsmaßnahmen sollten nicht zu weiterem Flächenverbrauch führen. Breiten Raum nahm die Problematik von Überflutungen ein. Da in diesem Gebiet der Grundwasserstand sehr hoch sei, müssten viele Möglichkeiten zum Versickern, etwa in Tiefbeet-Rigolen, und unterirdische Retentionsräume geschaffen werden. Bei Starkregen könnten auch Plätze und Sportflächen zur Aufnahme von Wasser genutzt werden, ehe dieses in die Häuser laufe. Ein weiteres Thema war die Vermeidung von Lichtverschmutzung und der Wunsch, möglichst heimische Pflanzen für Gärten vorzuschreiben. Ein Lärmschutz Richtung Autobahn sei wünschenswert.

Mobilität und Verkehr Ein wichtiges Thema ist auch der Verkehr in und um das neue Wohngebiet Kalverdonk. „Neue Verkehre sollten so geführt werden, dass es wenig zusätzliche Belastung für die jetzigen Anwohner gibt“, erläuterte Thomas Scholle von „plan-lokal“. Auch der ruhende Verkehr solle im neuen Quartier stattfinden. Wie genau das aussehen könne, ist jedoch noch nicht geklärt. Quartiersgarage, autonomes Fahren, autofreie Areale? Wichtig sei die Stadtbahn, die direkt am Quartier vorbeiführe und gestärkt werden müsse. Eine bessere Tarifstruktur und ein 10-Minuten-Takt wären erforderlich. „Das ist ein wichtiges Rückgrat für eine neue Mobilität“, so Scholle. Lösungen müssten wandelbar sein, damit sie sich an die Zukunft anpassen könnten.

Identität des Ortes „Die Bürger möchten, dass der dörfliche Charakter von Osterath erhalten bleibt. Das ist ihnen ganz wichtig“, berichtete Lara Niemeier. Darum solle der Schützenplatz aufgewertet werden und als Verbindung zur jetzigen Bebauung dienen. Er habe dazu eine strategisch gute Lage. Aber auch im Neubaugebiet müsse es einen zentralen Platz geben, auf dem beispielsweise neue Sportangebote und ein Jugendzentrum Platz finden könnten. Große Geschäfte wünschen sich die Bürger dort nicht (vielleicht einen Bäcker), damit es keine Konkurrenz zum bestehenden Zentrum gibt. Dieses müsse gestärkt werden.

„Wir werden diese Anregungen ernst nehmen und sie berücksichtigen“, unterstrich der Technische Dezernent Michael Assenmacher zum Abschluss der Veranstaltung. Es solle keine Retortensiedlung entstehen. Es ginge auch nicht um Masse, sondern darum, auf die Bedürfnisse der Bürger einzugehen, ergänzte Ludger Kloidt von „NRW.urban“. Man dürfe nicht vergessen, dass es in Meerbusch einen riesigen Wohnungsbedarf gebe.

Der nächste Schritt ist nun eine Experten-Werkstatt, ehe es im April eine öffentliche Zwischenpräsentation der gesamten Ergebnisse geben soll. Danach wird ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, in den die Ideen einfließen sollen.

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